In der Diskussion um die richtige Corona-Strategie gewinnt die Diskussion um Corona-Schnelltests immer mehr an Fahrt. Bislang gibt es noch keine bundesweite Testpflicht für Unternehmen bei ihren Mitarbeitern, noch gilt eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft von Anfang März. Doch die Rufe nach einer solchen Testpflicht werden – auch innerhalb der Regierungskoalition – lauter: Erst am Samstag etwa forderte SPD-Chef Norbert Walter-Borjans: "Es braucht sofort eine bundesweite Testpflicht für Unternehmen."
Immer mehr Unternehmen ergreifen jedoch längst von sich aus die Initiative. Eine Umfrage der IHK Niedersachsen, über die der NDR berichtete, kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass jeder zweite Betrieb entweder plant, seinen Mitarbeitern Tests anzubieten oder es bereits tut. "Die Bereitschaft unserer Wirtschaft zum Testen der Mitarbeitenden ist hoch", sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover dem NDR. Dass Betriebe nicht testen, liege häufig daran, dass diese geschlossen seien oder alle Mitarbeiter im Homeoffice sind. Zudem klagen viele über Lieferprobleme bei Tests sowie mangelnde Informationen zur Handhabung.
Viele Autohäuser zeigen Eigeninitative
Viele Autohäuser haben diese Hürden bereits genommen: Das Porsche Zentrum Bensberg etwa verteilt an seine Mitarbeiter ab heute jeden Montag kostenlose Schnelltests. Mit der Möglichkeit zum Selbsttest gewinne das Unternehmen einen wichtigen Stellhebel um Mitarbeiter und Kunden zu schützen, erklärte Roman Konrads, Geschäftsführer des zur Kamps Gruppe gehörenden Porsche Zentrums. Das sieht Jürgen Eberle, Geschäftsführer der WWG autowelt Schwäbisch Gmünd ähnlich: "Für uns als Unternehmen und als Arbeitgeber steht über allem, für möglichst viel Sicherheit für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sorgen", schrieb der Unternehmer kürzlich auf dem Karriereportal LinkedIn. Das Autohaus bietet seinen Mitarbeitern darum ebenfalls einmal wöchentlich kostenlose Schnelltests an. In diesem Fall kommt dazu eigens ein Team des Roten Kreuzes in den Betrieb.
Ähnliche Beispiele dafür, dass Unternehmer die Selbstverpflichtung ernst nehmen gibt es in der Branche mittlerweile zuhauf: Die Autohaus Hermann Gruppe etwa testet bereits seit Anfang März jede Woche alle 240 Mitarbeiter (wir berichteten). Die nötigen Schnelltests hat Geschäftsführer Wolfgang Hermann zusammen mit einem Apotheker aus der Region auf eigene Faust beschafft – zum Preis von 5,50 Euro pro Test. Das österreichische Autohaus Lindner testet infolge der dortigen Corona-Regeln sogar schon seit Anfang Februar (wir berichteten).
ZDK: Schnelltests können helfen, weiteren Schließungen vorzubeugen
Beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht man derartige Initiativen gern. Der Verband setzt sich dafür ein, das Angebot freiwilliger Selbst- oder Schnelltests in den Autohäusern und Kfz-Werkstätten auszuweiten. Neben dem Aspekt, Infektionen frühzeitig zu erkennen, Infektionsketten zu durchbrechen und damit Mitarbeiter zu schützen, zielt ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn aber noch auf ein weiteres Thema ab: "Eine schnelle Umsetzung in den Betrieben kann dabei helfen, Öffnungsstrategien umzusetzen und Betriebsschließungen vorzubeugen", betont Peckruhn.
Der Verband verweist zudem auf seine Initiative, die Luca-App zur digitalen Kontaktnachverfolgung in Autohäusern und Werkstätten zu nutzen und dabei die Gesundheitsämter einzubinden. Diese zeitige bereits erste Erfolge: In Baden-Württemberg würden bereits drei Landkreise die App testen, in weiteren stehe der Einsatz kurz bevor. Zudem hätten mehrere Bundesländer, Lizenzen für den flächendeckenden Einsatz der Luca-App beschafft.
Neben flächendeckenden Tests und einer lückenlosen Kontaktnachverfolgung fordert der Verband daneben aber auch, den Impfprozess massiv zu beschleunigen. "Wir können und dürfen nicht warten, bis die Pleitewelle rollt. Die Politik muss Handlungswege aufzeigen und darf unser Land nicht länger stilllegen", erklärte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski bereits vergangene Woche.
Michael
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