Emil Frey Gruppe: Erfahrener Importeur mit chinesischer Marke

Weitere Artikel und Informationen in einer Playlist zur Marke Wey. KURZFASSUNG: Die Emil Frey Gruppe will es den Vertragshändlern ihrer neuen chinesischen Marken möglichst einfach machen: Vertriebs- und Margensystem sowie die Verkaufsunterstützungsprogramme sollen nicht kompliziert und die Platzanforderungen gering sein. Der chinesische Autobauer Great Wall Motor (GWM) und die Emil Frey Gruppe haben die angekündigte Vertriebskooperation für die Premiumlinie GWM Wey in Deutschland am 20. November 2023 offiziell auf den Weg gebracht. Die 2016 gegründete Marke GWM Wey ist nach Konzernchef Jack Wey benannt. Dass es sich auch bei GWM um ein inhabergeführtes Unternehmen handelt, war mit ein Grund für die Emil Frey Gruppe, diesen chinesischen Hersteller zu vertreten. Das Produktprogramm umfasst bislang Premium-SUV mit Plug-in-Hybridantrieb. Deutsches Debüt-Modell war der GWM Wey 05, ein SUV im D-Segment, 4-Rad-getrieben mit einer Systemleistung von 350 kW / 476 PS und einer elektrischen Reichweite von bis zu 158 Kilometern (WLTP). Anfang 2024 reichen die Chinesen mit dem GWM Wey 03 ein kompaktes SUV nach. Es soll ebenfalls mit einem reichweitenstarken PHEV-Antrieb mit bis zu 139 Kilometern (Allradversion) und umfangreicher Ausstattung überzeugen. Der Wey-Verkauf wird künftig - wie bei GWM Ora - über ein Händlernetz erfolgen. Er soll den Angaben zufolge mit etwa 50 Partnern starten. Zuständig für den Aufbau und die Betreuung ist die Frey-Tochter O! Automobile GmbH aus dem hessischen Friedberg, die seit Oktober von Johannes Brandenburger geleitet wird. Der 39-Jährige bringt zwölf Jahre Berufserfahrung in der Branche mit. Seit seinem Einstieg 2011 bei der Emil Frey Gruppe übernahm er zunehmend Führungspositionen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Zuletzt war er bei der renommierten Hessengarage als Regionalleiter tätig. Was er mit den beiden Marken vorhat, erläutert Johannes Brandenburger im Interview. AH: Sind die Wey-Händler alle Mitsubishi-Händler? J. Brandenburger: Teils, teils. Wir haben sowohl Händler, die Partner bei Mitsubishi sind, die schon Ora aufgenommen haben und das jetzt auch mit Wey tun. Es gibt aber auch Partner, die bisher ausschließlich mit Ora zusammengearbeitet haben und jetzt Wey mit aufnehmen. AH: Heißt das, die Marken gibt es nur im Paket? J. Brandenburger: Jeder GWM Wey-Händler wird auch GWM Ora vertreiben. Aufgrund der unterschiedlichen Größe der Händlernetze wird aber nicht jeder Ora-Händler auch gleichzeitig Wey anbieten - die beiden Produktlinien sind unterschiedlich positioniert und wir schauen uns gemeinsam mit den Partnern an, welche Produkte in welchen Gebieten gute Chancen haben - insbesondere natürlich auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Antriebskonzepte der Produkte. AH: Und wie sind für die kommenden Jahre die Pläne, sowohl beim Händlernetz als auch bei den Fahrzeugen? J. Brandenburger: Was das Händlernetz angeht, haben wir für die Produktlinie Wey das Ziel, etwa 100 Partner deutschlandweit einzusetzen. Für Ora planen wir mit etwa 200 Partnern, aktuell sind es rund 170. Mittelfristig wollen wir mit beiden Produktlinien pro Jahr fünfstellig verkaufen. AH: Und beide kommen jetzt im Vertragshändlersystem? J. Brandenburger: Wir sind sehr froh darüber, dass wir das Vertriebskonzept, das wir als Emil Frey Gruppe für erfolgversprechend halten, nämlich das Vertragshändlersystem, sowohl bei Ora als auch bei Wey umsetzen können. Wir wollen gemeinsam mit den Handelspartnern den Markt bearbeiten. AH: Warum sollte ein Händler die beiden Marken aufnehmen? J. Brandenburger: Die Technologie der Fahrzeuge, die neue Interpretation des Plug-In Hybrids, ist ein wahnsinnig spannender Punkt. Bis dato sind Plug-In Hybride eher bekannt für eine mittelmäßige Reichweite im elektrischen Fahrmodus. Das ist mit Sicherheit ein Alleinstellungsmerkmal für die beiden Fahrzeuge. Sowohl beim Wey 05 als auch beim Wey 03 haben wir sehr hohe elektrische Reichweiten - der Wey 05 ist mit 158 Kilometern sogar das Fahrzeug mit der höchsten elektrischen Reichweite aller Plug-In Hybride überhaupt. Insofern zeigt sich der Hang zur Elektromobilität bei diesen Fahrzeugen. Des Weiteren sprechen wir dort eine Interessentengruppe an, die sehr viel