Volkswagen Servicenetz: EDV, Dieselrückruf und Economy-Service

Wiederholt auftretende Ausfälle der Systeme "Cross" und "Elsa Pro" halten derzeit die VW- und Audi-Betriebe in Atem. Anlässlich seiner zweiten Servicepartner-Konferenz machte der Volkswagen und Audi Partnerverband (VAPV) diesbezüglich Druck auf den Hersteller. VAPV-Chef Dirk Weddigen von Knapp forderte vor knapp 450 Teilnehmern eine umfassende Lösung der Probleme, damit die Betriebe arbeitsfähig seien. Für die nach wie vor wiederkehrenden Systemausfälle habe der Verband bereits Schadenersatzforderungen angemeldet, sagte er am 15. Februar in Kassel. Laut einer Verbandsmitteilung kündigte Jan Bures, Vertriebsleiter Volkswagen Service Deutschland, zügige Abhilfe an. Er habe sich ausdrücklich bei den Anwesenden für den Ärger entschuldigt und sich zuversichtlich gezeigt, die Ursachen zeitnah beheben zu können, hieß es. Verband gelingt Entschlackung Im Rahmen der Veranstaltung stellte Rudolf Rübner, Sprecher der Servicepartnervertreter, zusammen mit seinen Kollegen Harald Herbst und Michael Krammer die Änderungen der Vertriebsrichtlinie After Sales Volkswagen Pkw dar. Wie Weddigen von Knapp mitteilte, sei dem Verband in dieser Sache eine deutliche Entschlackung des über 40-seitigen Vorschlags des Herstellers gelungen. "Die vom Partnerverband erreichten Änderungen bedeuteten für die Betriebe eine deutliche Zeitersparnis", so der Verbandspräsident. Was zukünftig gebraucht wird Sie informierten zudem über den Umsetzungsstand der Arbeitsplätze für Fahrerassistenzsysteme innerhalb der Organisation. Bereits bei der Tagung im letzten Jahr hatte der VAPV darauf hingewiesen, dass für die kommenden "funkenden Autos" die Betriebe ihre EDV erheblich aufrüsten müssen. Weddigen von Knapp geht davon aus, dass selbst kleinere Betriebe für die dafür notwendige IT mindestens acht- bis zehntausend Euro ausgeben müssen, für größere könnten es leicht 25.000 werden. Bei mehreren Betriebsstätten geht es in den sechsstelligen Bereich. Nutzfahrzeugstandards kritisiert Auch die neuen Nutzfahrzeugstandards sind ein gewaltiger Brocken für die kleinen Betriebe. Mit der Einführung des neuen Crafter werden wohl viele neue Hebebühnen und höhere Einfahrtstore für ihre Werkstätten benötigen. Klar sprach sich der Verband gegen die Kundenkarte "4+" und das Konzept "ServicePlus" bei den Nutzfahrzeugen aus. Die Kundenkarte "4+" ist ein Loyalisierungsprogramm für ältere Fahrzeuge, bei dem der Händler für den jeweiligen Karteninhaber individuell Nachlässe auf Lohn und Teile gewährt. Problem dabei ist, dass diese preiswerteren Leistungen dann den durchschnittlichen Stundenverrechnungssatz absenken, der wiederum Grundlage für die Vergütung der Garantie- und Gewährleistungsarbeiten gegenüber dem Hersteller ist. Partner, die sich darauf einlassen, verschlechtern also ihre Chance darauf, eine Erhöhung der Vergütung des Herstellers zu erreichen, indem sie den Nachweis eines durchschnittlich gestiegenen Stundenverrechnungssatzes erbringen. Auch dem "ServicePlus" steht der Verband skeptisch gegenüber. "Dieser Vertrag bedeutet für den Betrieb viele zusätzliche Standards ohne Benefit", so Weddigen von Knapp. Zum Beispiel sei dabei vorgesehen, dass Nutzfahrzeuge auf der Autobahn bzw. Landstraße repariert würden. Der Verband hält dies für viel zu gefährlich und befürchtet eine Mithaftung bei Unfällen. "Das können wir nicht verantworten", so der Verbandspräsident. Abgerechnet wird am Schluss VAPV-Vorstand Kai Wicke brachte die anwesenden Servicepartner und Händler bei der Abarbeitung der Diesel-Rückrufaktion auf den neuesten Stand. Der Plan, die Aktion 2016 zu erledigen, ging nicht auf. 2017 wird nun das größte Volumen von Fahrzeugen in den Werkstätten erwartet. Die meisten haben mittlerweile eine Freigabe für das Software-Update, das die Abgasmanipulation beenden soll. