Creditplus Bank: Ein bisschen Rückenwind

Die Creditplus Bank sieht 2023 als "das erfolgreichste Jahr der Unternehmensgeschichte", so Head of Sales Automotive Roman Heinrich. Er konstatiert Bestwerte im Retail, in der Händlerfinanzierung ein Plus von 40 Prozent. In Zahlen bedeutet dies fast 2.000 aktive Händlerverbindungen im Retail und 1.500 in der Händlereinkaufsfinanzierung. Auch das Neugeschäft hat nach Aussagen der Non-Captive deutlich zugelegt, genaue Zahlen stehen im nächsten Lagebericht. Ihre Ziele und Einschätzungen für 2024 erläutern Chief Commercial Officer (CCO) Christian Frey und Roman Heinrich im Interview. AH: Das Autojahr 2024 hat begonnen. Klar ist: Es wird anspruchsvoller. Wie sind die Erwartungen bei der Creditplus? C. Frey: Wir stellen uns auf einige Veränderungen ein. Das abrupte Ende der E-Auto-Förderung wird einiges ändern. Dazu kommen die taktischen Zulassungen der Hersteller, der Gebrauchtwagenbestand ist aktuell sehr hoch, das Thema Agentursystem beschäftigt uns auch weiterhin. Das erhöht insgesamt den Druck - auch auf die Margen der Händler - und deswegen erwarten wir in der Geschäftsentwicklung eher eine Seitwärtsentwicklung. Darüber hinaus werden 2024 sicher noch weitere Themen auf uns zukommen. AH: Wie sind Ihre Prognosen hinsichtlich der Stückzahlen? Eher konservativ wie der ZDK oder zuversichtlicher wie die DAT? R. Heinrich: Wir glauben an einen stabilen Markt analog 2023. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass der Druck auf die Märkte zunehmen wird. Der Wegfall der E-Prämie wird sich negativ auf die Zulassungen im BEV-Bereich auswirken. Was aber positiv wirken könnte, ist ein sinkendes Preisniveau bei den Gebrauchtfahrzeugen. Hier erwarten wir ab dem zweiten Halbjahr 2024 einen drastischen Rückgang. Das könnte einerseits noch mal Zulassungen generieren, andererseits die Profitabilität im Handel belasten. Die Lagerbestände - auch bei den Autobanken - sind aktuell sehr hoch. Der Abbau der Lagerbestände wird letztlich nur über den Preis gehen können. AH: Kehren wir nach zwei sehr erfolgreichen Rendite-Jahren wieder zur Normalität zurück oder wird es schlechter als normal? R. Heinrich: Die Frage ist natürlich ein Fall für die Glaskugel, aber ich glaube, wir kommen wieder in die Realität vor Corona zurück. Die Anzeichen sind erkennbar. Wir rechnen in diesem Jahr mit leicht erhöhten Risikokosten. AH: Aktuell ist die Kauflaune aufgrund der hohen Mobilitätskosten gedämpft. Steigt mit dem Angebot im Volumensegment nicht auch wieder die Nachfrage? C. Frey: Im Klein- und Kompaktwagensegment können wir tatsächlich einen Trend erkennen. Ein bisschen Rückenwind, wenn Sie so wollen. Grundsätzlich werden sich höhere Einkommen aber nicht sofort auf den Automobilkonsum auswirken. Ein Viertel aller Beschäftigten nutzt jede Woche mobiles Arbeiten. Die Spritpreise sind immer noch hoch. Es gibt also limitierende Faktoren. Ersatz- oder Neuanschaffungen werden daher gründlich überlegt und abgewogen. Das Preisniveau bei den Fahrzeugen ist nach Corona stark gestiegen. Dennoch gibt es positive Signale. Bei unserem Partner Suzuki, der insbesondere im Klein- und Kompaktwagensegment vertreten ist, merken wir schon ein Stück weit Belebung. R. Heinrich: Parallel darf auch unsere Politik mehr positive Themen wie Wirtschaftswachstum und Stabilität in den Vordergrund stellen, was sich positiv auf das Mindset der Kunden auswirken könnte. Ein dementsprechendes Maßnahmenpaket wird hinlänglich diskutiert, die Umsetzung lässt allerdings auf sich warten. AH: Wie sind denn die aktuellen Rückmeldungen aus dem Handel zum Jahresbeginn? R. Heinrich: Diese bestätigen den eben angesprochenen Trend. Aktuell sind kleinere Modelle gefragt. Der Preisunterschied zu den Elektrofahrzeugen liegt schnell bei 25.000 bis 30.000 Euro. Mit unserem Kooperationspartner Suzuki und den kleinen sparsamen Antrieben sind wir gut aufgestellt. Wir glauben, kleine Verbrenner sind künftig wieder stärker gefragt. Im Premiumsegment wird es bei Verbrennern schon anspruchsvoller. Auf der Privatkunden-Seite bleibt das Thema bezahlbare Mobilität aber vorerst wichtig. AH: Manche Händler sehen kaum Unterschiede, einige müssen sich schon sehr strecken. Also kein klarer Trend? R. Heinrich: Das ist oft auch abhängig von Region und Marke, insgesamt aber sehr heterogen. In den Ballungszentren läuft es etwas