Das hessische Kraftfahrzeuggewerbe zieht eine gemischte Bilanz für das Jahr 2024. Zwar erreichte der Gesamtumsatz mit 29,8 Milliarden Euro (29,3 Milliarden Euro) einen neuen Höchststand, die Umsatzrendite sank jedoch von 2,3 auf 1,6 Prozent. Landesverbandspräsident Michael Kraft sprach am Montag in Wiesbaden von einer "zufriedenstellenden Umsatzentwicklung, aber unbefriedigender Ertragslage".
Der hessische Automarkt verzeichnete im vergangenen Jahr 840.943 Pkw-Verkäufe, 2023 waren es 812.638. Das Neuwagengeschäft schrumpfte dabei um 0,8 Prozent, während der Gebrauchtwagenmarkt um 6,5 Prozent zulegte. Besonders gefragt waren Hybride ohne Stecker, während Elektroautos (BEV) bei den Neuzulassungen massive Einbrüche verzeichneten (minus 39,9 Prozent). Die Nachfrage nach gebrauchten E-Autos stieg hingegen mit plus 84,6 Prozent deutlich, wenngleich auf sehr niedrigem Niveau. Der Anteil des Fachhandels im GW-Geschäft wuchs auf 76 Prozent.
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Der Servicebereich war laut Kraft ein "Leuchtturm in der Umsatz-Tabelle", das Geschäft legte um 7,5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu. Auch der Nutzfahrzeugmarkt entwickelte sich positiv: Der Umsatz mit neuen und gebrauchten Lkw stieg auf 3,0 Milliarden Euro, angetrieben von einer starken Nachfrage nach Transportern.
E-Mobilität bleibt Sorgenkind
Wie auf Bundesebene hinkt auch in Hessen die Elektromobilität hinterher. Fehlende Lademöglichkeiten in Städten, hohe Strompreise und mangelndes Vertrauen in den Restwert blieben hohe Hürden für "den erhofften Hochlauf der E-Mobilität", so Kraft. Der positive Batteriezustand bei gebrauchten Pkw sei mittlerweile ein wichtiger Verkaufsfaktor. Hessen verzeichnete zwar einen Anstieg der Ladepunkte um 38,1 Prozent, doch der Bestand von 12.227 Ladepunkten reicht bei weitem nicht aus.
Ein positives Signal sendet die Kfz-Ausbildung in Hessen: Die Zahl der neuen Lehrverträge stieg um drei Prozent. Besonders der Kfz-Mechatroniker verzeichnete ein Plus von 4,4 Prozent.
Ausblick 2025: Unsicherheiten bei Neuwagen
Für das laufende Jahr erwartet der Verband weiteres Wachstum im Service- und Gebrauchtwagengeschäft. Der Neuwagenmarkt bleibt hingegen unsicher – zum Jahresstart gab es starke Einbußen von 16,6 Prozent.
Problematisch bleiben aus Sicht des Landesverbandes die drohenden EU-Strafzahlungen für CO2-Emissionen. Um diese abzuwenden, müssten in Hessen rund 70.000 Elektroautos zugelassen werden – fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Kraft begrüßte in diesem Zusammenhang die geplante Verlängerung der EU-Vorgaben zur CO2-Flottenregulierung um drei Jahre.
Ebenfalls positiv bewertete der Branchenvertreter die Ergebnisse der Sondierungsgespräche von CDU/CSU und SPD. So sei die überraschend vereinbarte Wende in der Förderpolitik für die Elektromobilität zu begrüßen und ein wichtiger Schritt in einem Gesamtkonzept für "alle klimafreundlichen Antriebsformen". Eine neue Elektroprämie müsse auch den Gebrauchtwagenmarkt einbeziehen.
Zugleich forderte Kraft von der Politik eine Reform der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung und weniger Bürokratie. Er betonte zusammenfassend: "Es gibt Lichtblicke und Hoffnungen, aber keine großen Sprünge."