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung soll die Hälfte der betroffenen Fahrzeuge schon bearbeitet worden sein. Insidern zufolge muss man wohl eher von einem Drittel ausgehen. Bis Ende des Jahres wird nun aber mit dem Abschluss der Aktion gerechnet. In diesem Jahr wird damit die Werkstattauslastung verbessert und gegen die Vergütungslösung waren auch keine Beschwerden zu hören. Die im letzten Jahr vom Hersteller dafür zum Sonderpreis angebotenen Diagnose- und Batterieladegeräte sowie dazugehöriges Zubehör werden jetzt gebraucht. Da Mechaniker mehrere Fahrzeuge gleichzeitig flashen können und kein Nachweis-Protokoll für jedes einzelne Fahrzeug notwendig ist, sei die Belastung für das Netz tragbar, war zu hören. Auch die Vergütung der Mobilitätslösung, die Volkswagen seinen Kunden anbietet, wurde nicht beanstandet. Was den auf der Partnerverbandstagung im Herbst letzten Jahres geforderten Ausgleich für die eventuell beim Handel entstehenden Schäden angeht, teilte Weddigen von Knapp mit, dass ein solcher vereinbart sei, aber erst berechnet werde, wenn die Aktion abgeschlossen sei. Dabei wird es voraussichtlich um den Zeitaufwand der Betriebe gehen, um ihre betroffenen Kunden zufrieden zu stellen, bzw. in diesem Zusammenhang auftretende Rechtsfälle vorzubereiten. Startschuss für "Economy Service" Wicke skizzierte auch die Voraussetzungen und Bedingungen der neuen Volkswagen-Marke "Economy Service". Hierbei handelt es sich um einen Betriebszweig, in dem einfachere Reparaturen für ältere Fahrzeuge zu reduzierten Stundenverrechnungssätzen angeboten werden können, um dem "Teuer"-Image der Autohäuser entgegenzuwirken. Dies kann sowohl innerhalb eines regulären Volkswagen Servicebetriebs als auch in zwei verschiedenen Räumlichkeiten auf dem gleichen Gelände oder als alleinstehende Lösung angeboten werden. Die Standards dafür werden deutlich geringer sein als bei einem regulären Servicevertrag. Allerdings ist das nur bedingt eine Lösung für Servicebetriebe, die nicht in die neuen Standards investieren wollen, denn für den "Economy Service" ist ein regulärer Servicevertrag Voraussetzung. Kleinere Betriebe, die das anbieten wollen, können dies also nur unter dem Dach eines größeren Partners mit Vollvertrag tun. Den ersten Economy Service-Betrieb hat die Löhr-Gruppe vor wenigen Tagen in Bad Neuenahr-Ahrweiler eröffnet. Konzernmanager Bures ging auch auf die strategischen Service-Ziele von VW Pkw sowie auf aktuelle Arbeitsthemen ein. Ausdrücklich lobte er das gute Abschneiden der Betriebe in den Werkstatttests 2016 (91 Prozent Bestehensquote) und blickte außerdem auf die Produkt-Highlights für 2017. Kurzfassung Die Volkswagen-Organisation steht auch im Service vor massiven Veränderungen. Höhere Standards, EDV-Anforderungen sowie neue Betriebsformen kommen auf die Autohäuser zu. In diesem Jahr wird zudem der Dieselrückruf greifen und die schon für das letzte Jahr in Aussicht gestellte Arbeit zu leisten sein.

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