Ausgabe 01-02/2007: Hyundai / Das Autohaus Puttkammer in Rellingen bei ...

Hyundai / Das Autohaus Puttkammer in Rellingen bei Hamburg hat die Händlernummer 35 und alle Höhen und Tiefen mitgemachtHerzensbrecherVon Doris PlateRolf Puttkammer und seine Frau Reni sind ein gutes Team. Schon kurz nachdem sie sich bei Kuddel Daddeldu am Timmendorfer Strand kennen gelernt hatten, musste Reni ihrem Rolf beim Rechnungenschreiben helfen. Kein Problem für die Buchhalterin, die zwar eigentlich gern ihrer künstlerischen Ader gefrönt hätte, letztendlich aber doch mit im Autohaus blieb. Rolf hatte gemeinsam mit dem späteren Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, bei Kühne + Nagel Speditionskaufmann gelernt. Schon im Alter von 23 Jahren entschied er sich aber die 1919 von seinem Onkel Hermann Koch gegründete Firma zu übernehmen. "Mein Onkel verkaufte die Motorräder wie geschnittenes Brot von der Rampe herunter", erinnert er sich heute. "Solche Geschäfte wollte ich auch machen." Vom Goggomobil zu BMWAls Rolf 1961 die Firma übernimmt, hat das von Hermann Koch vertriebene Goggomobil Hochkonjunktur. Schon ein Jahr später schließt er zusätzlich einen DAF-Vertrag ab und wird mit 444 Verkäufen Deutschlands größter Händler. Aus Goggo wurde Glas und daraus BMW. 1967 wird der Betrieb von Hamburg an den heutigen Standort in Rellingen verlegt und führt von nun an BMW. 1975 wird DAF von Volvo aufgekauft und die Familie muss sich nun entscheiden, ob sie mit Volvo oder mit BMW weitermachen will. Die Entscheidung fällt für BMW, jährlich werden 170 bis 180 BMWs verkauft. Der Verlust des BMW-Vertrags 1989 infolge einer Umstrukturierung der BMW-Vertretungen im Großraum Hamburg, von der zum Beispiel auch der spätere ZDK-Präsident Rolf Leuchtenberger betroffen war, ist für die Familie Puttkammer ein schwerer Schlag. Nichts geändert hat sich hingegen am bekannt guten Werkstattbetrieb der Firma Hermann Koch, die nach wie vor Anlaufpunkt vieler BMW-Besitzer ist. Mit dem "Pony" fing es anNachdem Rolf Puttkammer auf der IAA 1991 zum ersten Mal Hyundai sah, bewarb er sich sofort beim damaligen Geschäftsführer Jürgen Voss und bekam den Händlervertrag mit der Nummer 35. "Das war ein Glücksfall für uns", sagt er heute. Der "Pony", der damals um die 9.000 DM kostete, wird der erste Hyundai, den Puttkammer verkauft. Gleich im ersten Jahr werden 45 Neuwagen der hierzulande fast unbekannten Marke abgesetzt. Zahlreiche Kunden, die durch den Messeauftritt auf die Koreaner aufmerksam wurden, kommen zu Probefahrten ins Autohaus. 1992 wird Rolf Puttkammer Mitbegründer und erster Präsident des Hyundai-Händlerverbandes. Das bleibt er bis 1998. In der Zwischenzeit ist Sohn Frank in das Unternehmen eingetreten. Wie seine Eltern legt auch er viel Wert auf die besondere Beziehung zum Kunden und ist an seinem Schreibtisch im Ausstellungsraum jederzeit für sie da. Pionierarbeit für die Marke"Wir haben Pionierarbeit geleistet", charakterisiert Puttkammer sein Verhältnis zur Marke. Die zu Beginn recht kleine Organisation war stets händlernah und verlässlich: "Außerdem hat Hyundai keine Niederlassungen und kein direktes Großhandelsgeschäft. Sixt-Fahrzeuge kommen zurück in den Handel." Am meisten Spaß hatte Puttkammer mit dem Lantra Kombi. "Den habe ich am liebsten verkauft." Heute vermisst er den Kombi im Modellprogramm. Auch die Bevorzugung neuer Händler ist ihm ein Dorn im Auge: "Neue Händler bekommen drei Jahre Verkaufshilfen. Das verzerrt den Wettbewerb. Diese Gelder müssten zweckgebunden ausgeschüttet werden, sonst werden die Preise kaputtgemacht." Leider hat Puttkammer auch schlechte Erfahrungen mit Kunden gemacht. Im Jahr 2004, das Diskriminierungsgesetz war gerade verabschiedet worden, wandte sich einer seiner Kunden an AutoBild, weil Puttkammer ihm kein Auto mehr verkaufen wollte. "Der Kunde hat ständig an den Autos herumgemeckert und immer kurz vor Ablauf der Garantiefrist versucht zu wandeln. Das haben wir zwei Mal mitgemacht, beim dritten Mal wollten wir ihm kein Auto mehr verkaufen", schildert Puttkammer die Vorgänge. Bei AutoBild las sich das so: "Hyundai brach mir das Herz." Eine besonders bittere Erfahrung für den Unternehmer. Glücklicherweise haben sich die zufriedenen Kunden von dieser Berichterstattung nicht beeinflussen lassen. Einen Herzenswunsch haben die Unternehmer auch noch an ihre Marke: "Wir möchten bei Hyundai noch ein Cabriolet