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Margensysteme im Autohandel: Quantität statt Qualität

10.07.2015 14:22 Uhr
Der Anteil an quantitativen Boni steigt. Damit wollen Hersteller ihre Vertragshändler für eine bessere Marktausschöpfung motivieren.

Der Verdrängungswettkampf in der Autobranche spiegelt sich auch in den Margensystemen wider. Laut einer IFA-Studie ist der Anteil an Boni für höhere Fahrzeugverkäufe in den vergangenen Jahren gestiegen.

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Die Autohersteller setzen in ihren Margensystemen wieder verstärkt auf Volumen. Das zeigt eine aktuelle Bestandsaufnahme des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen-Geislingen. Demnach legten die Boni für Absatzvolumen, Marktausschöpfung und Zielerreichung ("quantitative Boni") im Vergleich zur vorangegangenen Studie im Jahr 2011 von 3,0 auf 3,8 Prozent zu. Dagegen nahmen die Boni für Erfüllung von Hersteller-Standards ("qualitative Boni") deutlich ab: von 4,3 auf 3,7 Prozent.

"Der Verdrängungswettbewerb auf dem deutschen Markt ist in vollem Gange. Um hier zu bestehen, müssen die Hersteller ihren Händlern Anreize geben, den Markt aggressiver als in der Vergangenheit zu bearbeiten", erklärte IFA-Direktor Willi Diez am Freitag. Verstärkt werde der Trend noch durch die zahlreichen, zumeist zeitlich befristeten Verkaufsprämien für einzelne Modelle. Der Branchenexperte schätzt deren Höhe auf drei bis fünf Prozent des Listenpreises.

Diez: "Auffällig an der diesjährigen Untersuchung ist daher auch, dass die Nachverfolgung von Kaufinteressenten durch die Händler, das sogenannte Lead-Management, bei vielen Herstellern bonifiziert wird." So würden beispielsweie Händler, die Kundenanfragen innerhalb von 24 Stunden bearbeiten, Zuwendungen von bis zu einem Prozent des Listenpreises erhalten. Darüber hinaus würden die Dokumentation und das Bearbeiten von Interessenten in nahezu allen Margensystemen vergütet.

Der Studie zufolge hat sich die maximal erreichbare Gesamtmarge gegenüber 2011 kaum verändert. Im Schnitt liegt die Handelsspanne bei 19,8 Prozent, vor vier Jahren waren es 19,7 Prozent. Das IFA hatte zum vierten Mal die Margen- und Bonussysteme unter die Lupe genommen. Die 16 untersuchten Marken decken rund 65 Prozent des deutschen Automarktes ab.

Hohe Komplexität

Die Regelungsdichte in den Margensystemen sei insgesamt weiterhin sehr hoch, betonte Diez. "Kaum eine Aktivität des Händlers, die nicht bonifiziert wird." Der Newsletter-Versand würde ebenso finanziell belohnt wie die systematische Marktanalyse und der Einsatz der vom Hersteller empfohlenen Dealer Management Systeme (DMS). Einen breiten Raum nehme nach wie vor auch die Einhaltung von baulichen Standards ein.

Dementsprechend komplex sind die meisten Margensysteme. "Der Aufwand für den Nachweis, dass die bonifizierungsrelevanten Tatbestände eingehalten wurden ist für den Händler ebenso hoch wie der korrespondierende Kontrollaufwand bei den Herstellern", sagte Diez. Er plädiert deshalb für eine Vereinfachung der Systeme. Dadurch seien auf beiden Seiten erhebliche Kosteneinsparungen möglich.

