Dekra-Gebrauchtwagenreport 2018: Kopf-an-Kopf-Rennen

Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen (GW) bleibt auf hohem Niveau. Darauf verweist Jann Fehlauer, Bereichsleiter Fahrzeugprüfwesen der Dekra Automobil, gleich zu Beginn der Präsentation des Dekra-Gebrauchtwagenreports 2018 am 1. März in Stuttgart. Denn die Besitzumschreibungen seien laut Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) seit 2009 gestiegen und hätten sich mit einem leichten Minus von 1,4 Prozent in 2017 bei fast 7,3 Millionen stabilisiert. Zugleich ließen sich verschiedene Trends im Fahrzeugmarkt beobachten. "Die Halter reagieren auf drohende Fahrverbote, und es gibt eine Verunsicherung im Markt", so Fehlauer. Er fordert daher, dass die Politik Klarheit zur zukünftigen Nutzung der Dieseltechnologie schaffen und Position zur Besteuerung von Dieselkraftstoff beziehen müsse. Trotz alledem ist für Interessenten und Käufer von GW weiterhin wichtig, Fahrzeuge mit möglichst geringer Mängelanfälligkeit zu erwerben. Wie es um einzelne Modelle bei sicherheitsrelevanten Komponenten bestellt ist, ermittelt die Sachverständigenorganisation seit 2008 im Dekra Gebrauchtwagenreport. Dieses Jahr ist der Bericht zum elften Mal erschienen. 522 Modelle (2008: 161) sind darin aufgenommen. Davon rekrutieren sich 371 aus den neun Klassen mit regulären Fahrzeugen ohne Oldtimer und Volumenklassiker. Das beinhaltet 15 Transporter, 20 Mittelklasse/ Oberklasse, 21 Sportwagen/Cabrio, 30 Kleintransporter, 36 Mittelklasse, 54 Vans, 59 Kompaktklasse, 65 Mini/Kleinwagen und 71 Geländewagen/SUV. Die Klassenbesten 2018 Gewinner innerhalb der jeweiligen Kategorie sind fünf Mal Audi, drei Mal Mercedes-Benz und einmal VW. Dekra-Experte Reiner Sauer, der die Auswertungen mit gefahren hat, ergänzt auf die Frage nach den Gründen für die Dominanz von Audi: "Bei den ersten drei Plätzen bewegen sich die Unterschiede häufig nur im Zehntelbereich. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Erst-, Zweit- und Drittplatzierten." Über alle Gewinner wurde auch dieses Jahr der "Beste aller Klassen" ermittelt. Dabei handelt es sich um das Fahrzeugmodell, das in den drei Laufleistungsbereichen von Null bis 150.000 Kilometern im Durchschnitt den besten DMI aufweist. Dekra bemerkt dazu explizit: "Klassengewinner kann damit nur ein Fahrzeug werden, das in diesen drei Laufleistungsbereichen vertreten ist." In 2018 ist das - wie in den vergangenen beiden Jahren - der Audi A6 (Modelljahr 2011) mit einem Wert von 94,6. Die Mercedes-Benz E-Klasse (Modelljahr 2011) belegt den zweiten Platz mit 92,4 und die Mercedes-Benz B-Klasse (2011) den dritten mit 91,4. Laufleistung und Nutzung entscheiden Generell hängen die Ergebnisse in den einzelnen Kategorien sowohl von der Laufleistung als auch vom Nutzungsverhalten ab. Darauf deutet die Statistik zu den durchschnittlichen Laufleistungen in den einzelnen Fahrzeugklassen hin. Demnach kommen etwa Mini/Kleinwagen auf 64.665 Kilometer, Sportwagen/Cabrio auf 64.952 Kilometer, Kompaktwagen auf 75.052 Kilometer, Vans auf 80.280 Kilometer, Kleintransporter auf 80.586 Kilometer, Geländewagen/SUV auf 80.826 Kilometer, Mittelklasse auf 97.850 Kilometer, Obere Mittelklasse/Oberklasse auf 98.018 Kilometer und Transporter auf 98.934 Kilometer. Und obwohl zum Beispiel die Obere Mittelklasse/Oberklasse im Mittel relativ hohe Tachostände haben, schneiden sie im DMI mit Top-Bewertungen ab. Ungeachtet dessen wird die Mängelhäufigkeit nach Baugruppen aufgegliedert. Gemäß den aktuellen Zahlen gibt es in den Fahrzeugklassen 1 bis 9 die meisten Mängel im Bereich Elektrik, Elektronik und Licht. Im Bereich Karosserie, Rahmen und Fahrgastraum seien bei den neueren Fahrzeugen dagegen kaum Mängel festzustellen, so Jann Fehlauer. Diesel-Urteil und GW-Markt Für Gesprächsstoff in der anschließenden Diskussionsrunde sorgt unter anderem das wenige Tage zuvor vom Bundesverwaltungsgericht gefällte Urteil, dass Dieselfahrverbote in deutschen Städten grundsätzlich zulässig sind. Von Interesse ist insbesondere, wie es sich auf den GW-Markt niederschlägt und was Haltern mit Euro-5-Dieselfahrzeugen zu empfehlen ist. Michael Tziatzios, Leiter Gebrauchtwagenmanagement bei der Dekra Automobil, verweist unter anderem auf die Tendenz, dass die Diesel im GW-Markt bereits 2017 um rund 13 Prozent gesunken und die Benziner dafür gestiegen seien. Zudem sei zu beobachten gewesen, dass die Verkaufspreise für Diesel-GW um rund drei Prozent gefallen sind. Er betont: "Ich kann nur jedem raten, jetzt die Ruhe zu bewahren und den Euro-5-Diesel nicht zu verkaufen." Das gelte allein schon mangels Abnehmer. Schließlich bekomme der Handel genügend Autos von den Großkunden zurück, die auf den GW-Markt drücken. Zudem erwartet Tziatzios, dass die Preise und Akzeptanz der Fahrzeugmodelle wieder steigen, sobald klare Regelungen stehen. Er selbst setzt auf die neuen Diesel mit Euro-6-Norm. Zudem ist er der Meinung, dass Fahrverbote alleine die Emissionen kurzfristig nicht senken: "Wir müssen uns künftig über Mobilitätskonzepte unterhalten." Auswertungsmethode Grundlage des Dekra-Gebrauchtwagenreports 2018 sind 15 Millionen Hauptuntersuchungen aus den vergangenen zwei Jahren, in denen gebrauchtwagenspezifische Mängel (keine dem Halter zuzurechnenden wie z. B. an Rädern/Reifen) berücksichtigt wurden. Die Auswertung erfolgt dabei auf Basis der Laufleistungen. Hierfür werden seit diesem Jahr vier statt drei Laufleistungsbereiche jeweils in 50.000 Kilometer-Schritten in festgelegten Fahrzeugklassen unterteilt: 0-50.000 km, 50-100.000 km, 100-150.000 km und 150-200.000 km in den neun regulären Fahrzeugklassen bzw. 50-100.000 km, 100-150.000 km, 150-200.000 km und 200-250.000 km bei Oldtimern/Volumenklassikern. Pro Laufleistungsbereich müssen allerdings mindestens 1.000 Fahrzeuge eines Modells durch die HU gegangen sein, damit es in die Auswertung aufgenommen wird. Zugleich wird ein Modell nur mit vergleichbaren in der jeweiligen Fahrzeugklasse eingruppiert und ein Durchschnitt innerhalb einer Fahrzeugklasse gebildet.

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