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Händler beklagen schwieriges Arbeitsumfeld: Chaos bei Stellantis

26.06.2023 17:12 Uhr | Lesezeit: 5 min
Händler beklagen schwieriges Arbeitsumfeld: Chaos bei Stellantis
© Foto: picture alliance / NurPhoto / Jakub Porzycki

Die Händler der Stellantis-Marken beklagen schlimme Zustände. Auf Zahlungen müssen sie lange warten, Ansprechpartner sind schwer zu finden, IT-Systeme funktionieren nicht. Die neuen Verträge verspäten sich. Und jetzt gibt es auch noch neue CI-Anforderungen.

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Seit Monaten kämpfen die Stellantis-Händler mit schlimmen Zuständen. Sie müssen lange auf die Autos warten, die dann gar nicht oder geändert kommen. Die Kunden sind sauer, und die Händler müssen damit umgehen. Ziele sind nicht erreichbar und werden im Nachhinein geändert. Auf Zahlungen ihres Herstellers müssen sie ebenfalls lange warten. Mit den IT-Systemen aller Marken gibt es schon seit langem Probleme. Besonders schlimm soll es beim "Customer First"-System sein. Kurz: Anspruch und Wirklichkeit gehen beim französisch-amerikanischen Konzern weit auseinander. Und kompetente Ansprechpartner seien in Rüsselsheim nur noch schwer zu finden, ist von allen Seiten zu hören.

Da fallen Nebenschauplätze wie die der Fiat-Konzern-Händler, die aktuell nicht mit Ersatzteilen beliefert werden, weil es heißt, dass ihre Kreditlinie ausgeschöpft ist, obwohl es keine Bonitätsprobleme gibt, kaum noch ins Gewicht. Das hänge damit zusammen, dass die früheren FCA-Partner ab Juli auch an das Distrigo-System der anderen Stellantis-Marken angeschlossen werden, und werde sich in Kürze auflösen. Die Belieferung durch die Distrigo-Partner beginnt am 3. Juli.

Neue Verträge immer wieder verschoben

Auch bei den neuen Verträgen herrscht das Chaos. Zuerst wurde zu Ende Mai gekündigt, dann bis Ende Juni eine Übergangsvereinbarung geschlossen. Die neuen Händler- und Servicepartnerverträge sollen ab Juli gelten, der Übergang ins Agentursystem für die Nutzfahrzeug- und Premiummarken im Januar 2024 erfolgen. Aber auch diese Termine werden nicht gehalten. Die Zeichnung der Händler- und Serviceverträge wurde zunächst auf den 21. Juli verschoben, sie sollen aber bereits ab dem 1. Juli gelten. Bis Montag, 26. Juni, lagen sie aber nicht vor. Lediglich die Entwürfe für die Händlerverträge mit den Standards für die Nutzfahrzeugbetriebe, Skalierungstabelle Mitarbeiter, Finanzstandards und Mindestanforderungen an Hard- und Software wurden heute in das Intranet zwischen Hersteller und Händler gestellt.

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Selbstaudit für den Service

Für die Serviceverträge finden sich dort ebenfalls die Entwürfe sowie die Vorgaben zur Werkstattausrüstung, Job-Funktionslisten, Nutzfahrzeug-Standards, Messkriterien für Servicepartner, Mindestanforderungen an Karosseriewerkstätten und eine Liste der vorzuhaltenden Spezialfahrzeuge sowie auch hier Mindestanforderungen an Hard- und Software. Die Partner, die jetzt Serviceverträge haben und einen neuen haben wollen, können sich schon einmal selbst auditieren, heißt es. Wenn sie ihr Audit zufriedenstellend abliefern, ist ihnen der neue Servicevertrag sicher. Insidern zufolge wäre dies eine pragmatische Lösung, denn Stellantis habe nicht genug Personal, um die Audits durch eigene Mitarbeiter durchzuführen zu lassen.

Einführung des Agentursystems verzögert sich

Die Umstellung auf das Agentursystem für den Nutzfahrzeug- und Premiummarkenvertrieb soll jetzt zum 1. April erfolgen. Dies hänge damit zusammen, dass auch die Pilotmärkte Belgien, Niederlande und Österreich mit einer Verzögerung von drei Monaten erst im September starteten. Grund hierfür seien IT-Probleme.

Investitionen in CI gefordert

Aber das meiste Kopfzerbrechen bereitet den Händlern derzeit eine andere Ankündigung: Bevor der Hersteller im Agentursystem die Investitionen in die Gebäude selbst stemmen muss, verlangt er von seinen Händlern die Umsetzung einer neuen Corporate Identity (CI). Knackpunkt ist hier, wieviel davon der Hersteller beim Übergang ins Agentursystem, das in dreieinhalb Jahren starten soll, übernimmt. "Das ist Sprengstoff", heißt es von Insidern. Die Verhandlungen hierzu seien aber noch im Gang - ebenso wie für andere noch strittige Themen in Zusammenhang mit den neuen Verträgen.

