Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche hält das Ziel von einer Million Elektroautos in Deutschland bis 2020 nur mit einem direkten Kaufanreiz für erreichbar. Er verstehe zwar die Vorbehalte gegen eine solche Prämie bei Politikern. "Die Konsequenz wird sein, dass man, wenn es dabei bleibt, auf über 500.000, aber nicht auf eine Million kommt", sagte Zetsche am Dienstag in Berlin bei einem Diskussionsforum des "Tagesspiegels" zur Elektromobilität. Dies hätten verschiedene Studien prognostiziert, sofern es bei den heutigen Randbedingungen bleibe.
Als wesentliches Kaufhemmnis nannte der Chef des Autobauers die deutlich höheren Gesamtkosten. Derzeit müsse man für Anschaffung und Betrieb eines Elektrofahrzeugs rund 11.000 Euro mehr als für ein Auto mit Verbrennungsmotor aufbringen. "Auch 2017 dürfte dieser Unterschied noch in einer Größenordnung von 5.000 Euro liegen", sagte Zetsche.
Der Manager wies zudem Kritik an mangelndem Engagement der Unternehmen zurück. Für grüne Technologien nehme die deutsche Industrie "eine Menge Geld in die Hand, und ganz überwiegend nicht das des Steuerzahlers" - in den nächsten vier Jahren 17 Milliarden Euro, davon allein die Autoindustrie neun Milliarden Euro. Daimler wolle Autos mit Otto- und Dieselmotor noch sparsamer machen und zugleich Hybridfahrzeuge und reine Elektroautos mit Batterie und mit Brennstoffzelle weiterentwickeln. "Jede dieser Technologien hat ihre spezifischen Stärken. Es wäre aus unserer Sicht strategisch unverantwortlich, zum jetzigen Zeitpunkt einen dieser Entwicklungspfade nicht weiterzuverfolgen", stellte er fest. Die Brennstoffzelle habe im Vergleich zum reinen Elektroauto einen "doppelten Vorteil": Sie ermögliche große Reichweiten und kurze Tankzeiten.
Beim heutigen Energiemix in Deutschland werde durch Elektroantrieb im Vergleich zu einem modernen Verbrennungsmotor zehn bis 20 Prozent weniger Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen. "Insofern ist es falsch zu sagen, dass das Elektrofahrzeug der falsche Weg ist", sagte der Daimler-Chef zu grundsätzlicher Kritik von Umweltschützern. Aber noch sei der E-Antrieb nicht so effektiv wie er sein könne, wenn der Strom regenerativ erzeugt werde. (dpa)
K. Wempe
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