Mercedes-Benz hat es schon und MG. Bei Volkswagen und Seat gilt es für die Elektrofahrzeuge. Bei Ford, Stellantis und BMW wird aktuell über die Einführung verhandelt. Es geht um das Argentursystem. Die Argumente aus den Konzernzentralen lauten unter anderem: Kostensenkung im Vertrieb, Rabattreduzierung, Zugriff auf die Kundendaten und einheitlicher Online-Direktvertrieb.
Dass die Einführung nicht so einfach ist, haben mittlerweile Stellantis und Ford eingestanden und Übergangslösungen vereinbart. Auch bei Mercedes ist zur Einführung nicht alles so, wie es sein sollte. Branchenexperte Jürgen Stackmann fasst es so zusammen: "Die meisten Hersteller werden den Elefanten in Stücke schneiden." Es müssen eben sehr komplexe rechtliche, logistische, steuerliche und systemische Themen gelöst werden. Es geht um nicht weniger als die reibungslose Verlagerung von Aufgaben des Handels auf den Hersteller sowie die Implementierung der notwendigen Prozesse und Systeme.
Praxiserfahrungen aus dem Handel
Herstellervertreter, Branchenexperten, Händler und Juristen informieren beim AUTOHAUS-Symposium am 6. Juli über die aktuellen Entwicklungen beim Agentursystem. Mit dabei sind die Rechtsanwälte Uwe Brossette und Prof. Dr. Tim Vogels.
Roman Still, der mit seiner AVAG alle Marken von Stellantis im Portfolio hat, wird über seine Erwartungen an das neue System bei dem französisch-amerikanischen Konzern sprechen. Werner Söcker hat in der Wellergruppe mit MG eine Marke, die schon im Agentursystem ist, und mit BMW eine, die in Kürze damit starten will. Fabio Krause vom Ford-Partner Verband und Ford-Deutschlandchef Dr. Christian Weingärtner stellen das Ford-Agentursystem vor.
Die Volkswagen- und Seat-Händler haben ebenfalls im Endkundengeschäft bereits Erfahrung mit dem Agentursystem. Es wurde für die Vermarktung der rein elektrischen Fahrzeuge eingeführt. Zunächst waren die Händler froh, schließlich hießen die Ziele Absicherung und Risikominimierung für den Handel und eine gewisse Preis- und Wertstabilität für das Produkt. Hinzu sollten die Kosteneinsparungen für die Autohäuser im Bereich Lagerhaltung, Kapitalbindung, Vorführwagen und die Übernahme von möglichen Restwert- und Vermarktungsrisiken durch den Hersteller kommen.
Provisionen zu niedrig?
Mittlerweile sind die Volkswagen-Partner nicht mehr so glücklich mit dem System, wie sich anlässlich einer Veranstaltung Mitte letzten Jahres zeigte. Die vier bis sechs Prozent Provision, die der Hersteller seinen Partnern zahlt, werden als zu niedrig erachtet. Ebenfalls scharf kritisiert: Zukünftig sollen die Gebrauchtwagen über die Volkswagen Financial Services vermarktet werden. Volkswagen versucht derzeit das gleiche System auch bei den Marken Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi und Skoda einzuführen. Die Skoda-Händler wehren sich vehement. Der vom Verband Deutscher Skoda-Vertragspartner (VDS) und Skoda Auto Deutschland (SAD) ausgehandelte Kompromiss hat von den zuständigen Konzerngremien aber keine Zustimmung erhalten. Der Grund: Volkswagen pocht weiterhin auf einheitliche Agentur-Konditionen bei allen betroffenen Marken. Wie es derzeit in der Praxis aussieht, darüber informiert Klaus Philipp.
Agentur und Immobilien
Wie sich die Agentur rechnen soll, ist derzeit noch schwer zu sagen. Alle Hersteller beabsichtigen eine Margenkürzung für den Handel. Aber wie verträgt sich das mit den bereits vorhandenen Immobilien? Jürgen Papadopoulos wird sich dazu in seinem Vortrag Gedanken machen.