Zeller+Gmelin: Immer das passende Öl

AH: Herr Müller, Zeller+Gmelin hat sich seit Gründung im Jahr 1866 vor allem in der Nische einen Namen gemacht. Kann man als Spezialist immer noch gut leben? S. Müller: Die Antwort ist definitiv ja. Die Prozesse und Materialien unserer Kunden werden immer komplexer, und wir entwickeln für diese Anwendungsfälle maßgeschneiderte Produkte, welche einen deutlichen Mehrwert für unsere Kunden erzielen. Mit diesem Geschäftsmodell gelingt es uns weiter zu wachsen. Der Anspruch von Zeller+Gmelin war es schon immer und wird es auch immer sein, Hochleistungsschmierstoffe für die Industrie und den Automotive-Bereich zu entwickeln. AH: Ihr Haus macht rund 60 Prozent des Umsatzes von über 300 Millionen p. a. mit Schmierstoffen. Ist die Zukunft trotz Abkehr vom Verbrenner gesichert? S. Müller: Auch hier ist die Antwort wieder ja. Unser Schmierstoff-Business ist auf zwei Beinen aufgestellt: Zum einen entwickeln, produzieren und vertreiben wir Motoren- und Getriebeöle für Pkw und Nfz, welche sich neben dem Geschäft in Deutschland insbesondere im Ausland einer immer größeren Abnahmemenge erfreuen. In verschiedenen Regionen des Auslands erleben wir eine Zunahme des Schmierstoffbedarfs und gehen auch davon aus, dass dieser über die nächsten Jahre so anhalten wird, da in diesen Ländern - auch aufgrund der Infrastruktur - weiterhin auf den Verbrenner gesetzt wird. Mit unserem zweiten Standbein, den Industrieschmierstoffen, beschäftigen wir uns mit Metallbearbeitungsflüssigkeiten - wassermischbar oder ölig - für beispielsweise die Umformung von Karosserieteilen oder die Zerspanung von unterschiedlichsten Werkstoffen und Komponenten für den Antriebsstrang. Wir beliefern mit großen Mengen auch Industrien komplett außerhalb des Verbrennermotors, wie beispielsweise Produzenten von Textilen, stellen Trennmittel für Asphalt, Bau und die Holzwerkstoffindustrie her und verzeichnen sehr gute Absätze mit Kettenölen für Motorsägen, biologisch abbaubaren Hydraulikölen. Nicht unangesprochen lassen möchte ich unsere Aktivitäten im Bereich der Schmierfette. Hier haben wir in den letzten Jahren massiv investiert und können weitere Erfolge feiern. Der Absatz unserer Schmierfette findet sowohl in der Kfz-/Nfz-Industrie - losgelöst vom Verbrenner - als auch außerhalb dieser Industrie statt. AH: Wie viel Prozent der Produkte werden für den Autobereich produziert? S. Müller: In Summe sollten das aus dem Aftersales-Business mit unseren Motoren- und Getriebeölen sowie unserem Industrieschmierstoffgeschäft, mit welchem wir neben OEMs auch viele Tiers beliefern, rund 75 Prozent der Schmierstoffe sein. AH: Was wird am meisten verkauft? S. Müller: Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten, da es von Zeller+Gmelin die große Stärke ist, dass wir breit gefächert für unterschiedlichste Anwendungen mit unterschiedlichsten Produkten aufgestellt sind, somit haben wir nicht das eine Produkt. Für industrielle Anwendungen beispielsweise liefern wir wassermischbare und nichtwassermischbare Kühlschmierstoffe unter der Marke Zubora und Multicut. Auch Schmierstoffe zur Umformung von Anbauteilen für Fahrzeuge, Batteriehülsen oder Küchengeräten werden von uns entwickelt. Ein weiterer Fokus liegt auf unseren Schmierfetten, welche durch den First-Fill u. a. im Auto verbaut sind oder an diversen Nachschmierstellen verwendet werden. Und dann haben wir natürlich noch unsere Motoren- und Getriebeöle, welche in großen Mengen unter der Marke Divinol abgesetzt werden. Produkte "Made in Germany" AH: Mit Divinol sind Sie im Aftersales-Bereich vertreten. Was machen diese Schmierstoffe aus? Das Label "Made in Germany"? S. Müller: Unsere Divinol-Schmierstoffe machen in erster Linie unseren Qualitätsanspruch an die Produkte und unser breites Produktportfolio aus. Sowohl für Autos als auch für Nutzfahrzeuge gibt es für jede Anforderung das passende Öl. Auch sehr bekannt sind unsere Schmierfette unter der Marke Divinol und unsere Pflegeprodukte wie beispielsweise Additive. Alle Produkte werden in Eislingen entwickelt und produziert, was als "Made in Germany" definitiv ein wichtiges Verkaufsargument ist. AH: Wie ist der Vertrieb organisiert? S. Müller: Wir sind sehr stolz, ein breites Netzwerk von fachkundigen Vertriebspartnern in Deutschland und weltweit aufgebaut zu haben, über welche Sie unsere Produkte erwerben können. Diese Vertriebspartner arbeiten sehr eng mit unseren