Von Branchenberater und AUTOHAUS-Experte Detlef Borscheid
Die Pkw-Neuzulassungszahlen in Deutschland sind im März um 64,4 Prozent gestiegen – auf den ersten Blick ein hervorragendes Ergebnis. Allerdings hinkt dieser Vergleich, da die Neuzulassungen im März 2020 aufgrund des harten Lockdowns einen beispiellosen Einbruch erlitten haben. Der Vergleich mit den März-Ergebnissen früherer Jahre zeigt deutlich, dass sich die Neuzulassungen nach wie vor auf einem niedrigen Niveau bewegen.
Daran wird sich kurzfristig auch nichts ändern: Der Pkw-Markt in ganz Europa ist nach wie vor stark von der Corona-Pandemie betroffen. Nach derzeitigem Stand der Dinge kann man davon ausgehen, dass es in den meisten Ländern frühestens ab Mai Lockerungen der Schutzmaßnahmen gibt. Durch diese positiven Impulse wird die Wirtschaft dann anfangen, sich zu erholen. Unter anderem in Form von sinkenden Arbeitslosenzahlen, steigenden Einkommen und einer verstärkten Produktions- und Investitionstätigkeit der Unternehmen. Diese Entwicklung wird sich im zweiten Halbjahr verstärken. Insgesamt ist in Westeuropa* 2021 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um fünf Prozent zu rechnen.
Zehn Prozent mehr Neuzulassungen als 2020
Für den Autohandel bedeutet das: Die Pkw-Nachfrage in den meisten europäischen Ländern bleibt bis in den April hinein schwach. Erst dann wird es parallel zu den Corona-Lockerungen und der damit verbundenen wirtschaftlichen Erholung einen Anstieg der Neuzulassungen geben, vor allem im zweiten Halbjahr.
Nach dem Rückgang um minus 24,5 Prozent im vergangenen Jahr werden die Pkw-Neuzulassungen in Westeuropa* in diesem Jahr voraussichtlich um zehn Prozent auf rund 11.879.000 Fahrzeuge steigen – und damit bei weitem nicht das Vorkrisenniveau erreichen. Die Spannbreite der Wachstumsprognose zwischen den einzelnen Ländern liegt zwischen vier und 17 Prozent – je nach Stärke und Dauer der gesundheitspolitischen Maßnahmen, den Konjunkturprogrammen und den speziell für die Automobilindustrie aufgelegten Förderprogrammen.
Allerdings muss klar sein: Jede Prognose in der aktuellen Lage ist von großer Unsicherheit geprägt – und die Risiken überwiegen. Für den Autohandel wird die entscheidende Frage sein, ob der stationäre Handel vollständig öffnen darf. Ist das nicht der Fall wird sich die Nachfrage nicht wie erwartet entwickeln können.
*Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Spanien, Großbritannien, Island, Norwegen, Schweiz