Peugeot: Neuer Löwe

Die Peugeot-Händler in Deutschland machen sich Sorgen über den neuen Markenauftritt, den sie mitten in der Pandemie realisieren sollen. AUTOHAUS fragte bei Peugeot-Deutschland-Geschäftsführer Haico van der Luyt nach, was es damit auf sich hat. AH: Herr van der Luyt, wie ist das Jahr 2021 für Peugeot in Deutschland angelaufen? H. van der Luyt: Wir sind sehr gut gestartet. Wir haben mit Pkw und Nutzfahrzeugen zusammen einen vernünftigen Marktanteil von 2,14 Prozent erzielt. Für mich sind allerdings die Auftragseingänge entscheidender und die sind ganz fantastisch: Trotz des Lockdowns hat der Handel mehr Aufträge geschrieben als im Vorjahr. Darin sehen Sie, dass Digitalisierung stattfindet und auch die Verkäufer über Online-Kanäle und auch Telefon erfolgreich sind. Das hat dazu geführt, dass wir im März den besten Auftragseingang seit März 2017 hatten. Das stimmt mich hoffnungsfroh, auch für die Zulassungen in den nächsten Monaten. AH: Wie sind denn die Lieferzeiten momentan? H. van der Luyt: Die Lieferzeiten haben sich verkürzt, weil wir relativ gute Bestände haben. Viele Kunden konnten ihr Fahrzeug gleich mitnehmen. Ganzer Markenauftritt angepasst AH: In diesen von der Pandemie geprägten schweren Zeiten hat Peugeot einen neuen Markenauftritt angekündigt. Welche Bereiche umfasst das? H. van der Luyt: Zunächst einmal die Signalisation an den Autohäusern und das Logo an den Autos beginnend mit dem neuen 308. Der ganze Markenauftritt von der Geschäftsausstattung über die Fahnen und Werbung wird jetzt nach und nach angepasst. Der Hintergrund ist die Höherpositionierung der Marke und die Digitalisierung. Wir haben uns mit dem Logo auf ein starkes Logo der langen Peugeot-Historie zurückbesonnen, das in der zweidimensionalen Form noch stärker wirkt als der bisherige Löwe. Imageverbesserung als Ziel AH: Geplant ist eine Höherpositionierung. Was heißt das für die Modellpolitik? H. van der Luyt: Schritt für Schritt hat die Marke Peugeot schon in den letzten Jahren jedes einzelne Auto nach oben gezogen - in der Anmutung, im Design, in der Wertigkeit. In Deutschland verkaufen wir zwei Drittel unserer Autos schon in den hohen Ausstattungslinien Allure, GT-Pack oder GT und haben damit die Höherpositionierung hierzulande schon vollzogen. Der Job in Deutschland ist, das Image der Marke Peugeot weiter nach vorne zu bringen. Der Träger dafür sind die Autos auf der Straße. AH: Wo möchten Sie die Marke einordnen? H. van der Luyt: Die Übersetzung für "Highend Generalist" aus der Positionierung von Peugeot: Wir sind auf Augenhöhe mit den großen Volumenherstellern. Peugeot betrachtet sich nicht als Premiummarke. Es bleibt bei Peugeot-Blau AH: Und was bedeutet der neue Markenauftritt für die Händler? Wie viel müssen sie umgestalten? Wie sollen die Betriebe künftig aussehen? H. van der Luyt: Die wesentlichen Elemente bleiben. Der Löwe wird ausgetauscht und im Innenraum einige Elemente. Überall da, wo der alte Löwe war, wird der neue angebracht. Die Händler müssen nicht, wie von manchen befürchtet, das ganze Autohaus von Blau auf Schwarz umstellen. Es bleibt bei dem Peugeot-Blau. Wir arbeiten gerade noch an der Finalisierung der tatsächlichen Kosten, um dann mit den Händlern darüber zu reden, wie wir das schnellstmöglich gemeinsam umsetzen können. Aber die Kosten werden mit Sicherheit für den Handel nicht zu hoch werden. AH: In welchem Zeitraum müssen die Betriebe umgestellt werden? Es geht das Gerücht, dass nur die Händler den neuen 308, der Ende des Jahres eingeführt wird, bekommen, die die neue CI haben. H. van der Luyt: Natürlich muss es unser Anspruch sein, dass so viele Händler wie möglich umgerüstet sind, wenn das erste Auto mit dem neuen Logo auf die Straße kommt. Eine Zwangsverknüpfung sehe ich nicht. Kosten überschaubar AH: Gibt es ein Finanzierungsangebot über die PSA Bank? H. van der Luyt: Nein. Die Summe ist so überschaubar, dass es keiner Finanzierung bedarf. Lassen Sie mich das in diesem Zusammenhang sagen: Wir sind mit dem Handel gut durch die Pandemie gekommen. Wir sehen anhand der Betriebsvergleiche: Ja, es fehlt Umsatz. Der Handel hat aber sehr gut reagiert, indem er das Werkstattgeschäft hochgefahren hat. In der zweiten Jahreshälfte wurde auch gut aufgeholt. 