akf Bank: "Die Arbeit wird in einer digitaleren Welt anders"

Holger Stuhlmann, der seit Februar 2018 als Geschäftsführer der akf leasing fungiert und seit Anfang 2019 zusätzlich als Geschäftsführer der akf bank verantwortlich zeichnet, hat sich in diesem Jahr eine Menge vorgenommen. Auch was die strategischen und persönlichen Ziele angeht. "Ich möchte zusammen mit dem Vertrieb daran arbeiten, uns weiter zu entwickeln. Stärken auszubauen", erklärt der gelernte Bankkaufmann und studierte Diplomkaufmann gegenüber AUTOHAUS. "Wir sind stark im direkten Kontakt mit unserem Handelspartner, der für uns immer im Mittelpunkt steht. Und wenn wir den Kollegen noch mehr Material an die Hand geben können, von dem der Handel profitiert, dann finde ich das optimal", so der Bankmanager. Stuhlmanns Schlussfolgerung daraus lautet: Man werde ein ganz besonderes Augenmerk auf die Entwicklung von Produkten und Services legen. AH: Herr Stuhlmann, die Digitalisierung zwingt die Automobilwirtschaft zum Um- und Neudenken. Wo sehen Sie persönlich in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen für die Branche? H. Stuhlmann: Was die Automobilbranche fordert, fordert auch uns. Prozesse, die bisher persönlich erfolgten, werden zukünftig automatisiert abgewickelt. Ich kann mich noch erinnern, als mein Vater von einem neuen Modell seines Fahrzeugs in einer Autozeitschrift gelesen hatte und dann erst einmal zum Händler gefahren ist, um sich einen Prospekt zu holen. Heute erfolgt diese erste Information auf digitaler Basis und der Kunde kommt bereits mit vielen Informationen direkt in das Autohaus. Die Automatisierung und die Digitalisierung schaffen die Möglichkeit, dass Standardaufgaben schnell erledigt werden und dass für andere Aufgaben mehr Zeit bleibt. Und so entwickeln auch wir uns: Nicht-emotionale Themen digitalisieren wir und für emotionale Themen können wir uns mehr Zeit für den persönlichen Kontakt nehmen. Dadurch verändern sich eben auch Arbeitspakete der Mitarbeiter, denn wenn man auf der einen Seite weniger Arbeit mit zum Beispiel manuellen Eingaben hat, gibt es jetzt auf der anderen Seite mehr Aufgaben im direkten Kontakt mit dem Kunden. Das muss man als Arbeitgeber begleiten und den Mitarbeitern klarmachen, die Arbeit wird in einer digitaleren Welt nicht weniger werden, aber anders. Mit der Sicherheit bietet die Veränderung für Mitarbeiter große Entwicklungschancen, qualifiziert hochwertige, wichtige Aufgaben zu erledigen. AH: Wo setzen Sie als Finanzinstitut weiterhin auf den intensiven persönlichen Kontakt mit dem Autohändler, wo digitalisieren Sie konkret Abläufe? H. Stuhlmann: Wir stolpern noch immer über Medienbrüche in einigen Abläufen: Da erhalten wir digitale Daten und drucken diese dann aus, um sie an einer anderen Stelle mit einer echten Unterschrift zu versehen. Zeichen einer Entwicklung ist halt auch, dass nicht alle Teile eines Prozesses sich direkt ändern, sondern dass man mit ersten Teilen anfängt und dann weitere anpasst. Im Changemanagement nennt man das ja oft "das Tal der Tränen": nach der Einsicht, dass sich Dinge ändern, geht man durch das Tal, wo noch nicht alles optimal funktioniert. Dann öffnet man sich für Neues und die Integration erfolgt erst dann, wenn die positiven Erfahrungen gemacht wurden. Daher hinterfragen wir heute jeden einzelnen Arbeitsschritt: bei uns oder bei dem, was der Händler im Rahmen der Finanzierungsanfrage leisten muss, danach, ob er so sinnvoll