Ford sieht wegen des schwindenden Verbrauchervertrauens wenig Raum für Wachstum auf dem westeuropäischen Automarkt. "Wir fühlen uns mit unseren Prognosen für 2011 weiterhin wohl. Aber das zweite Halbjahr wird schwächer als das erste", sagte Ford Europe-Chef Stephen Odell am Dienstag auf der IAA in Frankfurt. Der Hersteller erwartet, dass die Branche im laufenden Jahr in Westeuropa 14,8 bis 15,3 Millionen Autos verkauft und peilt einen Marktanteil von "8,4 Prozent oder besser" an. 2012 werde der Markt wegen der Staatsschuldenkrise im Euroraum stagnieren, Ford wolle seine Anteile halten, sagte Ford-Europe-Vize Roelant de Waard.
"Es gibt im Business und im Leben nichts Schlimmeres als Unsicherheit. Und im Moment herrscht viel Unsicherheit", klagte Odell und forderte die Politik auf, rasch für Stabilität zu sorgen. Bisher sei keine Lösung für die Schuldenkrise gefunden worden. "Auch wenn die Medizin wehtut, wir müssen sie schnell verabreichen." Vorerst bleibe die Lage angespannt, die Verbraucher verunsichert. "Aber wir sind optimistisch, dass wir mit unseren neuen Autos und Technologien die richtigen Antworten parat haben", sagte Odell.
Das Unternehmen habe die Rezession überstanden, weil es weiter in seine Produkte investiert habe. Hoffnung setzt Odell etwa auf einen neuen Focus ST als Kombi, spritsparende Modelle und technologische Neuerungen wie Parkassistenten oder eine automatische Notbremse.
Starker August
Nach einem schwachen ersten Halbjahr hat der Hersteller in Europa zuletzt an Fahrt gewonnen. Im August verkaufte Ford dank der starken deutschen Nachfrage vor allem nach Focus und C-Max 72.200 Autos in Westeuropa (plus 19,3 Prozent) und sieht sich damit als Nummer zei unter den Herstellern. Der Marktanteil im europäischen Kernmarkt lag nach den Angaben mit 8,2 Prozent um 0,8 Punkte höher als zwölf Monate zuvor und war der beste August-Wert seit 1998.
In den ersten acht Monaten 2011 bleibt Ford damit aber im Minus: In Westeuropa wurden insgesamt 856.100 Wagen abgesetzt, 0,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zur Jahresmitte hatte das Minus noch bei 3,8 Prozent gelegen. Gemessen am Absatz bleibt Deutschland für Ford mit 171.800 verkauften Wagen von Januar bis August der zweitgrößte europäische Markt nach Großbritannien (217.000). (dpa)