Puls Automobilkongress: Mit Neugier, Offenheit und Mut

Der "GenZ" wird nachgesagt, lieber zu kaufen als zu mieten. Sie gilt damit als Treiber von Mobilitätsangeboten, zu denen auch Auto-Abos und flexible Leasingverträge zählen. Auch bei den Banken ist dieser Wandel der Kundenbedürfnisse zu spüren, erklärte Anthony Bandmann. Neben den neuen Kundenbedürfnissen und dem damit verbundenen Ruf nach Flexibilität werde auch der Wettbewerb in diesem Sektor zunehmend "aggressiver", erklärte der Vorstand Vertrieb und Marketing (Volkswagen Financial Services AG), was auch mit den Milliardeninvestitionen in diesem Sektor zusammenhängt.Im Laufe seines Lebens, so Bandmann, gebe ein Mensch rund 377.000 Euro für Mobilität aus. Geld, das jeder Händler gerne in der eigenen Bilanz sehen möchte. Eine Möglichkeit, sich ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen zu sichern, ist es in den Augen des Finanzexperten, die Kunden im eigenen Ökosystem zu halten. Im Umkehrschluss bedeutet das wiederum sämtliche vom Kunden gewünschten Mobilitätskonzepte auch anzubieten - und daran arbeitet man bei den Volkswagen Financial Services gerade auch, indem man eine Plattform für alle Marken des Konzerns geschaffen hat. Auch die Segment 3 Fahrzeuge, erklärt Bandmann weiter, seien Teil dieses Ökosystems, da man das Potenzial dieses Sektors erkannt habe.Handel zunehmend besorgtDie Ambitionen der OEMs und auch der dramatische Einbruch der Handelsspanne und nicht zuletzt das aufkommende Agenturmodell bereiten wohl nicht nur dem anwesenden Uwe Feser, Geschäftsführer Feser Graf Automobil Holding GmbH, Sorgen. "Früher konnte ich das Auto kalkulieren", erklärte der Händler. Mit dem Agentursystem habe er künftig "weniger Spielraum" und auch beim wichtigen Gebrauchtwagensegment drohe ein weiterer lukrativer Geschäftszweig aus den Händen des Handels zu gleiten.Axel Nordieker, Geschäftsführer Toyota Kreditbank, wagt in seinem Vortrag einen Blick von oben und stellt sich die Frage, wer denn eigentlich alles in diesem Mobilitäts-Spiel mitspielt. Die Teilnehmer reichen dabei vom ÖPNV-Anbieter über den Autohandel bis hin zu Start-ups. Den Handel sieht er in diesem Zusammenhang in einer neuen Rolle als Mobilitätsdienstleister. Im Zuge dieser Entwicklungen hat man bei Toyota die Mobilitätsmarke "Kinto" ins Leben gerufen, um so den Kundenwünschen nach "weiteren Mobilitätsdiensten" Rechnung zu tragen.Markenneutrale E-Commerce-PlattformRoman Still zeigte mit Alles.Auto eine Möglichkeit der Digitalisierung für Autohäuser auf. Dabei betonte der Vorstandsvorsitzende der AVAG Holding SE, dass es sich hier "um keine Verkaufsplattform, sondern eine Autohausplattform" handelt. Gerade für Unternehmen, die keine Millionensummen in ihre Software stecken können und wollen, ist die von Alles.Auto proklamierte Plattform-Idee eine interessante Alternative.Erfolgsrezept familiäre AtmosphäreAn der nachfolgenden Talkrunde "Powerfrauen im Automobilhandel" nahmen Jenny Koch, Vorstand Koch Automobile AG, Theresa Schirak, Betriebsleitung Schirak Automobile, und Tanja Woltmann-Knigge, Geschäftsführung Woltmann GmbH & Co. KG, teil. Darauf angesprochen, dass es ihrem Betrieb gelungen sei, viele Auszubildende zu akquirieren, und auch viele Mitarbeiter nach der Ausbildung dem Unternehmen treu bleiben, antwortet Koch, dass man viel in den Onboarding-Prozess investiert habe.Noch wichtiger sei allerdings, dass sich die Mitarbeiter "als Teil einer Familie fühlen", erklärte die Vorständin. Die Erkenntnis, dass eine solch familiäre Atmosphäre positiven Einfluss auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens hat, fand sich dabei in einem Großteil der in der Talkrunde vorgetragenen Erfolgsrezepte. "Wir versuchen, unseren Mitarbeitern das Familiäre vorzuleben", schließt sich Schirak der einhelligen Meinung an. Neue Mitarbeiter zu finden und bestehende ans Unternehmen zu binden, sei aber auch für ihren Betrieb eine Herausforderung für die Zukunft, erklärte Tanja Woltmann-Knigge. Nicht weniger herausfordernd sei es aber, so die Geschäftsführerin der Woltmann Gruppe, "dass die Alten Platz für die Jungen machen." In ihren Augen sei "eine Mischung aus historischem Gedächtnis und Impulsen von außen" für die anstehenden Herausforderungen ideal.Kunden vertrauen dem HandelZum Agenturmodell sagte sie: "Hersteller brauchen keinen Händler an der Beatmungsmaschine." Im Zuge dieser Veränderungen müsse man, so Knigge, offen für Neues sein. In ihrem Betrieb hat sich die Geschäftsführerin daher auf eine Kooperation mit dem asiatischen Hersteller MG eingelassen - und es bisher nicht bereut. Der Handel, so Knigge, habe das Vertrauen seiner Kunden auf seiner Seite. Dieses Vertrauen müsse man nutzen und dazu gehöre es eben auch, einmal "skeptisch auf die Marken zu gucken."An der Podiumsdiskussion "Neue Plattform- und Dienstleistungsangebote" nahmen Uwe Artz, Geschäftsführer APZ, Martin Guse, Sprecher Geschäftsführung BDK, Günter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender Auktion & Markt AG, Autobid. de, Dr. Reinhard Schmidt, Geschäftsführer heycar, und Denise Peters, welche bei bei LeasPlan das Geschäft für kleine und mittelständische Unternehmen verantwortet, teil. Im Anschluss präsentierte Dr. Johannes Graßmann, Industry Head Automotive and Automotive Retail Google DACH einen "schnellen Abriss aus der Google-Welt."So zeigte Graßmann anschaulich, dass sich der Trend hin zu neuen Mobilitätskonzepten auch mit Zahlen aus der größten Suchmaschine der Welt belegen lässt. Allein die Suche nach "Auto-Abos", so der Experte, habe sich in den letzten Jahren vervielfacht.

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