Im Rahmen der Feierstunde "80.000 zertifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kundenkontakt" hat Prof. Hannes Brachat am Dienstag in Frankfurt ZDK-Präsident Jürgen Karpinski getroffen. Der AUTOHAUS-Herausgeber nutzte die Gelegenheit, um sich beim obersten Branchenvertreter über den hohen Besuch eines Bundespolitikers – Grünen-Chef Cem Özdemir – in seinem Autohaus zu erkundigen. Auch die jüngste Offensivaktion des VW-Händlerverbandes kam zur Sprache.
AH: Der ZDK ist in Sachen Hardware-Nachrüstung über verschiedene öffentliche Kanäle aktiv geworden. Am vergangenen Freitag ließ sich der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir die SCR-Nachrüstung in Ihrem Autohaus in Frankfurt live vorführen. Was wird nun daraus?
J. Karpinski: Diese Art der Nachrüstung ist die einzige Lösung, um die Restwerte der betroffenen Dieselfahrzeuge zu stabilisieren. Wir sehen da keinen anderen Weg. Wir wollen diese Nachrüstung Politikern aller Couleur nahebringen, auf Bundes- wie auf Landesebene wie auf Innungsebene. Die Entscheider müssen wissen, dass das Nachrüsten eine ganz einfache Sache ist. Und nur die Politik kann das beeinflussen. Wir haben nach der Nachrüstung eine Probefahrt gemacht und hatten Null Milligramm NOx. Und das beim Passat!
AH: Wie kam der Kontakt zu Grünen-Chef Özdemir zustande?
J. Karpinski: Er hat von sich aus angefragt. In einer ZDK-Stellungnahme, die ich abgegeben hatte, las er, dass wir die Nachrüstung mit Hardware fordern, weil wir in unseren mittelständischen Betrieben über 300.000 Einheiten stehen haben – das ist ein Wert von 4,5 Milliarden Euro –, die nahezu unverkäuflich sind. Wir verlieren ja nicht nur die Kunden, die früher einen Diesel gekauft haben, sondern der Wertverlust kommt noch hinzu. Das ist für manches Autohaus existenzbedrohend. Das hat Herr Özdemir registriert und eine Meldung geschrieben. Wir haben dagegen gehalten, weil manches sich nicht mit unserer Auffassung deckt – denken Sie etwa an das geforderte Fahrverbot für Verbrennungsmotoren 2030. Aber in Sachen Nachrüstung sind wir derselben Meinung. Nur darüber bekommen wir die drohenden Fahrverbote vom Tisch.
AH: Wie sieht der ZDK-Präsident die Tatsache, dass der VW-Händlerverband mit seinen Dieselanliegen die Öffentlichkeit im "Spiegel" sucht?
J. Karpinski: Wenn ein Händlerverband, der die Interessen seiner Markenbetriebe vertritt, an die Öffentlichkeit geht, muss die Not groß sein. Sonst würde er das nicht tun.
Fritz Hellkamp