Ausgabe 18/2011: Neue Offenheit

Neue OffenheitToyota E Der japanische Konzern öffnet sich, um bei den Kunden wieder mehr Vertrauen aufzubauen. Von Doris PlateToyota-Händler wurden in den letzten zwei Jahren schwer gebeutelt. „Wegen des Gaspedals sind die Verkäufe in unserer Gruppe von 6.400 auf 3.700 pro Jahr zurückgefallen“, berichtet zum Beispiel Andreas Dobbert, Geschäftsführer des AHZ Automobil Handels Gruppe, zu der acht Toyota-Betriebe und vier Lexus-Foren gehören. Und auch dem Mutterkonzern erging es schlecht: Durch die von der Lehman-Pleite ausgelöste Finanzkrise, die Qualitätsprobleme und die Erdbebenkatastrophe hat Toyota nach eigenen Angaben zirka 500.000 Autos weniger verkauft. Wie in Japan üblich, hat der Konzern das eher still ertragen. Jetzt hat sich die Toyota Motor Corporation aber entschlossen, in die Offensive zu gehen. Die Verantwortlichen wollen vor allem die hauseigene Rückrufpraxis durch aktivere Kommunikation besser erläutern. Besonders in Zusammenhang mit der Gaspedal-Affäre wurde den Managern nämlich vorgehalten, zu zaghaft reagiert zu haben. Rückrufphilosophie erläutertIn Deutschland machte Toshiaki Yasuda den Anfang: Schon bei kleinsten Problemen und auch für zehn Jahre alte Autos werde ein Rückruf gestartet, erläuterte der Toyota Deutschland Präsident Ende August vor der Presse in München. Das geschehe, „weil uns die Sicherheit unserer Kunden besonders wichtig ist.“ Da werde nichts bei routinemäßigen Werkstattbesuchen miterledigt und so vertuscht. Im Gegenteil, man sei bemüht durch die Einbeziehung des Kraftfahrtbundesamtes auch wirklich alle betroffenen Kunden zu erreichen.Für japanische Kunden sei dies positiv und auch die deutschen Toyota-Stammkäufer reagierten positiv. Nur die Interessenten, die gerade einen Kauf überlegten, würden möglicherweise abgeschreckt, räumte Yasuda ein. Das geschehe aber völlig zu Unrecht: In der aktuellen TÜV-Statistik schneide Toyota 17-mal unter den Top Ten ab: „Damit sind wir die beste Marke im TÜV-Report.“ Hybrid im VordergrundUnd noch dazu eine, die mit der Technologieführerschaft in Sachen Hybrid-Technik zurzeit ein Ass im Ärmel hat. Das stellte zumindest Toyota Deutschland Geschäftsführer Ulrich Selzer in den Vordergrund. Seit 14 Jahren biete die Marke Hybridfahrzeuge an. Seit etwa zwei Jahren auch mit Erfolg: „Unser Durchhaltevermögen und unser langfristiges Denken haben sich letztlich ausgezahlt.“ 3,4 Millionen Toyota-Fahrzeuge mit Vollhybridantrieb seien weltweit auf den Straßen unterwegs. 16 Modelle hat der Hersteller im Repertoire, sechs davon sind in Deutschland verfügbar. Im nächsten Jahr kommen drei weitere hinzu: der neue Yaris als Vollhybrid, der siebensitzige Familienvan Prius+, dessen Batterie in der Mittelkonsole untergebracht ist und der deshalb mehr Platz bietet, und der Prius in einer Plug-in-Version. Besonders an den Yaris sind die Erwartungen hoch. Er bringt die Hybridtechnik in eine neue Fahrzeugklasse und macht sie damit für breitere Schichten erschwinglich.Forschung und EntwicklungAcht bis zehn Prozent der Toyota-Verkäufe seien heute schon Hybride, bei Lexus fast alle. Nach dem Hype um das E-Auto hätten sich die Kunden in diesem Jahr wieder davon abgewandt, weil sie festgestellt hätten, dass sie diese Fahrzeuge nur zu völlig überhöhten Preisen oder gar nicht kaufen könnten. Außerdem begrenze die geringe Reichweite die Einsatzmöglichkeiten dieser Fahrzeuge stark. Mit einem Hybrid hingegen könne der Kunde bei Bedarf auch längere Strecken zurücklegen. Dennoch forscht und entwickelt Toyota auch bei den Elektrofahrzeugen weiter: 2012 werden in den USA zwei Stromer von Toyota auf den Markt kommen und bereits 2015 ein wasserstoffbetriebenes Fahrzeug. Siebenfache ReichweiteUnd Toyota ist stolz darauf, eine eigene Forschungsabteilung für Batterietechnologie zu haben, wie Shinji Miyatake, oberster Öffentlichkeitsarbeiter der Toyota Motor Corporation, erzählt. In diesem Bereich werde nicht gespart. Man habe bereits Batterien entwickelt, die die derzeit auf etwa 100 Kilometer begrenzte Reichweite versiebenfachen. Wenn der Markt verstärkt nach E-Fahrzeugen verlange, sei Toyota bereit. Überhaupt wollen die Japaner zukünftig noch mehr darauf achten, was der Kunde will. Yasuda verspricht: „Wir haben erkannt, dass wir noch mehr auf die regionalen Unterschiede bei den Bedürfnissen unserer Kunden eingehen müssen.“ Damit würde sich auch ein Händlerwunsch erfüllen, den Dobbert folgendermaßen formuliert hat: „Nicht immer nur vernünftig sein. Emotionen sind auch wichtig.“ Mehr EmotionDer Celica-Nachfolger mit dem Arbeitstitel „FT 86“, der im 2. Halbjahr 2012 kommt, soll hier ein Zeichen setzen. Ein anderer Händlerwunsch wurde schon erfüllt: Der Affenspot, der ab 1992 mit „Nichts ist unmöööglich“ für Toyota warb, ist zum 40-jährigen Jubiläum der Marke auf den Bildschirm zurückgekehrt. Auch die Händlerrendite hat sich von 0,9 Prozent im Abwrackprämienjahr auf 1,1 Prozent aktuell verbessert – trotz weniger Verkäufen! Der besseren Verkaufsunterstützung durch den Hersteller und dem besseren Modellmix sei das zu verdanken. Wenn jetzt noch die Marge gerechter verteilt würde und große Gruppenhändler nicht über vier Prozent mehr hätten als mittlere und kleine Partner, könnte es wieder aufwärts gehen, heißt es im Handel hinter vorgehaltener Hand. Aber das ist ein anderes Thema. zKurzfassungDie Rückrufphilosophie des japanischen Konzerns hat für manche seinen Ruf beschädigt. Jetzt erläutern die Manager in der Öffentlichkeit, warum sie so gehandelt haben. Bei den Modellen setzt Toyota in den nächsten Jahren vor allem auf die Hybridtechnologie. Trotzdem wird an der Batterietechnik für Elektrofahrzeuge weiter geforscht. Und ein Brennstoffzellenfahrzeug soll 2015 serienreif sein. Auch Emotionen sollen wieder angesprochen werden: Die Celica bekommt einen Nachfolger.

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