Elektroautos: unattraktive Margen

Erstmals untersuchte das IFA die Margen für Elektroautos. Überraschendes Ergebnis: Mit rund acht Prozent liegt die Gesamtmarge für die Stromer deutlich unter der für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Diez hält dies angesichts des höheren Vermarktungsaufwands für wenig plausibel. "Das erklärt, warum die Händler auch ein geringes Interesse am Verkauf dieser Fahrzeuge haben dürften. Offensichtlich unterstellen die Hersteller, dass bei Elektrofahrzeugen geringere Rabatte eingeräumt werden, so dass die Händler trotz einer niedrigeren Handelsspanne am Verkauf Geld verdienen können." Mittlerweile würden die niedrigen Margen aber teilweise durch Verkaufsprämien aufgestockt. (rp)

2011 2014
Grundrabatt 11,6 % 11,8 %
Quantitative Boni 3,0 % 3,8 %
Qualitative Boni 4,3 % 3,7 %
Sonstige Boni 0,8 % 0,5 %
Maximale Gesamtmarge 19,7 % 19,8 %
Quelle: Institut für Automobilwirtschaft
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KOMMENTARE


Michael Kühn

13.07.2015 - 12:36 Uhr

Es ist mir total unverständlich, gem. o.g. Bericht: "... "Der Aufwand für den Nachweis, dass die bonifizierungsrelevanten Tatbestände eingehalten wurden ist für den Händler ebenso hoch wie der korrespondierende Kontrollaufwand bei den Herstellern", dass es die Herrsteller noch immer nicht begreifen wollen. Nicht Alles, was Geld kostet bringt den gewünschten Erfolg ! - "Elektroautos: unattraktive Margen", hierzu ist erwähnenswert, DIE LÄCHERLICHE STROMVERSORGUNG / AUFLADEMÖGLICHKEITEN + DIE NOCH ZU GERINGE REICHWEITE ! Des Weiteren ist die Akkuthematik, im Hinblick auf Haltbarkeit über Jahre, keinesfalls glücklich gelöst. (Ähnlich, wie beim Handy muß ein Besitzer auf eigene Rechnung den Ersatz des "ausgerauchten" Akkus einleiten.) Und bei dieser lächerlichen Marge sei mir eine Frage an die Hersteller gestattet: Sind diese scheinbar ebenso realitätsfremd, wie diverse Politiker ??? - Und eine Gesamtmarge von unter 20 % ist eine eindeutige Ohrfeige an viele Händler,insbe sondere, jene die die baulichen Standarts nicht erfüllen können / wollen. Ich spreche von Unternehmertum und hier ist sicher nicht jeder Betrieb in der Lage (z.B. auf dem Land) die "notwendigen" Investitionen zu stemmen. - Es ist doch bereits eine sehr gute Leistung, seine langjährigen Kunden, wegen besseren Angeboten aus dem Internet nicht zu verlieren ! Gerade auch wegen der Einwohnerflucht in kleinen Gemeinden mag sich die Kundenanzahl verringern u. dann helfen evtl. besondere Angebote im Internet ? - Aber, wenn die max. Marge noch weit unterhalb von 19,7/19,8 % liegt, dann LIEGEN DIE KLEINEN HÄNDLER AUF DEM NIVEAU EINES "INSOLVENZ-VERKAUFS". - Jeder Verkauf kostet Geld, je früher dieser getätigt ist, um so geringer der Verlust. (Alte Kaufmannsregel) - Auch im tollen Rhein/Main-Gebiet gibt es Ortschaften/Gemeinden, die einmal von einem Hersteller mit zwei verschiedenen Autohäusern vertreten wurden. - Seit Jahren erfreuen sich nun Mitberwerber anderer Hersteller über den Kundenzuwachs, zuerst gab der Eine auf und kurze Zeit später der Andere auf ... (die Folge, 20-40 Km einfache Fahrt zur Vertragswerkstatt...?) - Auch haben meines Erachtens Hersteller im Internet beim Direktverkauf absolut gar nix verloren, für bitte was haben diese ihre Vertragshändler, und Sixt, Auktionshäuser u. freie Händler, wie auch EU-Importe sorgen für einen unlauteren Wettbewerb, im Hinblick auf die deutschen Händlerstandarts.Grüßle vom Bedenkenträger aus dem Rhein-Main-Gebiet MK


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