Key-Account-Managern zusammen und erhalten hierdurch bestmöglichen Support. In Deutschland, Polen, Tschechien, Spanien, Italien, China, Österreich, Ungarn und der Türkei haben wir darüber hinaus eigene Vertriebsmitarbeiter, welche in der Fläche tätig sind. AH: Wie kann man sich auch in diesen wettbewerbsstarken Segmenten behaupten? S. Müller: Hier wiederhole ich mich gerne: Indem wir einen sehr hohen Qualitätsanspruch an uns legen, für unsere Kunden maßgeschneiderte Produkte entwickeln und unseren Partnern ein breit gefächertes Portfolio für alle Anwendungen zur Verfügung stellen. Der Kunde steht bei uns im Mittelpunkt jedes Handelns. Internationalisierung AH: Wie haben Sie die Globalisierung umgesetzt? S. Müller: Wir haben unsere Vertriebsaktivitäten weltweit durch die Gründung von Tochtergesellschaften und die Zusammenarbeit mit hoch qualifizierten Vertriebspartnern vorangetrieben. Dabei ist es uns ein elementares Anliegen, dass wir unsere Kolleginnen und Kollegen im Ausland durch unsere hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Eislingen mit uneingeschränktem Support unterstützen. Durch diesen Know-how-Transfer und regelmäßige Schulungen sind wir im Ausland erfolgreich geworden. AH: Welche Bedeutung haben die Auslandsmärkte? S. Müller: Unsere Wurzeln liegen in Deutschland. Deshalb ist uns dieser Markt noch immer sehr am Herzen gelegen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es in Deutschland und einigen Ländern Europas nur noch ein sehr schwaches Wachstum gibt, weshalb wir uns auch vermehrt in Märkten etablieren, die weiter von unserem Headquarter entfernt sind. Schlussendlich werden Unternehmen nur erfolgreich sein, wenn diese ihre Absatzmengen auch im Ausland steigern. AH: Welche Rolle spielen Forschung und Entwicklung bei Zeller+Gmelin? S. Müller: Forschung und Entwicklung sind in unserer Firmen-DNA verankert. Zeller+Gmelin kann für jede Anwendung, in welcher ein Schmierstoff benötigt wird, dem Kunden eine Lösung bieten, die seinen Prozess sicherer macht, Kosten reduziert und den Qualitätsstandard auf ein neues Level hebt. Dies ist nur möglich, weil wir an unserem Standort in Eislingen im Bereich Schmierstoffe über 40 Mitarbeiter in der Forschung und Entwicklung beschäftigen und jährlich Millionenbeträge in neue Anlagen investieren. AH: Am Gründungsstandort in Eislingen/Fils steht immer noch eine Raffinerie. Wie schafft man hier die Koexistenz mit einer immer kritischer werdenden Öffentlichkeit? S. Müller: Zunächst ist festzustellen, dass wir im Schmierstoffmarkt, aber auch aus der breiten Öffentlichkeit ein Umdenken von re-raffinierten Grundölen, wie sie unser Tochterunternehmen SÜDÖL herstellt, wahrnehmen können. Früher waren die wiederaufbereiteten Grundöle eher negativ belegt, heute "reißen" uns die Kunden unsere im Vergleich zu Erstraffinaten mit einem deutlich verbesserten CO?-Footprint formulierten Produkte quasi aus der Hand. Auch die Öffentlichkeit nimmt diese Entwicklung wahr und sieht die positiven Beiträge, welche wir mit unseren re-raffinierten Produkten beisteuern. Um Ihre Frage ganz konkret zu beantworten, wir kommunizieren in regelmäßigen Abständen über unterschiedlichste Medien, laden die Öffentlichkeit zu Veranstaltungen, wie beispielsweise dem Tag der offenen Tür ein, um der Bevölkerung unser Handeln und das Business näherzubringen. AH: Was sind künftig Ihre Wachstumsfelder? S. Müller: Zunächst ist es unser erklärtes Ziel, unsere Schmierstoffe in den Bereichen Industrie und Automotive-Aftersales so weiterzuentwickeln, dass wir unseren Kunden weitere Verbesserungen präsentieren können, die Prozesse noch stabiler machen und Standzeiten verlängern. Durch diesen strategischen Ansatz gehen wir davon aus, dass wir weiterwachsen können. Im Bereich Automotive-Aftersales werden wir unser Portfolio für den Pkw- und Lkw-Bereich weiter ausbauen. Dann haben wir natürlich die Elektromobilität im Auge, wollen mit unseren Produkten für das Thermomanagement für Batterien, Brennstoffzellen, Ladesäulen usw. wachsen. Auch sehen wir für Schmierfette, biologisch abbaubare Schmierstoffe und auch Schmierstoffe mit einem reduzierten CO2-Footprint Wachstumschancen. Neben den Aktivitäten in Europa betrachten wir die Märkte insbesondere in Asien als weitere Wachstumschancen, in welchen wir investieren und wachsen wollen. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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