erleben." Gute ZusammenarbeitDer Hyundai-Händlerverband, den ich im 10. Jahr führe, wurde kurz nach dem Eintritt von Hyundai in den deutschen Markt gegründet. Wie immer bei einer neuen Marke, die auf dem schwierigen deutschen Markt Fuß fassen will, hatten wir Hyundai-Händler bis zum Jahr 2002 mit vielen Problemen zu kämpfen. Dann aber ging es bergauf. Und inzwischen ist Hyundai ja keine Marke mehr, auf die man abfällig herabblickt – übrigens nicht nur wegen des beachtenswerten WM-Sponsorings. Für das deutsche Hyundai-Händlernetz hat sich der Erfolg aber unterschiedlich ausgewirkt. Das Netz wurde in den letzten Jahren vollständig umgebaut. Über 200 Händler sind ausgeschieden, über 300 Händler sind neu dazugekommen. Diese Situation fordert uns als Verband enorm. Nicht nur, weil die ausscheidenden Händler unseren Beistand benötigten, aber gleichzeitig als Mitglieder wegfielen. Nein, auch die neuen Händler – die vielfach große Mehrmarkenhändler sind – müssen als neue Mitglieder gewonnen werden. Und ihre Ansprüche an uns als Verband weichen teilweise erheblich von den Anforderungen unserer bisherigen Mitglieder ab. Wir sind allerdings überzeugt davon, dieses Thema bisher gut gelöst zu haben. Die Zusammenarbeit mit unserem Importeur funktioniert gut, auch wenn wir natürlich teilweise unterschiedliche Auffassungen vertreten. So zum Beispiel aktuell zu den einseitigen Änderungen der Großabnehmer-Richtlinien durch HMD. Aber bisher haben wir noch immer für beide Seiten akzeptable Lösungen gefunden. Und das wird auch in diesem Fall so sein. Probleme haben wir zur Zeit ganz massiv mit den zunehmenden Reimporten. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass die Marke Hyundai interessant geworden ist. Wenn hier nicht kurzfristig eine Lösung gefunden wird – und da ist die Europazentrale von Hyundai gefordert –, werden wir Händler Maßnahmen zur Sicherung unserer Existenz ergreifen müssen. Dann werden wir als Händlerverband für unsere Mitglieder den Quereinkauf von Fahrzeugen aus dem EU-Ausland organisieren müssen. Hyundai steht heute für Qualität und DesignHyundai entwickelt sich in Deutschland weiter positiv und ist mit einem Marktanteil von 1,6 Prozent eine etablierte Größe am Markt. Der Erfolg einer Marke ruht dabei auf mehreren Säulen. Die eine ist sicherlich das traditionell überzeugende Preis-Wert-Verhältnis unserer Modelle. Heute steht Hyundai für Qualität und Design und beweist zum Beispiel mit den SUV-Modellen Tucson und Santa Fe einen guten Riecher für wachsende Marktnischen. Die Produktpalette deckt viele Marktsegmente ab und Tests beweisen immer wieder, dass Hyundai qualitativ und technisch einen Spitzenplatz einnimmt. Große Impulse versprechen wir uns von unserem neuen Modell im C-Segment, welches in Genf seine Weltpremiere feiert und in der zweiten Jahreshälfte in den Handel kommt. Dieses noch mit dem Entwicklungskürzel FD bezeichnete fünftürige Kompaktmodell wurde im europäischen Forschungs- und Entwicklungszentrum der Marke in Rüsselsheim speziell für den europäischen Markt entworfen und entwickelt. Ende 2007 wird es hiervon zusätzlich eine Kombivariante geben. Mittel- bis langfristig streben wir einen Absatz von 80.000 Fahrzeugen in Deutschland an. Dies ist ein ehrgeiziges Ziel, doch wir sind davon überzeugt, dass wir es erreichen werden. Unser Hersteller möchte bis 2010 zu den fünf größten Automobilherstellern der Welt gehören. Dabei möchten wir in Deutschland gerne mithelfen.Aktuell haben wir rund 490 Händler mit insgesamt 600 Standorten. Damit sind wir schon sehr gut aufgestellt, werden aber dort, wo es sinnvoll ist, weitere Händler benennen. Im Moment liegt unser Bestreben darin, die schnell gewachsene Händlerorganisation zu harmonisieren. Wichtig ist, dass im Händlernetz eine Qualität gelebt wird, die der Marke und den Kundenerwartungen gerecht wird. Persönlich wünsche ich mir von unseren Handelspartnern, dass Zusammengehörigkeit gelebt wird und man in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da ist und sich gegenseitig hilft. Die Kundenzufriedenheit ist dabei die Maxime in unserem Handeln. Entscheidend hierfür ist die Seele – also der Faktor Mensch – im Autohaus. Denn ohne ein freundliches Mitei- nander nützt die schönste Hülle nichts. Wenn der Kunde sich wohl fühlt, wird er dem Autohaus und der Marke Hyundai treu bleiben.

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