Mit einer 28 Millionen Euro schweren Finanzierungsrunde sorgte Carwow Anfang August für Aufsehen. Neben dem Hauptinvestor Daimler und weiteren strategischen Geldgebern aus dem Automotive-Sektor beteiligten sich Autohändler verschiedener Marken an dem Start-up (wir berichteten). Wie am Freitag bekannt wurde, wollten sich auch einige große Mercedes-Gruppen im Rahmen einer gebündelten Investition bei der Online-Plattform engagieren. Ein entsprechendes Vorhaben ist aber vom Tisch.
Wie aus einer aktuellen E-Mail des Verbandes der Mercedes-Benz Vertreter (VMB) hervorgeht, werde man die Bündelungsaktivitäten einer Investition an Carwow einstellen. Das habe der Vertreterausschuss einstimmig entschieden. Eine Finanzinvestition einzelner Unternehmen sei aber weiterhin möglich. Carwow Deutschland-Chef Philipp Sayler von Amende bestätigte gegenüber AUTOHAUS die Informationen.
Laut der VMD-Mitteilung, die der Redaktion vorliegt, wird die Entscheidung mit "grundlegenden Bedenken" begründet. So bezweifelt man, dass trotz einer Verbandsinvestition eine "strategische Einflussnahme auf das Geschäftsmodell und den Algorithmus von Carwow" erreicht werden könne. Die Plattform habe zwar ihr Interesse bekräftigt, ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit Händlern aufbauen zu wollen. "Wir stoßen jedoch bei unterschiedlichen Zielen an rechtliche und unternehmensstrategische Grenzen", hieß es.
In diesem Zusammenhang verweisen die Verantwortlichen des Händlerverbands unter anderem darauf, dass Carwow eine ursprünglich zugesagte Diskussion um die Ausgestaltung des Händler-Angebots-Algorithmus inzwischen entschieden ablehne. Auch der Zielkonflikt zwischen der Attraktivität der Plattform aus Kundensicht und der Ertragskraft des anbietenden Händlers habe sich in den Verhandlungen nicht lösen lassen.
Die Autokauf-Website Carwow war 2012 in Großbritannien gestartet, kam 2016 nach Deutschland und startete 2018 in Spanien. Händler hinterlegen bei der Neuwagen-Plattform vorab die Rabatte, die sie bereit sind, zu gewähren, so dass sie den Nutzern direkt bei der Konfiguration angezeigt werden. Anschließend werden die Interessenten zu Angeboten von Autohäusern in ihrer Nähe weitergeleitet. (rp)
In einer älteren Fassung des Beitrags wurde der Eindruck erweckt, dass kein Autohaus in Carwow investiert. Das ist falsch. Tatsächlich sind bereits Handelsbetriebe an der Plattform beteiligt. Wir haben die Informationen korrigiert.
Richard Johansson Lord