Die derzeit vom Erfolg verwöhnte deutsche Autoindustrie sorgt sich zunehmend vor den Folgen der europäischen Schuldenkrise. Noch sieht sich die Branche aber als Fels in der weltweiten Finanzkrise. "Diese IAA zeigt eine starke Realwirtschaft", sagte der Präsident des Automobilverbands VDA, Matthias Wissmann, bei der Eröffnung der IAA am Donnerstag in Frankfurt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte vor den Vertretern der Industrie ihren vollen Einsatz für die Überwindung der Euro-Schuldenkrise zu. Dabei legte sie ein klares Bekenntnis zum Euro und zur Rettung der Währungsunion ab: "Der Euro hat sich bewährt."
Der deutsche Wirtschaftserfolg baue wesentlich auf dem europäischen Binnenmarkt und dem Euro auf, sagte die CDU-Politikerin. Von den stabilen Zinsen profitierten die Unternehmen, auch die Hersteller und Zulieferer in der Autoindustrie: "Der Euro sorgt für Wirtschaftswachstum, er sorgt für Arbeitsplätze und damit für Wohlstand in Deutschland." Gerade die deutsche Autobranche habe mit einem Marktanteil von mehr als 47 Prozent in den EU-Ländern wichtige Absatzmärkte. Auf Dauer werde es Deutschland nur gutgehen, wenn die Europäische Union insgesamt stark und wettbewerbsfähig sei.
Deutschland stehe aus ureigenstem Interesse in der Verantwortung und werde seinen Beitrag zu leisten, um die Zukunft des Euro zu sichern und den Standort Europa zu stärken, betonte Merkel. Das sei die zentrale Aufgabe der Gegenwart: "Alles was diesem Ziel dient, ist zu tun, und alles, was diesem Ziel nicht dient, ist zu unterlassen." Das gelte auch für die Lösung der Schuldenkrise einzelner Euroländer. "Wir Europäer sind zu unserem Glück vereint. Das dürfen wir nie vergessen. Und dieses Glück ist auch jede Anstrengung wert."
Trotz der brodelnden Krise steuert die Autoindustrie auf ein Rekordjahr zu und erwartet auch künftig Wachstum, sagte Wissmann. "2011 wird ein Autojahr." Weltweit werde der Markt in diesem Jahr auf über 65 Millionen verkaufte Neuwagen steigen. Das seien zehn Millionen mehr als noch vor zwei Jahren und ein neuer Rekord. "Die Prognose für das Jahr 2020 lautet 90 Millionen Pkw weltweit."
Branchenkonjunktur normalisiert sich
Aktuell normalisiere sich die Automobilkonjunktur zwar: "Aber zwischen 'nachlassender Dynamik' und dem falschen Gerede von 'Rezession' besteht nach meinem wirtschaftlichen Verständnis ein großer Unterschied", betonte der Cheflobbyist.
Karl Schuler