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Autos per Onlineversand: Allianz steigt in Gebrauchtwagenhandel ein

19.12.2016 11:47 Uhr
Autos per Onlineversand: Allianz steigt in Gebrauchtwagenhandel ein
Beim neuen Allianz-InstaMotion-Angebot gibt es das Auto fix und fertig vor die Haustür geliefert. Mit allem, was dazu gehört.
© Foto: Allianz Deutschland

Nach der HUK-Coburg greift jetzt auch der Allianz-Konzern im Geschäft mit Gebrauchtfahrzeugen an – mit einem kompromisslosem Digitalansatz nach Amazon-Art.

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Von Walter K. Pfauntsch, Leiter AUTOHAUS SchadenBusiness

Zusammen mit dem Start-up-Unternehmen InstaMotion Retail GmbH ist im Dezember auch der umsatzstärkste deutsche Kfz-Versicherer in den Handel mit Gebrauchtwagen eingestiegen. Im Gegensatz zur HUK-Autowelt wird das Allianz-Angebot allerdings komplett digital abgewickelt. Das Auto kommt – vergleichbar zu einer Amazon-Warenbestellung – frei Haus inklusive Versicherung sowie fix und fertig zugelassen mit Kunden-Wunschkennzeichen.

"Das digitale Geschäftsmodell von InstaMotion beim Gebrauchtwagenkauf trifft genau den Zeitgeist und passt ideal zu unserer Strategie der konsequenten Kundenorientierung", erklärt Frank Sommerfeld, Vorstand der Allianz Versicherungs-AG. Selbst die Vorab-"Probefahrt" gibt es per Video, und ein ebenfalls digital hinterlegter GW-Check, beides durchgeführt von einem Kfz-Sachverständigen der Hüsges-Gruppe, soll dafür sorgen, dass der Kunde genau weiß, was er bekommt und nicht die "unbekannte digitale Katze im Sack" kaufen muss.

Vollgutachten, Rückgaberecht und Garantie

Jedes Fahrzeug wird im Rahmen eines Vollgutachtens beschrieben und mit einer Note analog dem Schulnotensystem versehen. Die Käufer erhalten zudem ein 14-tägiges Rückgabe- oder Umtauschrecht sowie eine einjährige Gebrauchtwagengarantie. Das Paket nennen die Kooperationspartner aus München und Grünwald "Komfort & Sicherheit für den GW-Kunden".

Das Joint Venture setzt in seiner Strategie konsequent auf Marktstudien, nach denen der digitale Absatz von Gebrauchtwagen laut Allianz "in den nächsten Jahren auf bis zu 30 Prozent anwachsen wird". Unter www.instamotion.com wurde dafür eine vollautomatische, digitale GW-Transaktionsplattform entwickelt. Der Ansatz: "Der Verkauf von Privat zu Privat ist aufwendig und mit hohem Besuchsaufwand sowie schwer kalkulierbarem Risiko verbunden." Hier solle das InstaMotion-Angebot sowohl Komfort bieten (Online-Besichtigung und Autowahl von zu Hause mit Anlieferung) als auch für Kunden-Sicherheit (Gutachten, Rückgaberecht, Garantie) sorgen.

Die InstaMotion Retail GmbH als solche mag zwar ein Start-up sein, das es nach Recherchen von AUTOHAUS bereits seit rund zwei Jahren gibt. Bei einer Vorort-Besichtigung fand sich vor wenigen Tagen an der angegebenen Adresse in der Südlichen Münchner Straße 30 zu Grünwald (bei München) allerdings noch nicht einmal ein Hinweis auf die Existenz dieser Firma. Ein Zeichen, dass man den jetzt bekannt gewordenen Deal mit der Allianz offensichtlich längere Zeit in aller Stille vorbereitet hat, um aber nun doch schnell "in die Pötte" zu kommen und noch in 2016 auf die HUK-Autowelt zu reagieren. Der hartnäckige Konkurrent aus Oberfranken startete bekanntlich ja bereits im September seinen GW-Handel von Düsseldorf aus (wir berichteten).

AIL-Gründer Darius Ahrabian – Kopf des Joint Venture

De facto betreiben das InstaMotion-Geschäft aber echte Vollprofis: Kopf des jungen Allianz-Partners ist niemand anders als Dr. Darius Ahrabian. Wer sich ein wenig in der Branche auskennt, weiß, dass Ahrabian 1984 die AIL Leasing München AG gegründet hatte, bei der er bis Januar 2006 selbst Vorstandsvorsitzender war, ehe er danach in den Vorstand von Ferrari in Maranello einzog. Dort übernahm er die gesamten Financial Services-Aktivitäten der italienischen Sportwagenschmiede.

