Die zweite Runde der Tarifverhandlungen im baden-württembergischen Kraftfahrzeuggewerbe hat in der Nacht auf Samstag den Durchbruch gebracht: Die Tarifgemeinschaft für Betriebe des Kraftfahrzeug- und Tankstellengewerbes Baden-Württemberg und die IG Metall vereinbarten eine zweistufige Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen. Davon werden rund 52.000 Beschäftigte und 9.000 Auszubildenden von Autohäusern und Werkstätten profitieren.
Den Angaben zufolge erfolgt die erste Erhöhung zum 1. November 2023 um fünf Prozent, die zweite Stufe greift ab 1. Oktober 2024 mit 3,6 Prozent. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten eine Inflationsausgleichsprämie von 2.500 Euro, zahlbar in zwei Stufen von 1.500 Euro zum 1. Juli 2023 und 1.000 Euro zum 1. April 2024. Für Auszubildende gibt es ab 1. November 2023 in allen Ausbildungsstufen 70 Euro und ab 1. Oktober 2024 nochmals 50 Euro mehr.
Die neuen Tarifverträge laufen 24 Monate bis 31. März 2025. Zu den weiteren Vereinbarungen gehören unter anderem die befristete Übernahme der Ausgebildeten und ein Tarifvertrag, der die betriebliche Überlassung von Leasing-Fahrrädern im Wege einer freiwilligen Entgeltumwandlung ermöglicht.
Bundesweit hatte die IG Metall in drei Wochen über 23.000 Warnstreikende mobilisiert (wir berichteten). Damit erreichte die Gewerkschaft die höchste Beteiligung in dieser Branche seit Jahren. Nach dieser Tarifeinigung werden die regionalen Verhandlungen in den anderen Bezirken fortgesetzt. Ziel ist die Übernahme des Ergebnisses aus dem Südwesten.
Das sagen die Tarifpartner
Andreas Göritz, Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft: "Die Transformation der Automobilwirtschaft setzt die Betriebe unserer Branche unter großen Anpassungsdruck, daher stellt die vereinbarte Tariferhöhung mit Inflationsausgleichsprämie das absolute Maximum dar, mit dem Autohäuser und Kfz-Meisterbetriebe belastet werden können. Mit der Verlängerung des Tarifvertrags zur Übernahme der Ausgebildeten setzen wir zudem gemeinsam mit der IG Metall gegenüber unseren Auszubildenden ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung und vor allem auch für die Attraktivität unserer Branche."
Ralf Kutzner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall: "Dieser Tarifabschluss entlastet die Beschäftigten spürbar im Geldbeutel. Das Kfz-Handwerk muss durch bessere Arbeitsbedingungen zukunftsfest gegen den Fachkräftemangel werden. Dorthin haben die Arbeitgeber jetzt einen ersten Schritt gemacht. Gute Tarifverträge fallen nicht vom Himmel, sondern werden vor den Werkstatttoren erkämpft. Der erste Abschluss ist ein großer Verdienst aller Warnstreikenden."
Im Kfz-Gewerbe sind bundesweit 435.000 Menschen beschäftigt. 91.000 Beschäftigte profitieren von einem Tarifvertrag.