Reine Elektroautos (BEV) werden in Deutschland zwar immer beliebter, mit Benzin betriebene Fahrzeuge verteidigen aber ihren Anteil am gesamten Autoabsatz in der Bundesrepublik. Im ersten Halbjahr wurden etwas mehr als 220.000 BEV neu zugelassen – und damit 31,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Mittwoch mitteilte. Ihr Anteil an allen Auto-Neuzulassungen liegt bei rund 16 Prozent, nach 13,5 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Insgesamt wurden dem KBA zufolge von Anfang Januar bis Ende Juni gut 1,4 Millionen Autos neu in Deutschland zugelassen. Das ist ein Zuwachs von 12,8 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2022. Im Einzelmonat Juni waren es den Statistikern zufolge 280.139 Pkw-Neuzulassungen und damit fast ein Viertel mehr als im Vorjahresmonat. Gerade die Anmeldungen von gewerblichen Haltern legten kräftig zu (plus 34,4 Prozent), der Privatmarkt wuchs um 7,2 Prozent.
"Der deutsche Pkw-Markt hat sich im ersten Halbjahr spürbar erholt. Die Neuzulassungen haben sich wie erwartet positiv entwickelt und werden vor allem vom langsamen Abbau des Auftragsbestandes getragen", sagte Reinhard Zirpel, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Er betonte aber, dass das Marktvolumen der Vor-Corona-Zeit noch immer weit entfernt sei: "Im ersten Halbjahr blieben die Neuzulassungen 16 Prozent unter dem Durchschnitt der zehn Jahre vor Beginn der Corona-Krise."
Rückläufige Auftragseingänge – ZDK warnt
Ähnlich schätzten der Verband der Automobilindustrie (VDA) und das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) die Lage ein. "Die momentan starken Zulassungszahlen bescheren uns ein sommerliches Zwischenhoch, das trügerisch ist", sagte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn, Sprecher des Fabrikatshandels. "Aufgrund der seit Beginn dieses Jahres weiter rückläufigen Auftragseingänge gehen wir davon aus, dass sich dieser Trend spätestens im vierten Quartal negativ auf die Zulassungszahlen auswirken wird."
Die großen Verlierer der vergangenen Monate sind Plug-in-Hybride. Seit dem Jahreswechsel gibt es für diese Modelle keine Förderung mehr – entsprechend werden sie kaum noch gekauft. Ihr Anteil an neu zugelassenen Autos lag in den vergangenen sechs Monaten unter sechs Prozent. Wurden im ersten Halbjahr 2022 fast 140.000 Plug-in-Hybride neu zugelassen, waren es im laufenden Jahr nur noch knapp 80.000.
Der Wechsel von Verbrennermotoren auf Elektrofahrzeuge gehört zu den wichtigen Bausteinen bei der angestrebten Verkehrswende. Nach dem Jahreswechsel brach der E-Auto-Absatz aber zunächst ein, nachdem die staatlichen Förderungen gesenkt wurden. Inzwischen haben sich die Verkaufs- und Neuzulassungszahlen bei den reinen Batteriefahrzeugen aber kräftig erholt. "Innerhalb der ersten sechs Monate zeigte sich bei dieser Antriebsart ein Anstieg von plus 31,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, keine Antriebsart erreichte im Vergleichszeitraum mehr", teilte das KBA mit.
Die Verkaufssteigerungen bei Elektrofahrzeugen haben aber nicht dafür gesorgt, dass die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neu zugelassenen Fahrzeuge sinken. Nach Angaben des KBA liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß der im ersten Halbjahr 2023 neu zugelassenen Autos bei 121 Gramm pro Kilometer - und damit etwas höher als im ersten Halbjahr 2022. Von 2019 (157 Gramm pro Kilometer) bis 2022 (109,6 Gramm pro Kilometer) war dieser Wert stetig gesunken.
Ein Grund dafür könnten die bei Autokäufern weiter beliebten SUV sein, die von Kritikern als besonders klimaschädlich angesehen werden. Dieses Segment wird seit Monaten am stärksten nachgefragt, im ersten Halbjahr lag ihr Anteil bei rund 30 Prozent aller Neuzulassungen. Im Juni 2023 wurden 31,6 Prozent mehr solcher Autos neu zugelassen als im Juni 2022.
Liste der Aufsteiger: MG top
Zu den prozentual größten Gewinnern unter den Automarken zählten unter anderem Anbieter mit vornehmlich elektrisch angetriebenen Modellen. Mit 9.399 Neuzulassungen und einem Plus von fast 125 Prozent führt MG die Liste der Aufsteiger an. Dahinter folgen Alfa Romeo (3.116 / plus 109,4 Prozent), Tesla (36.384 / plus 99,3 Prozent), Suzuki (11.561 / plus 87,7 Prozent) und MAN (1.273 / plus 76,8 Prozent). Deutliche Einbußen mussten dagegen im ersten Halbjahr LEVC (1 / minus 90,9 Prozent), Lada (108 / minus 82,3 Prozent), Mitsubishi (7.499 / minus 57,4 Prozent), Honda (2.618 / minus 38,6 Prozent) sowie Jeep (5.218 / minus 27,8 Prozent) verkraften.
Marktführer in Deutschland bleibt wie bisher unangefochten VW mit 260.470 Neuzulassungen, was einem Plus von 16,2 Prozent entspricht. Dahinter folgen Mercedes (145.337 / plus 30,4 Prozent), Audi (125.884/ plus 24,2 Prozent), BMW (111.635/ plus 7,7 Prozent), Skoda (83.449/ plus 20,6 Prozent) und Opel (66.844/ minus 5,7 Prozent). Ford schaffte in den ersten sechs Monaten nur noch 59.726 Neuzulassungen (minus 4,8 Prozent).
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- Pkw-Neuzulassungen im Juni 2023 - Markenübersicht (78.1 KB, PDF)