besser, auf dem Land stockt der Absatz etwas. AH: Wird es zu Zinssenkungen kommen in diesem Jahr? C. Frey: Die Zeichen stehen auf Entspannung. Viele Banken sind von ihrem hohen Zinsniveau bereits etwas abgerückt, wir auch. Wenn dieses Jahr Überraschungen ausbleiben, sehen wir sogar noch etwas Luft nach unten. AH: Die Lager sind voll, Hersteller und Importeure fördern den Absatz mit vielen Subventionen. Entsteht hier zusätzlicher Druck durch Rabattschlachten? R. Heinrich: Davon müssen wir ausgehen. Wir haben hohe Bestände im Handel, dazu kommen die vielen taktischen Zulassungen der Hersteller. Besonders im BEV-Bereich lässt sich erkennen, dass Preissenkungen durch die Hersteller platziert werden, was den Marktdruck der finanzierten Altbestände deutlich erhöht. Das muss sich nivellieren, sonst leidet die Bonität vieler Händler. AH: Wie sieht es für die Creditplus aus? Absatz- und Einkaufsfinanzierung, gibt es da neue Wege und Strukturen? C. Frey: Mit Roman Heinrich haben wir einen neuen Vertriebsleiter nur für Automotive. Wir wollen den Bereich bewusst stärken und fokussieren. Als ehemaliger Leiter der Händlereinkaufsfinanzierung kennt er das Geschäft von beiden Seiten. Wir versprechen uns von dieser Maßnahme neue Synergien, bessere Schulungsmöglichkeiten für Gebietsleiter und insgesamt eine optimale Betreuung. Damit wollen wir auch den vor uns liegenden Aufgaben Rechnung tragen. Ich persönlich bin mit der Personalie sehr glücklich. AH: Auch eine Bank arbeitet in dem Bereich mit Gesichtern und Typen. Beerbt Roman Heinrich damit Marco Christ? R. Heinrich: Darauf möchte ich gern selbst antworten (lacht). Nein, Marco Christ kann man nicht beerben, das könnten in Deutschland auch nur ganz, ganz wenige. Wir sind unterschiedliche Typen. Das soll auch nicht wertend sein. Ich bin jemand, der von der prozessualen Schiene kommt und durch 18 Jahre Händlereinkaufsfinanzierung bei Creditplus und davor bei der MCE Bank von vielen guten Leuten in der Vergangenheit lernen durfte. Wir versuchen, die Services mit der prozessualen Steigerung zu optimieren, so dass unsere Händler davon noch mehr profitieren können. Das ist mein Ansatz. AH: Wie erklärt sich der Erfolg Creditplus Bank? C. Frey: Hauptsächlich mit einem guten Konzept und guten Produkten auf dem Markt. Wir müssen uns nicht verstecken, haben dazu qualifizierte, hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Markt hat uns natürlich geholfen. Wir konnten mit einem starken Team die Marktpotenziale heben. R. Heinrich: Grundsätzlich möchten wir weiterhin mit unseren guten Services und Produkten, mit einem tollen Team und unserem Handel den Markt erfolgreich bearbeiten. Gerne wieder als Sieger des AUTOHAUS BankenMonitor. AH: Wird es spezielle Aktionen zum Thema ESG geben? R. Heinrich: Wir haben im Bereich Photovoltaik mit den Händlern schon einiges umgesetzt und arbeiten da mit einem französischen Großkonzern zusammen. Ziel ist aber eine holistische Betreuung für die Händler von der Planung der Anlage bis zur Installation und Finanzierung. Ergänzend dazu planen wir einen Fragebogen, mit dem Händler ihren eigenen ESG-Score ermitteln können. AH: Brauchen wir hier nicht auch Standards, die es den Händlern ermöglichen, ihren ESG-Status zu ermitteln? R. Heinrich: Ja, gerade bei den KMU, wo die Ressourcen für eigene ESG-Abteilungen nicht vorhanden sind. Das schwierigste Thema bleibt das Data Warehouse, wo alle zentralen Daten für einen ESG-Bericht zusammenfließen. Flächendeckend ist das Problem noch nicht gelöst. Bei keiner Bank und somit auch bestimmt nicht bei vielen Handelsbetrieben. AH: Privat-Leasing wird immer beliebter, auch bei E-Modellen. Es wird viel gefördert, Preise sinken. Dies führt zu hohen Restwertrisiken. Wird das ein Problem? R. Heinrich: Bestes Beispiel ist hier Tesla. Nach 24 Monaten Leasing werden die Listenpreise deutlich gesenkt. Was passiert? Am Ende besteht zwischen Leasingrückläufer und Neufahrzeug nur noch ein geringer Preisunterschied. Da wird der Gebrauchte schwer vermittelbar. Im sogenannten Kilometer-Leasing sollte der Händler sehr genau die Restwerte im Blick behalten und betriebswirtschaftlich sinnvoll agieren. Letztendlich bleibt dieses Thema offen und die Creditplus Bank wird den Handel hierbei unterstützen. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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