Händlerprognosen: Automarkt unter Druck

Der Handel steht 2025 vor großen Herausforderungen, geprägt von verhaltener Nachfrage nach Elektroautos, steigendem Preisdruck und dem hohen Bedarf an Investitionen in Fachkräfte und Infrastruktur. Albrecht Wollensak, Vorstandsvorsitzender Alphartis SE (u. a. VW-Konzernmarken) » Die schwierige Situation der vergangenen Monate wird sich im kommenden Jahr insbesondere im Vertrieb nahtlos fortsetzen. Die größte Herausforderung ist aktuell eine Kaufzurückhaltung in der Folge relativ hoher Zinsen und allgemein gestiegener Kosten in vielen Bereichen des Alltags. Absehbar ist für 2025, dass wir angesichts der Zoll-Thematik im Handel mit China mehr Ware im europäischen und damit auch im deutschen Markt haben werden. Dies wirkt sich für den Kunden vermutlich in Form günstigerer Preise aus - was uns zusammen mit tendenziell wieder sinkenden Zinsen einen höheren Umschlag bescheren könnte. Abzuwarten bleibt, wie sich die politischen Rahmenbedingungen in den USA auswirken werden. Wir erwarten unterm Strich ein schwieriges Jahr 2025, das wir mit der gebotenen Vorsicht, aber auch mit dem nötigen Optimismus in Angriff nehmen werden. Wir erwarten auch bald schon deutliche Signale aus der Politik, die das Thema Elektromobilität deutlich voranbringen. Diese Form der Mobilität mit inzwischen sehr ausgereiften Fahrzeugen und praxistauglichen Reichweiten wird sicher wieder eine größere Rolle spielen und ist daher ein wichtiger Teil unserer Strategie. Bislang nicht die ganz große Erfolgsgeschichte ist aus unserer Sicht der Einzug chinesischer Marken im deutschen Markt - auch wenn sehr viel darüber gesprochen und geschrieben wird. Noch aber scheinen sich diese Hersteller mit der Akzeptanz am Markt schwerzutun. Ohne ein starkes Händlernetz wird dies wohl eher schwierig zu erreichen sein. Unterm Strich sind wir positiv gestimmt: Mit unserem starken Markenportfolio, unserem geschlossenen Marktgebiet und unseren hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden wir auch in dem schwierigen Jahr 2025 den größtmöglichen Erfolg erzielen. « Philipp K. Lohrengel, Geschäftsführer Arcus Betriebs-GmbH (BMW, Mini und Hyundai) » Die wirtschaftliche Lage beeinflusst den Automobilmarkt spürbar: Während hohe Inflation und Zinsen die Kaufbereitschaft bei Neuwagen dämpfen, verzeichnen wir eine stärkere Nachfrage nach jungen Gebrauchtwagen. Kunden suchen nach preisbewussten Alternativen, was den Gebrauchtwagenmarkt stärkt, aber auch den Wettbewerb verschärft. Elektromobilität bleibt ein entscheidender Zukunftsbereich. Beide Hersteller haben hier klare Fortschritte gemacht: BMW und Mini überzeugen mit einer Premium-Positionierung bei gleichzeitiger Technologieoffenheit, die sehr positiv aufgenommen wird, während Hyundai mit innovativen Modellen wie der Ioniq-Reihe und attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnissen breite Zielgruppen anspricht. In unserer Strategie spielen Elektrofahrzeuge eine Schlüsselrolle, insbesondere durch die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Mobilitätslösungen. Die ambitionierten EU-Klimaziele können wir nur im Schulterschluss mit den Herstellern erreichen. Verlässliche Produktstrategien und Unterstützungsmaßnahmen sind dabei unverzichtbar. 