Das Kfz-Gewerbe Schleswig-Holstein fordert eine Lockerung des Corona-Verkaufsverbots im nördlichsten Bundesland. "Wir halten es für angemessen, schrittweise in die Normalität zurückzukehren und deshalb als einen ersten Schritt die Öffnung von Autohäusern wieder zu erlauben", sagte Verbandspräsidentin Nina Eskildsen am Dienstag in Kiel. Dabei würden die Betriebe selbstverständlich die aktuellen Hygieneregeln und Vorsichtsmaßnahmen einhalten.
Das Wirtschaftsministerium des Landes erklärte gegenüber den "Kieler Nachrichten", dass man das Ansinnen der Kfz-Branche berücksichtigen werde, wenn die schrittweise Wiedereröffnung des Einzelhandels anstehe. Noch sei es aber nicht soweit.
Jan-Nikolas Sontag, Geschäftsführer des Kfz-Verbandes, bekräftigte, dass die Verkaufsräume im Autohandel überproportional groß seien. "Die Autohäuser stellen auf vielen 100 Quadratmetern, teilweise sogar auf deutlich über 1.000 Quadratmetern ihre Fahrzeuge aus." Dort komme es rein baulich schon zu deutlich weniger engen Berührungsmöglichkeiten zwischen Kunden und auch Verkäufern als im normalen Einzelhandel. Auch die Freiluftflächen böten ausreichend Möglichkeiten, um den nötigen Abstand einzuhalten. Durch diese Umstände sei eine Übertragung von Viren im Bereich des Autohandels deutlich unwahrscheinlicher als in kleinräumig strukturierten Geschäften anderer Branchen, hieß es.
"Besonders schmerzhaft ist für uns, dass in den Frühlingsmonaten März und April der Autohandel in diesem Jahr so eingeschränkt ist", betonte Eskildsen. Traditionell seien die Monate März, April, Mai die verkaufsstärksten Monate im Autohandel, insbesondere in der Privatkundschaft. Sie verwies auch auf andere Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, wo die Autohäuser während der Corona-Krise durchgehend geöffnet seien.
Wirtschaftlich erschwerend komme hinzu, dass der Autohandel sehr kapitalintensiv ist, betonte Sontag. Autohäuser müssten den Fahrzeugbestand finanzieren. Der Wegfall der Verkäufe führe zu großen Schwierigkeiten, die Kreditlinien aufrechtzuerhalten bzw. bei anwachsenden Bestand zu erweitern. Bei Aufrechterhalten der Verkaufsverbote bestehe in der Branche bundesweit erhebliche Insolvenzgefahr. Sontag: "Hier muss seitens der Politik dringend gegengesteuert werden. Sonst ist eine nicht wieder schnell aufholbare Schieflage des Kfz-Gewerbes zu erwarten, die viele Mittel staatlicher Hilfsfonds binden würde." (rp)
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