Die puls Marktforschung weist in ihrer aktuellen AKP-Ausgabe aus, welchen Antrieb Autokäufer vor ihrem nächsten Autokauf planen. Danach ist für den E-Antrieb ein Aufwärtstrend auszumachen:
Es seien dennoch Hinterfragungen angebracht. VW - so die große PR-Headline aus dem Konzern - liefert aktuell in Westeuropa und Nordamerika mehr Autos als im Vorjahr aus. Die Fakten sehen für den deutschen Markt allerdings anders aus. VW streicht in seinen Elektrowerken Schichten, arbeitet in Zwickau in verschiedenen Bereichen kurz und baut dort Stellen ab. Die allgemeine E-Marktentwicklung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Oder anders: Die E-Mobilität kommt langsamer voran als geplant.
E-Gebrauchtwagen
VW arbeitet seit 2020 mit dem Start des Elektrovertriebs und dem Modell ID.3 im Agenturmodell und siehe da: Jetzt kommen nach drei Jahren die ersten E-Fahrzeuge als Gebrauchtwagen zurück und sind schwer- bis unverkäuflich, trotz 1,5 Prozent Zinsofferte. Bei Smart treffen einige Modelle nach fünf Jahren Laufzeit wieder beim Händler ein, bedürfen gründlicher Reparatur (Gleichrichter u.a.), Aufwand 8.000 Euro, obwohl der E-Smart mit 5.000 Euro als Offerte in der Börse steht. Das Verlustgeschäft für den Händler steht! Diverse Hersteller geben u.a. auf die E-Batterie acht Jahre Garantie. Hat diese beispielsweise nach fünf Jahren noch 30 Prozent Kapazität, dann greift die Garantie nicht. Dekra, TÜV Süd, GTÜ und ADAC offerieren für rund 100 Euro einen E-Batterie-Schnelltest. Er gibt rasch und ziemlich genau Auskunft über den Zustand der E-Antriebsbatterie. Und der Zustand des Akkus ist beim E-GW wichtiger als das Fahrzeugalter oder die Laufleistung. Damit sei deutlich gemacht, dass da auch im Gebrauchtwagensektor noch einige Hürden für die brauchbare Funktionalität zu nehmen sind.
Preisnachlässe im E-Sektor
Tesla verkaufte bis Ende September 2023 auf dem deutschen Markt 51.408 Stromer, Marktanteil 2,4 Prozent. Dacia ist im selben Zeitraum mit 51.583 Einheiten im Zulassungsboot. Tesla arbeitet seit Januar 2023 beim Model Y wie beim Model 3 mit einem Preisnachlass von gut 15 Prozent. Dieser wiederholte Preissturz hat nicht nur Folgen im Neuwagen-, sondern auch im Gebrauchtwagenmarkt. Sprich, andere E-Marken-Modelle sind wettbewerblich zur Angleichung angehalten.
Im Klartext: Die E-Auto-Offensive braucht weiterhin mehr Zeit, mehr an bezahlbaren Fahrzeugen für den normalen Autofahrer. Nachdem gegenwärtig 70 Prozent der eine Million E-Autofahrer auf deutschen Straßen mit Kohlestrom unterwegs sind, bedarf auch diese Achse noch erheblicher ökologischer Erneuerung. Es sind da seitens weiterer E-Käufer noch einige Fragen zu beantworten. Von der Ladestruktur bis hin zum Faktum, wie muss bis 2030 die Stromnetzinfrastruktur ausgelegt sein, dass 15 Millionen E-Fahrzeuge mit Ökostrom fahren können? Laut einer Umfrage (S&P Global Mobility) will sich jeder zweite Elektro-Kunde (!) wieder für einen Verbrenner entscheiden.
Hoffnungsträger ist die Vielzahl an neuen Modellen, die nun bis 2025 und darüber hinaus zu erschwinglichen Preisen das E-Auto mit überzeugendem Nutzen für den Fahrer auf den Markt kommen. MG bildet eine Ausnahme, weil der Marken-Claim von der UK-Insel tief sitzt. Die anderen chinesischen Marken tun sich da doch sehr schwer, ihre Marke bekannt zu machen. Da reicht allein die virtuelle Strecke nicht. Selbst Tesla engagiert sich u.a. in leerstehenden ehemaligen Autohäusern. Stationär! Inzwischen an 36 Standorten.
Andere Marke: BYD. Fragen Sie mal den Normalkunden, wie man BYD ausspricht?! Wer soll die neue Marke unter den Kaufinteressenten bekannt machen? Der Importeur Hedin hat seinen Deutschlandchef Lars Pauly nach einem Jahr bereits gefeuert. Zugleich hat die schwedische Gruppe den deutschen Autohändler Torpedo in Kaiserslautern übernommen, einen renommierten Mercedes-Benz-Vertreter. Somit üben sich weitere Mercedes-Vertreter mit BYD mit einer neuen, ganz anderen Zielgruppe! Oder: Aiways verkauft keine E-Autos mehr über Euronics. Weshalb wohl? Die einschlägigen Importeure verkennen die lokale Händlerpräsenz!
Ingo Meyer