ist oder wie man ihn kürzer oder einfacher gestalten kann. AH: Und wie kommen Sie gerade bei Letzterem voran? H. Stuhlmann: Für viele Aspekte der Umsetzung von Maßnahmen brauchen Sie externe Partner. Jetzt sind wir ja bekanntlich nicht die Einzigen, die den digitalen Wandel vollziehen wollen. Und so sind viele unserer langjährigen Partner auch sehr ausgelastet und es dauert manchmal länger, als wir es im ersten Schritt erwartet haben. Wir stocken auch eigene Ressourcen im Bereich IT weiter auf und auch das ist nicht immer einfach. Mitarbeiter mit diesen speziellen Kenntnissen zu finden ist nicht ganz einfach, obwohl wir ein attraktiver Arbeitgeber sind. Alles dreht sich um Mobilität AH: Wird sich das Dreieck Händler, Endkunde und Autobank verändern? H. Stuhlmann: Dieses magische Dreieck aus Händler, der für uns immer wichtigster Ansprechpartner ist, Endkunde und Bank ist unsere Basis für unsere Geschäftsstrategie und unser Schlüssel zum Erfolg. Es kommt bei der Vertriebs-, Risiko- und Sicherheitenbetrachtung einer Finanzierungsanfrage zum Einsatz. Wir alle drehen uns bisher um das Objekt: das Fahrzeug. Doch dieser Fokus wird sich ändern. Wir gehen davon aus, dass es sich zukünftig nicht vorrangig um das Auto drehen wird, sondern um das Leistungspaket Mobilität. Dazu werden Endkunden neue Anforderungen stellen, Händler mobile Lösungen entwickeln und wir als Bank eben nicht mehr nur auf ein Objekt Auto eine Sicherheit abstellen. Also mit anderen Worten, die automobile Welt wird sich zukünftig nicht nur um Autos drehen und wir als Teil dieser Welt werden neue Produkte entwickeln, die diesen Anforderungen gerecht werden. AH: Spüren Sie, dass sich neue digitale Player zwischen diesen gelebten Dreiklang drängen? H. Stuhlmann: Letztlich bleibt es doch immer bei dem Trio. Es hat schon immer auch weitere Mitspieler gegeben und jeder Marktteilnehmer sucht sich seine Nische in dem, was er besonders gut kann. Und gerade deshalb schauen wir uns sehr genau an, was sich in unserem Umfeld entwickelt. Denn manchmal können auch Kooperationen Sinn machen, wo sich Partner verbinden, die beide ihre besonderen Fähigkeiten mit einbringen. Und daraus kann dann ein tolles Team werden. (Lacht) Ein bisschen so wie in guten Ehen! Außerdem ist es für uns ohne weiteres vorstellbar, über eine eigene Plattform in Kooperation Services anzubieten. Handel wünscht sich weitere Services AH: Welche Wünsche äußert der Handel in Sachen Automatisierung? H. Stuhlmann: Wir wissen schon länger, dass der Handel sich weitere Services wünscht. So erweitern wir vorerst für ein Jahr unsere private Ratenschutzversicherung um einen Schutzbrief - völlig beitragsfrei für den Kunden. Wir geben damit den Handelspartnern, die mit uns arbeiten, die Möglichkeit, sich von den Mitbewerbern abzuheben. Weitere Services werden in diesem Jahr folgen. AH: Noch ein Blick in die nahe Zukunft: Auf welche neuen digitalen Tools oder Features können sich die Autohausunternehmer in den nächsten Monaten freuen? H. Stuhlmann: Liquidität ist für den Handel von enormer Wichtigkeit. Dafür müssen die Gelder aus verkauften Fahrzeugen möglichsr schnell zur Verfügung stehen. Wir erweitern die Möglichkeiten des digitalen Uploads von Dokumenten über unsere Finanzierungssoftware "webkim" als auch um eine App-basierte Lösung. AH: Herr Stuhlmann, vielen Dank für die interessanten Einblicke! Interview: Patrick Neumann

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