Der ADAC braucht aus Sicht seines Beirats umfassende Reformen, um die Vertrauenskrise der vergangenen Monate überwinden zu können. "Nach der manipulierten Auto-Wahl sind beim ADAC eine Reihe von Schwächen und Defiziten deutlich geworden, die teilweise auch das Grundverständnis dieses Clubs berühren", sagte der Sprecher des neuen Gremiums, der Unternehmer und Unicef-Deutschland-Chef Jürgen Heraeus, in München. Er sehe die klare Bereitschaft, die Fehler der Vergangenheit auch zu korrigieren. Der Beirat soll den Autoclub beim Weg aus der Krise beraten.
Damit das Projekt gelingen kann, müsse der Club vor allem seine Unternehmen abgrenzen. "Der ADAC muss viel klarer als bisher zwischen seinen Vereins- und Wirtschaftsinteressen trennen. Wenn das nicht gelingt, sehe ich den Status des Vereins in Gefahr", sagte der Manager. In den vergangenen Jahren sei das nicht immer gelungen. "Mit dem stürmischen Wachstum gab es etliche Fehlentwicklungen." Eine Organisation könne dann leicht vergessen, was ihr Zweck sei. Dann stehe nicht mehr der vereinsbestimmte Erfolg im Vordergrund.
Die heftigen Reaktionen in der Öffentlichkeit auf die Vorgänge beim ADAC könne er gut verstehen. "Der ADAC war der Inbegriff einer Vertrauensorganisation. Und plötzlich konnte jeder sehen, dass Fehler gemacht wurden und jeder bemerkte plötzlich die fehlende Transparenz. Die Enttäuschung war gigantisch", sagte Heraeus. Es sei wichtig, dass es keine Kritik an den Helfern auf der Straße gegeben habe. "Jetzt, wo alles auf dem Tisch ist, hat der ADAC die große Chance, sich zu erneuern." Dazu gehöre die Trennung zwischen Profis und Ehrenamt.
Erste Ergebnisse zum Jahresende
Der Reformprozess werde einige Zeit brauchen, sagte der Krisenmanager. Es sei ein gewaltiges Vorhaben, einen Verein mit fast 19 Millionen Mitgliedern und 8.900 Beschäftigten neu auszurichten. "Wenn der ADAC die nächsten sieben Monate intensiv nutzt – und danach sieht es zur Zeit aus – dürften Ende des Jahres sichtbare Ergebnisse vorliegen." Natürlich brauche der ADAC aber auch erfolgreiche wirtschaftliche Einheiten, um die Mitglieder zufriedenzustellen. Dabei dürfe aber nicht der eigentlich Zweck verloren gehen. "Sonst drohen Sanktionen durch die Politik", erklärte Heraeus.
Der ADAC-Beirat ist neben Heraeus mit der Deutschland-Chefin von Transparency International, Edda Müller, dem früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier und dem Direktor des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft, Rupert Graf Strachwitz, besetzt. (dpa)
Dieter M. Hölzel