Flächendeckende Corona-Schnelltests gelten neben Impfungen als einer der zentralen Bausteine, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Auch deshalb haben Bund und Länder die Unternehmen in den Beschlüssen zur jüngsten Corona-Konferenz aufgefordert, ihre Mitarbeiter regelmäßig zu testen. "Angesichts steigender Infektionszahlen ist eine zügige Umsetzung der Testangebote in allen Unternehmen in Deutschland notwendig", heißt es in dem Beschlusspapier.
Eigeninitiative gefragt
Das sieht Wolfgang Hermann, Geschäftsführer der Autohaus Hermann Gruppe aus Northeim ähnlich. Er hat sich deshalb bereits Anfang März entschieden, allen 240 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einmal wöchentlich einen freiwilligen und kostenlosen Schnelltest anzubieten. Das sei schon aus Gründen des Selbstschutzes unbedingt nötig: "Wenn ein infizierter Mitarbeiter eine Woche lang zur Arbeit kommt, weil er keine Symptome hat, gibt es reihenweise weitere Infektionen. Danach kann ich den ganzen Betrieb zusperren", sagt Hermann. Werde die Erkrankung hingegen frühzeitig erkannt, könne man die fraglichen Mitarbeiter isolieren, bevor sie ihre Kollegen infizieren.
Die nötigen Schnelltests hat Hermann zusammen mit einem Apotheker aus der Region auf eigene Faust beschafft – zum Preis von 5,50 Euro pro Test. Rund 700 Stück hat die Gruppe bereits erhalten. Weitere 700 sollen demnächst eintreffen. "Ich bin sehr stolz, dass wir das hinbekommen haben. Von offizieller Seite gibt es da keine Hilfe", sagt Hermann. Das gilt auch für die Durchführung der Tests. Darum hat das Autohaus am 8. März zwei Führungskräfte aus dem kaufmännischen Bereich einen Tag lang vom Roten Kreuz Northeim schulen und im Anschluss unter dessen Aufsicht die Belegschaft am Stammsitz in Northeim testen lassen.
Abstriche im fünf-Minuten-Takt
Seit diesem Probelauf nehmen die beiden Mitarbeiter jeden Montag und Dienstag von 08:00 bis 16:00 Uhr in voller Schutzmontur bei sämtlichen Kollegen an allen 13 Standorten Nasenabstriche vor. Die Organisation vor Ort übernehmen die Betriebsleiter der jeweiligen Standorte: Sie richten "Teststraßen" in den Betrieben ein und vergeben an alle testwilligen Mitarbeiter fünfminütige Terminslots. Das soll garantieren, dass es keine Warteschlangen gibt und die Mitarbeiter nicht zu lange von ihrer Arbeit abgehalten werden. Vor dem Test müssen die Mitarbeiter einen Aufklärungsbogen und eine Selbstauskunft über Symptome und mögliche Corona-Kontakte ausfüllen. Nach dem Test erhalten die Mitarbeiter eine Bescheinigung über das Ergebnis. "Es ist toll, wie professionell das mittlerweile abläuft", lobt der Autohaus-Chef.
Auch mit der Resonanz bei den Mitarbeitern ist Hermann mehr als zufrieden: Obwohl die Nasenabstriche für die Tests alles andere als angenehm seien, würden fast alle Mitarbeiter das Angebot annehmen. "Es ist schön zu sehen, wie erleichtert viele Mitarbeiter sind, wenn sie das negative Testergebnis erhalten", sagt er.
Positive Corona-Fälle gab es im Autohaus Hermann bislang übrigens noch nicht. Nur einmal habe einer der Tests angeschlagen – ein anschließender PCR-Test beim Arzt habe dann aber zum Glück Entwarnung gegeben.