Die Deutschen zeigen sich angesichts der krisenhaften Entwicklungen in vielen Lebensbereichen kostensensibler als früher. Das macht das am Dienstag vorgestellte Automobilbarometer 2023 von BNP Paribas Consors Finanz deutlich, für das im Sommer 2022 16.600 Personen in 18 Ländern befragt worden waren. "Die Ergebnisse zeigen, dass der Automobilsektor vor großen Veränderungen steht", sagte Bernd Brauer, Head of Automotive Financial Services. Die Kunden seien nicht mehr bereit oder in der Lage, alles für das Auto zu tun – vor allem nicht mehr um jeden Preis.
So glauben knapp 61 Prozent der Deutschen, dass der Besitz eines Autos mit finanziellen Opfern verbunden ist. Rund 61 Prozent befürchten, dass sie sich ein Auto in Zukunft nicht mehr leisten können. Das wiegt umso schwerer, da nach wie vor 69 Prozent ihr Fahrzeug für das tägliche Leben brauchen. In ländlichen Regionen etwa nutzen 65 Prozent der befragten Deutschen das Auto, um zur Arbeit zu kommen. Bei denjenigen, die ihren Wagen inzwischen abgeschafft haben, waren mehrheitlich die Kosten der Hauptgrund (51 Prozent in Deutschland, 60 Prozent weltweit).
Kostendruck für Autofahrer steigt
Laut Studie stiegen die Neuwagenpreise in den letzten zehn Jahren kontinuierlich. 20.084 Euro gaben die Umfrageteilnehmer in Deutschland im Durchschnitt für ihren Neuwagen aus, 60 Prozent mehr als noch 2012 und mehr als im internationalen Durchschnitt (16.181 weltweit, 16.712 Europa).
Zwar akzeptieren die Deutschen die hohen Kaufpreise auch wegen des angespannten Gebrauchtwagenmarktes mehrheitlich noch als angemessen, anders ist dies jedoch bei den laufenden Kosten. 47 Prozent finden die Ausgaben für Treibstoff, Versicherungen und Reparaturen zu hoch. Im Durchschnitt geben sie knapp 3.000 Euro im Jahr für ihr Auto aus (rund 2.750 Euro weltweit). Der höchste Kostentreiber ist in den Augen der Befragten der Kraftstoff (69 Prozent in Deutschland, 71 Prozent weltweit).
Forderungen an Politik und Wirtschaft
50 Prozent der deutschen Autofahrer ergreifen daher immer öfter eigene Maßnahmen, um die Kosten für ihr Auto zu reduzieren. Zudem rücken alternative Mobilitätsangebote stärker ins Visier der Menschen: Mehr als vier von zehn Deutschen nutzen öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad oder E-Roller inzwischen für tägliche Fahrten. Die Verbraucher erwarten, dass Politik und Industrie bei den Mobilitätskosten gegensteuern, indem sie etwa die Kraftstoffpreise reduzieren (52 Prozent) oder sparsamere Fahrzeuge entwickeln (64 Prozent).
"Händler sind in diesem Kontext gut beraten, wenn sie die Entwicklung gut im Blick haben und ihren Kund ein möglichst großes Portfolio präsentieren können", so Brauer weiter. Entscheidend werde sein, ob es Industrie und Handel gelinge, künftig günstigere E-Autos auf den Markt und zu den Kunden zu bringen. Zugleich müsse die Infrastruktur weiter ausgebaut werden. Brauer zeigte sich optimistisch: "Je mehr sich die Technologie etabliert, desto mehr Modellreihen werden Hersteller elektrifizieren und diese in Masse produzieren. Dadurch steigt auch der Wettbewerb unter den Autobauern. E-Mobilität wird damit erschwinglicher werden." Was kleine Modelle angehe, machten es insbesondere asiatische Produzenten bereits vor.