2025 steht für Mini im Zeichen von "The New Retail": Das Agenturgeschäft wurde bereits seit Oktober 2024 implementiert, und wir gehen ins erste vollständige Jahr mit dem neuen System. Dieser Wandel bringt neue Prozesse, aber auch neue Chancen für Effizienz und Kundennähe. BMW verbleibt derzeit im Wholesale-Modell, der Wandel ist für 2026 angesetzt. Im Servicebereich fordern die zunehmende Elektrifizierung und der Fachkräftemangel Investitionen in Schulungen und Infrastruktur. Gleichzeitig müssen wir als Händler durch attraktive Bedingungen neue Talente gewinnen. BMW Group und Hyundai positionieren sich stark und ergänzen sich gut: BMW bleibt dominant im Premiumsegment. Beide Hersteller schaffen eine solide Basis für den Handel, um die vielfältigen Kundenbedürfnisse zu bedienen. « Peter Bichmann, Geschäftsführer Autohaus Carl Bichmann (Skoda, Opel, Citroen und Fiat) » 2025 verspricht ein äußerst herausforderndes Jahr mit mehr Unsicherheiten als gewohnt zu werden. Die Kernfrage ist: mit welchen Mitteln wird die Branche die CO2-Ziele erfüllen? Unser Fokus wird zunächst auf dem Abverkauf von taktisch noch in 2024 zugelassenen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor liegen. Eine nennenswerte Auftragsbank von E-Fahrzeugen liegt bei uns bislang nur bei einer Marke vor. Wir rechnen (oder besser hoffen) nach der Wahl auf eine Wiedereinführung einer Umweltprämie oder zumindest auf eine signifikante Reduzierung der Ladestrompreise, denn insbesondere Privatkunden zeigen sich gegenüber E-Fahrzeugen bei den gegenwärtigen Preisen noch stark zurückhaltend. Sollten diese Förderungen ausbleiben, werden uns Zielquoten der Hersteller zu einer Quersubventionierung von E-Autos "motivieren" und/oder herstellerseitige Preiserhöhungen von Verbrennern und -reduzierungen von E-Autos die Nachfrage in die von der EU vorgegebene Richtung verlagern. Beide Ansätze würden unsere Profitabilität belasten. Verständlich, dass die Hersteller/Importeure bei dieser Planungsunsicherheit unter anderem aus diesem Grund das Agentursystem nicht einführen und lieber weiterhin den Vertragshandel nutzen. Zudem befinden sich einige Marken derzeit in einer fast perfekten Vertriebswelt: Dem Handel werden die minimalen Margen des geplanten Agentursystems (oder sogar darunter) vorgegeben, ohne diesen von den Kosten zu entlasten, die sonst auf den Hersteller übergegangen wären, wie zum Beispiel die erheblichen Zinsen. Apropos Hersteller: Bei allen unseren Marken stehen in 2025/2026 erhebliche Investitionen in eine neue CI an. Dabei sehen wir realistische zielführende Maßnahmen, aber auch viel Geld, was für den Tausch einwandfreier Fliesen statt für die Digitalisierung ausgegeben wird. Ein Lichtblick hingegen ist die aktuell deutlich steigende Präferenz bei Flottenkunden für Hybridfahrzeuge, sodass ein Zulassungsanteil in Höhe von 25 bis 30 Prozent für elektrifizierte Autos insgesamt nicht mehr unrealistisch erscheint. Bei Gebrauchtwagen erwarten wir Umsätze auf dem sehr guten Vorjahresniveau, bei einem Rückgang der außerordentlich guten Margen aus den Jahren 2021 bis 2023. « Florian Hofmann, Geschäftsführer HWGruppe (BMW, Mini und Xpeng) » Überkapazitäten in den Werken der Autohersteller (aufgrund des schwachen China-Geschäfts und einem generellen Nachfragerückgang nach Corona) werden im Neuwagenbereich zu einem starken Verdrängungswettbewerb und sinkenden Transaktionspreisen führen. Drohende Strafzahlungen der Hersteller bei Verfehlung von CO2-Flottenverbrauchswerten verstärken diesen Effekt noch bei Elektrofahrzeugen. Auf die Neuwagen-Nachfrage könnte sich die Wahl der neuen Regierung positiv auswirken, sofern schnell eine Beschlussfähigkeit hergestellt wird und der politische Wille herrscht, die Wirtschaft wieder erkennbar zu stärken. Generell ist zu erwarten, dass 2025 