Zwar bleibt Frankreich von der Absatzkrise der Automobilindustrie nicht verschont. Zum Start des Pariser Automobilsalons (14. bis 20. Oktober) gibt es dennoch Zeichen der Zuversicht, auch weil die Autoshow, an deren Fortbestand es zwischenzeitlich Zweifel gab, wieder mehr Aussteller lockt. "Wir müssen durchhalten, auch wenn die Zeiten schwierig sind", sagte Präsident Emmanuel Macron bei seinem Messerundgang. "Europa wie auch Frankreich müssen in dieser Periode Unterstützung liefern und für Stabilität sorgen." Dabei setzt Frankreich auf Instrumente wie Kaufprämien und ein Sozialleasing für E-Autos, um den Absatz anzuschieben. Funktioniert das besser als in Deutschland?
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Absatzzahlen
Im September gingen die Verkaufszahlen für Pkw im Vorjahresvergleich um 11,1 Prozent zurück und die für leichte Nutzwagen um 15,2 Prozent. Der Marktanteil von E-Autos bei den Neuzulassungen lag in den ersten neun Monaten des Jahres bei 17 Prozent, Hybridmodelle dazugerechnet verfügen 25 Prozent der Neuwagen über Elektroantrieb. Über 50 Prozent der Neuzulassungen sind Modelle von Renault sowie Stellantis, wozu die Marken Peugeot und Citroën gehören. Erfolgreichster deutscher Autobauer bleibt Volkswagen mit den Modellen T-Roc, Golf und Polo.
Kaufprämien
Die Kaufprämie für E-Autos wurde im Februar von 5.000 auf 4.000 Euro reduziert. Für Menschen mit einem versteuerbaren Jahreseinkommen von weniger als rund 25.000 Euro wurde an einer E-Autoprämie in Höhe von 7.000 Euro festgehalten. Außerdem wurde die Zahl der förderfähigen Modelle verringert, und zwar auf Grundlage der CO2-Bilanz und mit einer Bevorzugung von in Europa hergestellten Modellen.
Die für die Umstellung auf umweltfreundlichere Autos vorgesehenen Zuschüsse in Höhe von jährlich 1,5 Milliarden Euro sollen in diesem Jahr nicht überzogen werden. Im Vorjahr waren am Ende 300 Millionen Euro mehr an Zuschüssen ausgezahlt worden als im Budget vorgesehen. Befürchtet wird aktuell eine weitere Kürzung der Kaufprämie, da Frankreich wegen seiner hohen Verschuldung massiv sparen muss.
Renault R4 E-Tech (2025)
BildergalerieSozialleasing
In Deutschland oft als Vorbild für die Förderung der Umstellung auf Elektromobilität genannt wird das französische Sozialleasing, das Anfang des Jahres einen großen Boom erlebte und mangels verfügbarer Wagen für dieses Jahr zunächst eingestellt wurde. Dabei geht es um ein staatliches Leasing von E-Automodellen ab 100 Euro pro Monat. Das Angebot richtete sich an Menschen mit geringem Einkommen, die beruflich auf das Auto angewiesen sind und mindestens 15 Kilometer von ihrer Arbeitsstelle entfernt leben. Voraussetzung ist, dass der Kaufpreis des Wagens unter 47.000 Euro und das Gewicht unter 2,4 Tonnen liegt.
Zum Start des Angebots hatte die Regierung mit zunächst 20.000 bis 25.000 entsprechenden Leasing-Verträgen für 2024 gerechnet. Tatsächlich gab es binnen weniger Wochen 50.000 Interessenten, die nun wohl nicht alle zum Zuge kommen. 2025 aber soll das Sozialleasing fortgesetzt werden, heißt es.
Ladesäulen
Ende Juli 2024 verfügte Frankreich über 143.678 öffentlich zugängliche Ladestellen für E-Autos, was einen Anstieg um 37 Prozent binnen eines Jahres bedeutet, wie die nationale Vereinigung zur Entwicklung der Elektromobilität (Avere) mitteilte. Bis 2035 muss die Zahl der öffentlichen Ladestellen auf 300.000 bis 400.000 steigen, um dann erwartete zwölf Millionen Elektrofahrzeuge in Frankreich versorgen zu können. Zum Vergleich: In Deutschland gab es zuletzt laut Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur 145.857 öffentliche Ladesäulen (Stand September 2024).
"La Bagnole" bei jungen Leuten wieder beliebter
Für etwas Kopfschütteln sorgte Präsident Macron, als er mitten in einem Interview zum Thema Umweltschutz vor einer Weile zum Verhältnis der Franzosen zum Auto sagte: "Wir hängen am Auto, wir lieben das Auto. Und ich liebe es." Die "Bagnole" (zu Deutsch: Karre), wie Macron das Auto bezeichnete, ist dabei auch bei der jungen Generation wieder beliebter als früher, wie nun eine Umfrage des Instituts Cetelem unter Menschen unter 30 Jahren und der Vergleich mit einer Erhebung von 2011 ergab. Demnach lieben diese das Auto, wollen auf keinen Fall darauf verzichten und gehen davon aus, dass das Auto in Zukunft wieder einen besseren Stand hat als im Moment. 86 Prozent der befragten jungen Franzosen geben an, an ihrem Auto zu hängen, in Deutschland waren dies 84 Prozent.