Wert auf Komfort und Technologie legt und dort ein komplett und sehr hochwertig ausgestattetes Produkt erwerben kann. AH: Welche Anforderungen haben Sie an die Händler? J. Brandenburger: Man sollte eine gewisse Ausstellungsfläche vorhalten, um die Fahrzeuge adäquat den Interessenten zu präsentieren. Da sprechen wir bei beiden Produktlinien in Summe von 300 Quadratmetern. An alle anderen Anforderungen gehen wir mit sehr viel Augenmaß heran. Wir wollen zunächst gut starten und dann wachsen. AH: Ist ein eigenes Gebäude gefordert? J. Brandenburger: Nein, es ist kein separates Gebäude gefordert. Ein eigener GWM-Bereich sollte aber erkennbar sein, damit der Kunde sich dort wiederfindet. AH: Vertragshändler heißt, es gibt ein Margensystem. Wie sieht das aus? J. Brandenburger: Es ist branchenüblich und sehr einfach strukturiert. Das ist ein wichtiger Punkt: Sowohl das Vertriebs- und Margensystem als auch die Vertriebsunterstützungsprogramme sind einfach strukturiert. Wir wollen kein komplexes System aufbauen mit verschiedenen Bonibausteinen. Wir wissen, dass die Partner, die mit uns gemeinsam diese Fahrzeuge vermarkten, Mehrmarkenhändler sind. Deshalb muss die Hürde klein sein, um schnell Entscheidungen treffen zu können. AH: Wollen Sie hauptsächlich Privatkunden ansprechen oder mehr Gewerbetreibende? J. Brandenburger: Wir sind grundsätzlich komplett offen. Für den Start wird aber wahrscheinlich der Privatkundenanteil etwas höher sein. Wenngleich ich doch glaube, dass wir gerade auch mit den Wey-Produkten, den Plug-In Hybriden, auch im Gewerbebereich Akzente setzen können. Die 0,5-Prozent-Regelung für die Versteuerung der Dienstwagennutzer trifft auf beide Fahrzeuge von Wey zu. Wegen der hohen Reichweite im Elektromodus sind die Fahrzeuge für Fuhrparks interessant, die den CO2-Ausstoß in ihrer Flotte reduzieren wollen. Das ist mit diesen Fahrzeugen deutlich praxisnäher als bisher möglich. AH: Preise? J. Brandenburger: Für den Ora 03 sind wir mit Leasingraten auf dem Markt: Derzeit sind es 199 Euro/Monat. Bei Wey werden wir im Leasingbereich bei knapp unter ein Prozent vom Bruttolistenpreis liegen. Beim Wey 05 heißt das bei einem Bruttolistenpreis von 59.900 Euro für einen Gewerbetreibenden bei 36 Monaten Laufzeit, 10.000 Kilometer Jahreslaufleistung 499 Euro pro Monat netto ohne Anzahlung. AH: Mit welcher Bank arbeiten Sie zusammen? J. Brandenburger: Wir arbeiten mit unserem bewährten Partner, der Santander Bank zusammen. Santander wird auch bei GWM Captive, sowohl bei der Einkaufs- als auch bei der Absatzfinanzierung. AH: Wie sieht es mit Service- und Ersatzteilversorgung aus? Ich höre immer wieder, dass es da bei chinesischen Marken Probleme gibt. J. Brandenburger: Hier haben wir einen entscheidenden Vorteil: Wir können auf langjährig bewährte Prozesse zurückgreifen. Wir können hier auch unserem Hersteller sehr große Hilfestellung leisten. Wir haben mit unserem Team in Friedberg Kolleginnen und Kollegen, die das seit Jahren machen und so auch Prognosen machen können. Wir sind seit mehreren Monaten mit dem Hersteller im Gespräch, um die Ersatzteilversorgung sicherzustellen. Wir können vom Start weg die optimale Versorgung gewährleisten, wie sie die Handelspartner kennen, die auch schon bei Mitsubishi mit uns zusammenarbeiten. Wir sind da gut unterwegs. AH: Und wie sieht es aus mit Schulungen? J. Brandenburger: Auch hier haben wir den Vorteil, dass wir auf bestehende Strukturen und Prozesse zurückgreifen können. Unser Schulungszentrum in Friedberg, angereichert durch Online-Trainings und Webinare, steht auch für die neuen Produkte zur Verfügung. AH: Dann starten Sie jetzt mit einer großen Werbekampagne? J. Brandenburger: Bei Ora haben wir gemeinsam mit dem Hersteller sehr viel unternommen und waren erfolgreich. Die gestützte Markenbekanntheit, die Anfang 2023 bei null gestartet ist, lag Ende Oktober schon über 20 Prozent. Dafür haben wir viel getan, unter anderem auch mit Werbung im klassischen Fernsehen, auf den digitalen Kanälen und bei Streamingdiensten. Für Wey arbeiten wir im Moment noch die Strategie aus. Für den Marktstart ist uns wichtig, mit den Händlern lokal vor Ort unterwegs zu sein. Das ein oder andere, was wir bei Ora gemacht haben, kann hier auch adaptiert werden.

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