Der chinesische Autobauer Nio punktet bei seinen deutschen Käufern mit einem hierzulande bislang einzigartigem Angebot: Statt ihre Batterie selbst zu laden, können Nio-Fahrer ("User") sie in einer Wechselstation binnen weniger Minuten automatisch austauschen lassen. 98 Prozent der deutschen Käufer mieteten die Batterie und machten davon Gebrauch, sagte Europachef Hui Zhang am Montag vor Beginn der Messe IAA in München.
Das Unternehmen aus Schanghai will dieses Jahr weltweit annähernd 200.000 E-Autos verkaufen. Nio verkauft seit vergangenem Herbst auch in Deutschland, aktuelle Absatzzahlen nannte das Unternehmen in München nicht. Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren es in den ersten acht Monaten 2023 805 Neuzulassungen. "Wir sind in Europa noch relativ klein", sagte Zhang. "Aber wenn wir bei einem Absatz um die 100.000 Fahrzeuge liegen, könnte sich eine Fabrik in Europa rentieren."
Nio Power-Swap-Station in Zusmarshausen
BildergalerieIn China sei Batteriewechsel statt Laden breit akzeptiert, auch der dortige Marktführer SAIC und andere seien damit auf dem Markt, sagte Hui Zhang. In China betreibe Nio bereits 1.800 Batterietausch-Stationen, in Deutschland 7, im restlichen Europa 20. Ein Problem hier: "In Deutschland dauert die Genehmigung für eine Station über zehn Monate." Nio will in Deutschland Audi, BMW, Mercedes-Benz und Tesla Käufer abspenstig machen.
Die Designzentren sind in Schanghai und München, die Autos sind nicht günstig. Der Nio ET5 kostet ohne Batterie 47.000 Euro - der Käufer kann die Batterie mieten und zahlt dann in drei Jahren gut 10.000 Euro zusätzlich. Auch der Kauf der Batterie für 21.000 Euro sei möglich, aber "in Deutschland kauft fast keiner die Batterie", sagte Zhang der Deutschen Presse-Agentur.
Um für sein Batterietausch-Modell zu werben, ist Nio eine strategische Partnerschaft mit dem Stromversorger EnBW eingegangen, der das größte Schnellladenetz in Deutschland betreibt. Auf den E-Ladeparks sollen die beim Aufladen wartenden Fahrer anderer Fabrikate sehen, dass die Nios schneller wieder auf der Straße sind. Nio sei dort bei EnBW quasi Untermieter und könne für sein Modell gut werben, sagte Zhang.