Saab will die Fahrzeugproduktion in der kommenden Woche wiederaufnehmen. Dies habe der deutsche Importeur am Mittwoch bei einer Händlerversammlung in Bonn in Aussicht gestellt, erfuhr AUTOHAUS Online aus Teilnehmer-Kreisen. Der Neustart hänge noch von einem Zulieferer ab. Wie berichtet, konnte der klamme Saab-Eigner Spyker Cars zuletzt die Lieferantenrechnungen für die Produktion im schwedischen Stammwerk Trollhättan nicht mehr bezahlen. Dort werden seit Anfang April keine Autos mehr gebaut.
Den Informationen zufolge legten die rund 20 anwesenden Händler dem Saab Deutschland-Management um Geschäftsführer Jan-Philipp Schuhmacher einen umfassenden Forderungskatalog vor. Neben dem noch unsicheren Produktionsstart mahnten sie vor allem Klarheit bei Fahrzeugbelieferung, ausstehenden Zahlungen und Ansprechpartnern an. "Wir wollen eine zuverlässige, konstruktive Partnerschaft, das ist das A und O", hieß es von Seiten der Händler.
Die deutsche Saab-Führung will den Angaben zufolge binnen drei Wochen Antworten auf die drängendsten Fragen geben. Prioritäten setze der Importeur in den kommenden Monate auch bei Produkten, Händlerrentabilität, Kundenzufriedenheit, Werbung und Markenwahrnehmung. Zudem wurde bekannt, dass Saab bis zum 30. September neue Händlerverträge ausgeben will. Dabei setze der Importeur auf "partnerschaftliches Zuarbeiten", wie es hieß. Details wurden zunächst nicht genannt.
Saab-Chef Victor Muller hatte in der vergangenen Woche den chinesischen Autohändler Pang Da als möglichen Retter präsentiert (wir berichteten). Das Unternehmen aus der Volksrepublik schießt kurzfristig 45 Millionen Euro Nothilfe zu und plant auch einen dauerhaften Einstieg.
Januar bis April 2011: Nur 320 Neuzulassungen
Nicht zuletzt wegen der andauernden Finanzprobleme fristet die Traditionsmarke in Deutschland mittlerweile ein Schattendasein. Zwischen Januar und Ende April rollten laut Kraftfahrt-Bundesamt lediglich 320 Saab neu auf die Straße. Der als Hoffnungsträger gepriesene Mittelklässler 9-5 kam dabei auf 113 Neuzulassungen. Das deutsche Händlernetz umfasst noch rund 80 Vertriebspartner. (rp)
Jan-Gernot Wichert