Drei Monate nach der Diesel-Razzia bei Fiat Chrysler (FCA) und Iveco haben Hunderte Fahrzeugbesitzer Anzeige gegen die beiden Hersteller erstattet. Rund 300 lägen inzwischen vor, regelmäßig gingen zudem noch weitere ein, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main der Deutschen Presse-Agentur mit. In etwa 90 Prozent der Fälle gehe es um Wohnmobile.
Bei den Ermittlungen geht es um den Verdacht des Betruges mit sogenannten Abschalteinrichtungen in der Abgasreinigung. Im Juli hatten Ermittler den Sitz von FCA Deutschland in Frankfurt, Iveco in Ulm sowie weitere Objekte in Italien und der Schweiz durchsucht. Neun Beschuldigte stehen weiterhin im Fokus, drei Verantwortliche von Fiat Chrysler sowie sechs des Schwesterkonzerns CNH Industrial, zu dem die Nutzfahrzeugmarke Iveco gehört.
Die Ermittler hatten Käufer der unter Verdacht stehenden Fahrzeuge aufgerufen, sich bei der Polizei zu melden und Verträge und Bescheinigungen vorzulegen. Die beiden Konzerne haben betont, mit den Behörden zu kooperieren.
Außer um Fiat- und Iveco-Fahrzeuge geht es auch um die FCA-Marken Alfa Romeo und Jeep. Welche Modelle aus den Jahren 2014 bis 2019 konkret betroffen sein sollen, hatte die Staatsanwaltschaft nicht mitgeteilt. Die genannten Motoren mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 stecken in einer ganzen Reihe von Fiat-, Jeep- und Alfa-Romeo-Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter und zudem auch in Modellen von Iveco.
Mehr als 200.000 Fahrzeuge betroffen
Nach Angaben der Ermittler sind in Deutschland mehr als 200.000 Fahrzeuge betroffen, darunter viele Sonderformen wie eben Wohnmobile. In allen soll – wie bei anderen Herstellern auch – eine Technik stecken, die dafür sorgt, dass die Grenzwerte für den Ausstoß von Stickstoffdioxid nur auf dem Prüfstand eingehalten werden. "Fahrzeuge mit einer derartigen Abschalteinrichtung sind auf dem gemeinsamen Markt nicht genehmigungsfähig, weswegen Kunden Fahrverbote oder Stilllegungen drohen", hatte die Staatsanwaltschaft damals erläutert.
Den aktuellen Angaben der Behörde zufolge sind seither vereinzelt auch Anzeigen eingegangen, die nichts mit den Ermittlungen zu tun haben. Bei Anzeigen von Gebrauchtwagenkäufern etwa lasse sich nicht nachweisen, dass der Händler von den mutmaßlichen Manipulationen wusste. Zudem hätten diese Käufe nicht zu einer Bereicherung des FCA-Konzerns geführt. Andere Fälle wiederum beträfen Dieselmotoren aus US-Produktion, die in den Modellen Lancia Voyager und Jeep Wrangler steckten und bei denen es bislang keine hinreichend gesicherten Erkenntnisse für eine Abschalteinrichtung gebe.
Im Fall Iveco hat mittlerweile die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Ermittlungen übernommen. Sie wollte sich nicht zum aktuellen Stand äußern. (dpa)
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