Das bayerische Kfz-Gewerbe fordert einen Runden Tisch zur Bewältigung der Corona-Krise im Mittelstand. "Wir benötigen eine Gesprächsplattform, in der sich Politik, Handwerk und Gewerbe auf Augenhöhe gemeinsam zu besseren Hilfsmöglichkeiten für den Mittelstand beraten können", sagte Verbandspräsident und Landesinnungsmeister Albert Vetterl am Mittwoch in München. Noch liege das politische Augenmerk zu sehr auf den großen Industrieunternehmen.
Die Anstrengungen der bayerischen Staatsregierung sowie der Bundesregierung, über Soforthilfe- und Kreditmaßnahmen auch kleine und mittlere Unternehmen in der größten Not des Lockdowns zu unterstützen, seien richtig gewesen, betonte Vetterl. "Jetzt muss es aber darum gehen, gemeinsam die richtigen Maßstäbe für ein dauerhaftes Wiederhochfahren der Wirtschaftsleistung zu setzen. Und da führt kein Weg am Mittelstand vorbei."
Der Branchenvertreter kritisierte vor allem die politische Diskussion um ein Anreizprogramm für Autokäufe sowie die Anfang Juli umgesetzte Senkung der Mehrwertsteuer. "Die Politik muss sich fragen lassen, ob sie mit solchen langwierigen Debatten Handwerk und Gewerbe wirklich wieder auf die Beine geholfen hat." Dies sei ein Grund dafür, dass das Geschäft in den oftmals familiengeführten Unternehmen erst jetzt langsam wieder anlaufe.
Aus Sicht von Vetterl sind Fördermaßnahmen nutzlos, wenn Vorschläge und Gesprächsangebote von der Basis nicht aufgegriffen werden. "Unsere mittelständischen Handwerksbetriebe haben zurzeit das Gefühl, dass sie von der Politik vernachlässigt werden. Das muss sich dringend ändern", erklärte er.
Das Kfz-Gewerbe ist stark von der Corona-Krise gezeichnet. Während des Lockdown hätten einzelne Innungsbetriebe bis zu 80 Prozent Umsatzeinbußen verkraften müssen, hieß es. Für das Gesamtjahr 2020 rechne man mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent bei den Neuzulassungen. (AH)