Das Kfz-Gewerbe Hessen hat 2016 von einem wachsenden Automarkt und deutlichen Umsatzsprüngen profitiert. "Es hätte ein glänzendes Jahr sein können, wenn die Schatten nicht wären", bilanzierte Verbandspräsident Jürgen Karpinski am Mittwoch in Frankfurt. Deutliche Spuren beim Diesel, eine unbefriedigende Umsatzrendite, erkennbare Fragezeichen durch die Digitalisierung und ein politischer Aktionismus gegen das Auto belasteten eine Branche, die "im vergangenen Jahr dennoch ein bisschen Luft holen konnte."
Das hessische Kfz-Gewerbe mit seinen 4.400 Betrieben in Handel und Service könne "alles in allem von einem starken Autojahr" sprechen, so Karpinski. Mit Verkauf und Service wurde erstmals die 20-Milliarden-Euro-Grenze überschritten (20,2, Vorjahr: 18,7). Vor allem der Anstieg der privaten Autokäufe bei den Neuwagen stimme zuversichtlich. Die vorläufige Umsatzrendite liege unverändert bei 1,6 (Vorjahr: 1,6) Prozent.
Der Neuwagenmarkt wies für die 353.821 Neuzulassungen einen Umsatz von 10,6 (Vorjahr: 10,0) Milliarden Euro aus, davon 7,2 (Vorjahr: 6,4) Milliarden Euro in den Autohäusern. Der Gebrauchtwagenmarkt habe 6,6 (Vorjahr: 6,0) Milliarden Euro erreicht, davon in den Autohäusern 5,3 (Vorjahr: 4,4) Milliarden Euro. Verlierer des Gebrauchtwagenmarktes 2016 ist der Privatsektor, der sieben Prozentpunkte im Marktanteil verloren und noch einen Umsatz von 1,3 (Vorjahr: 1,5) Milliarden Euro erreicht hatte (minus 15 Prozent). Zwar hätten die Autohändler im GW-Geschäft kräftig gewonnen, der Bruttoertrag reiche jedoch auch hier nicht aus, betonte der Händlersprecher. Nach einem Jahr 2015 mit deutlichen Bremsspuren habe sich der Service "erfreulich gut erholt". Der Umsatz stieg um 5,2 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.
Der Start ins neue Autojahr macht Karpinski Mut: Plus 13,5 Prozent bei den Pkw-Neuzulassungen im Januar und plus 2,3 Prozent bei den Pkw-Besitzumschreibungen seien ein "hoffnungsvoller Beginn".
Fahrverbote vermeiden
Beim Thema möglicher Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge übte Karpinski den Schulterschluss mit dem Kfz-Gewerbe Baden-Württemberg: Man müsse "einen Flickenteppich der Verbote" vermeiden. Die Forderung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) nach einem Komplettfahrverbot für alle Dieselfahrzeuge "ist maßlos überzogen". Die Verantwortung für den unzulässig hohen Schadstoffausstoß im Fahrbetrieb, würden Autohersteller und Politik tragen.
Letztendlich garantierten Diesel-Motoren nach wie vor einen geringen Verbrauch und damit auch niedrige CO2-Werte, so der Verbandschef. Bei der Feinstaubbelastung hätten die Industrieprozesse laut dem Umweltbundesamt den Löwenanteil von rund 39 Prozent, gefolgt von der Landwirtschaft mit etwa 22,5 Prozent. Dann erst folgten Haushalte und Kleinverbraucher sowie der Straßenverkehr mit jeweils knapp über 14 Prozent. "In die Köpfe der Menschen hat man einzig das Auto als Umweltsünder implantiert, obwohl gerade unsere Branche den Umweltschutz tagtäglich lebt und das Auto maßgeblich zu unserem Wohlstand beiträgt", sagte Karpinski. Nötig sei eine "Politik mit Augenmaß" und klare Aussagen, die den Autofahrern Rechtssicherheit für das Benutzen ihrer Fahrzeuge geben. (se)