Die Volkswagen-Kernmarke VW Pkw verkleinert ihr Händlernetz in Deutschland. Gleichzeitig sollen sich die Handelspartner in Europa mit Blick auf E-Mobilität und Vernetzung neu aufstellen. Ziel sei, den Handel als eine "elementare Schnittstelle zu den Kunden zu erhalten", sagte Marken-Vertriebsvorstand Jürgen Stackmann nach einer Händlerkonferenz. Während das Händlernetz in Deutschland abgespeckt wird, werde es in Europa "keine signifikante Verringerung" geben. Details nannte er zunächst nicht. Die betroffenen Partnerverbände seien bereits informiert.
Matti Pörhö, Präsident des europäischen VW-Händlerverbands, sagte, Händler und Hersteller arbeiteten konstruktiv zusammen: "Sie haben das Know-how des Autobauens, aber wir sind es, die Emotionen verkaufen. Keiner kann ohne den anderen leben." Auch Stackmann betonte, die Handelspartner "sind und bleiben ein Eckpfeiler des Volkswagen-Geschäftsmodells".
Die Verträge mit den europaweit rund 3.500 Handelspartnern würden zum Ende des ersten Quartals gekündigt, die neuen Verträge sollten nach zweijähriger Kündigungsfrist ab April 2020 gelten. Auf der Konferenz in Hannover sei vereinbart worden, die Gespräche über das neue Modell bis Ende Juni zu verlängern. Bis Weihnachten sollten die Verträge unterschrieben sein.
In Deutschland diskutiert der Volkswagen und Audi Partnerverband (VAPV) seit Mitte Januar mit dem Hersteller über die neuen Vereinbarungen. VAPV-Chef Dirk Weddigen von Knapp zeigte sich zuletzt gegenüber AUTOHAUS zuversichtlich, einen gemeinsamen Weg zu finden.
Digitalsierung erhöht Druck
Mit den neuen Verträgen solle erreicht werden, dass die Händler eine "klare Perspektive bei VW" erhielten, betonte Stackmann. "Die Veränderungen sind dringend notwendig, um Zukunftsfähigkeit zu erreichen." Die Digitalisierung setze den Autohandel unter Druck, neue Konkurrenten entstünden im Internet und digitale Mobilitätsdienste müssten den Kunden erklärt werden.
Die Entwicklung verschärfe sich zudem mit dem Elektroauto. Die Zahl der vernetzten Fahrzeuge werde sich "dramatisch erhöhen": Auch für Autos werde es künftig regelmäßige Software-Updates geben – wie beim Smartphone. Perspektiven erhofft sich Volkswagen auch von E-Commerce und einem eigenen Online-Vertrieb.
"Es geht nicht darum, neue Autohäuser zu bauen, sondern clevere neue Möglichkeiten für die Handelspartner zu schaffen", so Stackmann. Die Handelsnetze aller Marken seien seit Jahren in einem permanenten Konsolidierungsprozess. Künftig sollten die Autokunden auch direkten Kontakt zum Hersteller haben.
Die Händler wiederum müssten profitabel arbeiten können. Tatsächlich ist die Ertragslage vieler Autohändler wenig rosig: Ein europäischer VW-Händler kommt früheren Angaben zufolge auf einen durchschnittlichen Jahresumsatz von 27 Millionen Euro und verkauft jährlich etwa 620 Neuwagen. Die Umsatzrendite, also der Anteil des Gewinns am Umsatz, liegt laut VW bei einem Prozent. Die Erträge stammen vor allem aus dem Ersatzteilverkauf und dem Werkstattbetrieb. (dpa/dp)
Sven Groetzner
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