2020 liegt die Rendite unserer Händler über dem Bundesdurchschnitt. Der Start in 2021 war nicht so schlecht, auch wenn wir uns mit 2019 vergleichen. Handel bleibt eingebunden AH: Auf der neu gestalteten Website gibt es auch einen digitalen Verkaufsraum. Wie sind die Händler dort eingebunden? H. van der Luyt: Wir sprechen alle Schritte, die wir dort machen, mit den Vertretern der Händler ab. Wir haben die Händler in einer digitalen Tagung darüber informiert. Es gibt verschiedene Entwicklungsstufen unseres digitalen Verkaufsraums. Die Lagerwagen der Händler sind bereits sichtbar. Die ersten 50 Händler haben ihre Autos hochgeladen. Aktuell bieten wir diese auch mit händlerindividuellen Finanzierungsangeboten an. Die Weiterentwicklung wird sein, dass der Kunde ein Auto ab Werk digital erwerben kann. Auch hier ist der Handel eingebunden: Die Vertragsanbahnung findet auf der Webseite statt, der Kaufvertrag wird mit dem Händler geschlossen. Die Übergabe des Fahrzeugs wird auch im Autohaus stattfinden. Wir werden sehen, ob wir vielleicht in Zukunft auch die Auslieferung nach Hause anbieten. Aber das würde dann auch der Handel übernehmen. Was wir mit unseren Angeboten versuchen, ist, den Kunden in der Peugeot-Welt zu halten und ein effizientes und hochwertiges digitales Verkaufserlebnis zu bieten. Wir sehen, wenn wir heute eine Werbung schalten, klappen die Leute auf der Couch ihren Laptop auf. Sofort nach der Werbung, das kann man in Stunden messen, sehen wir Reaktionen auf der Internetseite. Deshalb ist es gut, wenn man dort attraktive Angebote hat und viele Händler mitmachen. AH: Geht denn Finanzierung und Leasing auch online? H. van der Luyt: Beim Leasing sind wir heute schon so weit, dass der Vertrag für ein Bestandsfahrzeug über die PSA-Bank geschlossen werden kann - inklusive digitaler Identifikation und digitaler Unterschrift per TAN-Verfahren. Seit Sommer relativ normales Geschäft AH: Wie unterstützen Sie Ihre Händler in den immer wieder kommenden Lockdowns? H. van der Luyt: Wir haben am Anfang Zinsfristen verlängert und die Ziele gesenkt. Seit dem Sommer machen wir aber ein relativ normales Geschäft. Wir vergeben ein monatliches Ziel, weil wir so auf Sicht fahren können und ein gutes Gefühl dafür haben, wie der Markt sich entwickelt. Wenn es einen lokalen Lockdown gibt oder ein Händler aus anderen Gründen schließen muss, finden wir mit dem Händler eine Lösung. Das heißt aber nicht, dass wir Standards und anderes Prozedere aussetzen. Sowohl der Handel als auch wir brauchen den Umsatz. Der Verkäufer kann auch von zu Hause das Telefon in die Hand nehmen, auch die Leasingausläufer müssen betreut werden. Es gibt Werkstattkunden, denen man ein Angebot ins Auto legen kann. Es gibt eine Fülle von Maßnahmen. Steigerung geplant AH: Wie viele Verkäufe halten Sie 2021 insgesamt noch für machbar? H. van der Luyt: Ich kann Ihnen keine absolute Zahl nennen. Ich weiß nicht, wie der Markt sich entwickelt und welche Rückschläge wir noch erleben werden. Wir streben an, unseren Marktanteil noch ein bisschen zu steigern. Wir werden den 308 auf die Straße bringen und wir haben noch Potenziale bei den E-Autos. AH: In Österreich gab es ein Peugeot- Urteil. Hat das Einfluss auf Ihre Arbeit in Deutschland? H. van der Luyt: Nein, aktuell nicht. AH: Vielen Dank für das Gespräch! Kurzfassung Die Peugeot-Händler seien in Deutschland gut durch die Krise gekommen, sagt der Deutschland-Geschäftsführer. Die Auftragseingänge seien sehr gut. Mit dem neuen 308 und noch mehr E-Auto Verkäufen will er in diesem Jahr noch Marktanteile gewinnen.

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