aufgrund des hohen Volumendrucks ein herausforderndes Jahr im Bereich Neuwagen wird, mit etwas höheren Umsätzen und niedrigeren Deckungsbeiträgen. Im Jahr 2024 war der Gebrauchtwagenbereich eine Ertragssäule bei vielen Autohändlern. Die Ertragsschere zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennern hat sich im Laufe des Jahres weitgehend aufgelöst. Es ist offen, ob sich in 2025 der Volumendruck bei Elektro-Neuwagen auch negativ auf Erträge im Gebrauchtwagenmarkt auswirkt. Durch geringere Produktions- und Absatzzahlen während der Corona-Pandemie sind in 2025 weniger Leasingrückläufer zu erwarten. Die Verknappung könnte zu steigenden Erträgen in dem Fahrzeugsegment, aber auch zu steigendem Bedarf an Fahrzeugen aus anderen Zukaufsquellen führen. Ein Fokus auf Zukauf und kluges Preismanagement könnten Erträge weiterhin stabil halten, jedoch ist aufgrund sinkender Preise im Neuwagenbereich ein Volumenshift zu Neuwagen zu erwarten. Im Service führen demografischer Wandel und Fachkräftemangel im Produktivbereich zu langen Vorläufen. Es bleibt abzuwarten, ob sich durch die schwache Industrie eine Veränderung am Arbeitsmarkt wieder hin zum Handwerk abzeichnet. Dazu kommt ein hoher Anteil an Gewährleistungsarbeiten für den Hersteller, speziell im Neuwagenbereich. Sollte dieser im Laufe des Jahres zurückgehen, entspannt das die Terminsituation bei den Arbeiten für Endkunden. Hier darf der Zeitpunkt nicht verpasst werden, wieder aktiv für Werkstattauslastung zu sorgen, sollten sinkende Gewährleistungsarbeiten und eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt zu Leerlaufzeiten führen. Über alle Abteilungen hinweg sind weiterhin Kostensteigerungen für Digitalisierung und IT-Security zu erwarten. « René Gravendyk, Geschäftsführer Auto van Aal OHG (Nissan Vertrags-werkstatt, Bosch Car Service) » Ob es um den Neuwagenverkauf, den Aufstieg der Elektromobilität, den akuten Fachkräftemangel oder die Zukunft des Servicegeschäfts geht - die Herausforderungen sind vielfältig. Besonders heikel bleibt dabei der Neuwagenverkauf: Viele Kunden, mit denen ich spreche, suchen nach bezahlbarer und verlässlicher Mobilität. Doch ausgerechnet im Einstiegssegment herrscht gähnende Leere im Angebot. Ein weiteres dringendes Thema ist der Fachkräftemangel. Nächstes Jahr wird es wichtiger denn je, junge Talente fürs Kfz-Gewerbe zu begeistern und bestehende Mitarbeiter zu fördern. Gut ausgebildete Fachkräfte sind unverzichtbar, um die immer komplexeren Systeme moderner Fahrzeuge zu beherrschen. Der Schlüssel liegt in einer frühzeitigen, zukunftsorientierten Ausbildung und der kontinuierlichen Entwicklung der Mitarbeiter. Wer die Innovationskraft von morgen sichern will, muss heute in Ausbildung und Entwicklung investieren. Das Servicegeschäft bleibt auch 2025 ein Stabilitätsanker für Autohäuser. Ältere Verbrenner benötigen weiterhin klassische Wartung, während bei Elektrofahrzeugen der Bedarf an Spezialservices wie Batterieanalysen und Software-Updates steigt. Der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos birgt Potenzial, erfordert jedoch Vertrauen durch transparente Batteriezustandsbewertungen. Das "State of Health" (SOH) der Batterie wird zum zentralen Verkaufsargument. Die Herausforderungen im Umgang mit Elektrofahrzeugen bieten zugleich Chancen für innovative Services und Geschäftsmodelle. Entscheidend ist, dass die Branche mutig bleibt und gemeinsam neue Wege geht. « Michael Rappl, Geschäftsführer Häusler Automobile (u. a. Opel, Fiat, Citroen, Mazda, Honda) » Der Automobilmarkt 