Auf dem weltgrößten Automarkt China ist Daimler ins Visier der Wettbewerbshüter geraten. Seit Wochen machen Behörden Druck auf ausländische Oberklasse-Hersteller. Daimler bestätigte am Dienstag, dass Ermittler der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) tags zuvor eine Filiale in Shanghai untersucht hatten. "Es hat eine Untersuchung gegeben", sagte ein Daimler-Sprecher. Man unterstütze die Prüfungen. Die Behörde war am Dienstag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Ob Dokumente sichergestellt wurden, wollte der Daimler-Sprecher nicht sagen: "Da es sich um eine laufende Ermittlung handelt, können wir uns zu keinen Details äußern." Daimler hatte zuvor Preisnachlässe auf Ersatzteile in China angekündigt. Rund 10.000 Teile von Mercedes-Benz sollen ab September im Schnitt 15 Prozent billiger sein. Vereinzelt seien die Preise sogar um bis zu 29 Prozent niedriger.
Chinas Markt für Oberklasse-Autos wird von den deutschen Herstellern Audi, BMW und Daimler dominiert. Vor mehr als einer Woche hatte bereits Audi angekündigt, die Preise für Ersatzteile in China zu senken. Zuvor hatte auch Jaguar Land Rover Nachlässe in Aussicht gestellt. Die Firmen hatten angekündigt, dass sie freiwillig mit ihren Preisen runtergehen würden. Branchenexperten hatten jedoch darüber spekuliert, dass die Wettbewerbsbehörden sie dazu gedrängt haben könnten, um formelle Ermittlungen und Strafen abzuwenden.
Die Anti-Monopol-Abteilung der NDRC hat sich bislang selten zu ihrem Vorgehen in der Autobranche geäußert. Vor rund einer Woche meldete sich ein Ermittler in einem Interview mit mehreren chinesischen Staatsmedien zu Wort. Darin forderte er nach den Preisnachlässen von Audi ähnlich Schritte von anderen ausländischen Autobauern.
Heimische Hersteller verlieren an Boden
Chinas heimische Anbieter haben derzeit große Schwierigkeiten. Sie büßten gegenüber ihrer internationalen Konkurrenz immer mehr Marktanteile ein. In den ersten vier Monaten des Jahres 2014 war der Anteil chinesischer Marken auf dem Pkw-Markt um rund fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen, wie der Branchenverband CAAM mitteilte. Modelle heimischer Autobauer machten damit nur noch 22 Prozent der Autoverkäufe in China aus. (dpa)