Ahrabian ist nicht nur mehrsprachig veranlagter Doktor der Medizin mit zusätzlicher BWL-Ausbildung, sondern ein Top-Insider des Marktes mit erstklassigem Netzwerk in der Automobil- und auch Versicherungsbranche. Anfang 2007 verheiratete er als Vorstandsvorsitzender der Ferrari Financial Services AG schon einmal die Formel-1-Marke mit dem Münchner Versicherungskonzern (AUTOHAUS-Schaden§manager berichtete am 30.3.2007). Seinerzeit ging es um das sogenannte "Premium Ownership Package". Dahinter verbarg sich ein spezielles Deckungskonzept, das etwaige Wertverluste während der Reparatur verunfallter Fahrzeuge ausglich und Kunden im Falle eines Totalschadens u.a. eine "deutlich verkürzte Wartezeit für das Ersatzfahrzeug" offerierte. Ahrabian sagte seinerzeit wörtlich: "Die Absicherung dieses Deckungskonzeptes insbesondere in der Vollkaskoversicherung wissen wir bei Allianz Automotive in besten Händen."

GW-Pool vorwiegend aus AIL-Rückläufern

Just die von Ahrabian 1984 gegründete AIL Leasing München AG inklusive den Töchtern AIL Classic Leasing und OCC Assekuranzkontor GmbH findet man heute in Grünwald unter der im Netz hinterlegten Adresse der InstaMotion. Ahrabian ist dort auch heute noch Mitgesellschafter. Dem AIL-Vorstand gehören neben Ahrabian's langjährigem Freund Peter Schiessl (als CSO) auch Susanne Aigner (CFO) und Christian Finke (COO) an. Es liegt also nahe, dass die GW-Flotte von Allianz/InstaMotion in erster Linie aus AIL-Leasingrückläufern bestehen wird. In dieser Woche erfuhr AUTOHAUS aus Kreisen der am Joint Venture beteiligten Dienstleister, dass es noch den "einen oder anderen weiteren Zulieferer" für das GW-Angebot geben wird.

Neben Ahrabian firmieren im Impressum der InstaMotion Retail GmbH Marc-Oliver Bucksch (CFO) und Manfred Wölfle als weitere Geschäftsführer. Bucksch ist gelernter Wirtschaftsprüfer und Steuerberater mit abgeschlossenem Studium der Wirtschaftswissenschaften, war von 1996 bis 2008 als Senior Manager bei PricewaterhouseCoopers tätig und dort für die Prüfung von Banken und Leasinggesellschaften verantwortlich, danach bis 2012 Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung der Hannover Leasing sowie von Oktober 2012 bis Juni 2015 Vorstand der Ferrari Financial Services AG. Geschäftsführer und Gesellschafter der InstaMotion Retail GmbH ist er seit Januar 2016.

Das Führungstrio komplettiert Manfred Wölfle. Er ist Kfz-Meister und Betriebswirt Automobil (BFC), war u.a. Geschäftsführer eines Autohauses und ist bei der InstaMotion offiziell bereits seit Januar 2015 Geschäftsführer. Unter dem Slogan "Hier verkauft man Autos" findet man Wölfle und Ahrabian auch bei "CarDabra" (www.cardabra.de) als gemeinsame Geschäftsführer. Verwiesen wird allerdings dort aktuell ebenfalls auf die InstaMotion Retail GmbH.

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KOMMENTARE


Jürgen Geuss

19.12.2016 - 17:47 Uhr

Wer als Autohändler sich, sein Unternehmen noch allianzversichert hat oder gar vermittelt, hat die Zukunft nicht begriffen!


Annotator

20.12.2016 - 11:40 Uhr

Keine Sorge. Die Baywa wollte auch mal Autos verkaufen und haben es schnell wieder bleiben lassen. Die Allianz wird keine echte Konkurrenz zum Markenhandel.Wenn die Premiumhersteller schon auf ihren Leasingrückläufer sitzenbleiben.


m.t.o.

20.12.2016 - 18:06 Uhr

Ich staune über die Prognose von 30% Wachstum im GW-Handel. Sicher kommen viele GW auf den Markt, aber zu sehr ungerechten Preisen. Also werden die Wertverluste realisisert (Leasing, 3 Wege Finanzierung). Wer in 3 -5 Jahren gebrauchte Autos kauft, der hat entweder wenig Geld zur Verfügung oder er/sie ist ein Nostalgieger. Das Neuwagengeschäft wird mit neuen und günstigen Angeboten immer attraktiver für den VerbraucherIn. Das Geschäft für GW wir sich in den kommenden 10 -15 Jahren immer mehr ins Ausland (auch europäisches) Ausland verlagern. Das GW-Geschäft zu sichern ist meiner Meinung nach besser als das Geschäft zu puschen.


Jörg Herrmann

22.12.2016 - 16:09 Uhr

@mto: Guter, überlegter Ansatz in Ihren Ausführungen. Danke schön!


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