2025 steht im Zeichen des wachsenden Anteils von Elektrofahrzeugen. Zur Einhaltung strengerer EU-CO2-Vorgaben wird ein höherer Marktanteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) unvermeidlich. Daher erwarte ich sinkende Preise für E-Fahrzeuge und die Wiedereinführung staatlicher Förderungen im nächsten Jahr. Diese Entwicklungen haben direkte Auswirkungen auf unsere Marken Opel, Citroën, Fiat, Mazda und Honda. Opel hat sich ambitionierte Ziele gesteckt und plant, bis 2028 in Europa ausschließlich elektrische Modelle anzubieten. Der neue Opel Grandland, der sowohl als Elektro- als auch als Verbrennermodell verfügbar ist, markiert den Übergang in die elektrische Zukunft. Citroën setzt auf erschwingliche Elektromobilität mit dem e-C3, während Fiat 2025 eine Produktoffensive plant, darunter der Grande Panda Hybrid, das SUV Giga Panda und ein neuer 500 Hybrid. Mazda richtet seinen Blick nach China und erweitert dort das Angebot um den EZ-6 Sedan, der als reines Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Modell erhältlich sein wird. Honda verfolgt langfristige Pläne und will bis 2040 nur noch emissionsfreie Fahrzeuge produzieren. Bereits für 2025 sind weitere Elektrofahrzeuge angekündigt, die den Fokus des japanischen Herstellers auf eine emissionsfreie Zukunft untermauern. Für den Automobilhandel ergeben sich sowohl Risiken als auch Chancen. Zu den Risiken zählen Marktunsicherheiten wie schwankende Nachfrage und wirtschaftliche Unwägbarkeiten sowie der wachsende Wettbewerb durch chinesische Elektrofahrzeuge, die zunehmend den europäischen Markt erobern. Gleichzeitig bietet der Nachhaltigkeitstrend große Chancen, da die Nachfrage nach umweltfreundlichen Fahrzeugen steigt und der Verkauf von Elektro- und Hybridmodellen davon profitieren dürfte. Technologische Innovationen, insbesondere in der Elektromobilität, eröffnen zudem neue Geschäftsmöglichkeiten. « Fritz Tiemeyer Bereichsleiter Personal, Marketing & Business Development Automobile Darmas (Hyundai) » Wir erwarten 2025 einen starken Boom im Gebrauchtwagenmarkt. Der Rückgang verfügbarer Verbrennermodelle, bedingt durch drohende CO2-Strafzahlungen im Verbrenner-Neuwagenbereich, erhöht die Nachfrage. Viele Kunden lehnen Elektroautos weiterhin ab - sei es aufgrund ihres Fahrprofils, fehlender Ladeinfrastruktur oder persönlicher Überzeugungen. Im Neuwagensegment stehen Hersteller vor der Entscheidung, entweder hohe Strafen zu akzeptieren oder stärker in Vertriebsprogramme für Elektromobilität zu investieren. Hyundai ist dabei hervorragend aufgestellt: Mit einer breiten Palette aus herausragenden BEVs, Plug-in-Hybriden und weiteren spannenden Modellen in der Pipeline sind alle strategischen Optionen abgedeckt. Automobile Darmas wird sich 2025 darauf fokussieren, jedem Kunden ein passendes Angebot zu unterbreiten - sei es für Verbrenner, Hybride oder Elektrofahrzeuge. Dabei setzen wir auf Flexibilität und Kundennähe, um sowohl bestehende als auch neue Mobilitätsbedürfnisse zu erfüllen. Im Servicebereich sehen wir Chancen, durch erstklassige Kundenzufriedenheit die Kundenbindung zu stärken. Günstigere Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt für Kfz-Mechatroniker eröffnen zusätzliche Potenziale, unser Team weiter auszubauen und unseren Service zu optimieren. Mit dieser klaren Positionierung und einem vielseitigen Angebot sind wir, die Automobile Darmas, bestens für die Herausforderungen und Chancen des Jahres 2025 gerüstet. Stay tuned! «

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