In einem Schreiben des Jeep, Alfa Romeo, RAM und Dodge Händlerverbandes (JARD), das AUTOHAUS vorliegt und das der Verband Deutscher Opel Händler (VDOH) und der Verband der Citroen, DS und Peugeot Vertragspartner (VCDP) den Angaben zufolge gleichlautend verschickt haben, heißt es: "Aktuell empfehlen wir Ihnen, die Ergebnisse der Entscheidungsfindung in dieser Angelegenheit noch abzuwarten, damit Sie letztlich eine solide Grundlage für Ihre Entscheidungsfindung haben." Erwartet werden "erhebliche Investitionen".

Schwacher Auftragseingang, guter Service

Von Betroffenen ist zu hören, dass das deutsche Management sehr bemüht sei, Lösungen im Sinne des Handels zu finden. Wie viele Partner den Weg aber noch mitgehen werden, wird immer unsicherer. Denn inzwischen werden Stimmen lauter, die sich abgesehen vom Hersteller-Chaos noch viel größere Sorgen machen: Der Auftragseingang sei bescheiden und die politische Landschaft Besorgnis erregend. Da passen hohe Investitionen in die CI Überhaupt nicht ins Bild. Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Im After Sales Geschäft brummt es.

Eine Stellungnahme von Stellantis lag bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht vor.


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KOMMENTARE


langjähriger FCA ler

26.06.2023 - 17:51 Uhr

Das trifft den Nagel auf den Kopf und könnte man noch beliebig erweitern 80 % der Kundenbestellungen aus 2021 wurden 2022 bei Trapos storniert, mit dem Kundenhinweis, der Kunde solle sich für die neue Serie entscheiden und etwas mehr zahlen ( neue Serie heisst nur höherer Preis = baugleich ) und die Fahrzeuge bekämen Priorität. Von Priorität keine Rede........ aktuell sind die meisten der Ersatzauftrage der Serie 9 noch nicht einmal in Planung.... rumänische, marrokanische und bulgarische Calllcenter die nichts verstehen am Telefon, keine MItarbeiter mehr erreichbar im HQ, Customer-Center völlig überfordert usw. usw. IT System nur noch Chaos, Customer First ist eine Frechheit...... und überfordert alle im Vertrieb, weil es nicht dem Kunden dient sondern, dem Hersteller. Hauptsache dem Händler Fahrzeuge belastet die oft noch gar nicht da sind. Logistik-Chaos..... Sinnbefreite massenweise Internetschulungen die dem Händler belastet werden und völlig am Thema vorbei sind. usw. usw. Die letzten 12 Monate wurde alles gute an Struktur in einer Form "hingerichtet" wie man es noch selten erlebt hatte.........


Klaus

26.06.2023 - 21:59 Uhr

Ohne Frage kämpfen die Stellantis Händler mit einer Reihe von Schwierigkeiten und die Händler Organisation ist chronisch unterbesetzt. Klar ist aber auch das Stellantis den Wandel beherzt angeht und auch schon ein gutes Stück vorangekommen ist. Wenn ein europäischer Hersteller gegenüber den neuen Wettbewerbern aus USA und China eine Chance hat, dann ist es Stellantis. Als Ford, VW oder Mercedes Händler hätte ich größere Sorgen .


Gerdi Hellmann

27.06.2023 - 12:17 Uhr

Die verschiedensten Menschen und Unternehmenskulturen unter einen Hut zu bringen ist in der Praxis weitaus schwieriger als gemeinsame Plattformen zu nutzen!


Löwe

27.06.2023 - 13:15 Uhr

Einfach katastrophal was da teilweise abgeht. Das verwerfliche ist vorallem das Stellantis sich mit einem Milliardengewinn brüstet und nichts auf die Reihe bekommt. Auf dem Rücken der zahlenden Kunden wird deren Unvermögen kaschiert. Fahrzeuge werden nicht oder fehlerhaft geliefert und die Kunden bekommen keine Entschädigung bzw. Alternative aufgezeigt. IT ist einfach nur chaotisch und versetzt uns ins Jahr 2005 !!!!


Annotator

27.06.2023 - 13:59 Uhr

Wenn der Wandel so weitergeht, dann geht es nur nach unten. Die angepeilten 30% Konzernmarktanteil wird man so nicht erreichen, wen überhaupt. Die Dinge werden sich schon regeln und andere Hersteller sind schon Gewehr bei Fuß.


Peugeot Partner

27.06.2023 - 14:31 Uhr

Wir sind seit 60 Jahren Partner von Peugeot (jetzt Stellantis). Was in den letzten Jahren in diesem Konzern abgeht, schafft kein anderer Hersteller. Fahrzeuge werden geliefert ohne bestellte Ausstattung, wird reklamiert ist der offizielle Wortlaut "Der Kunde kann doch vom Kaufvertrag zurücktreten"... jetzt erklär das mal einem Handwerker der über ein Jahr aufs Fahrzeug gewartet hat. Dann wurden die Logistikverträge mit den Spediteuren gekündigt...heißt als Händler kannst du deine Autos selbst abholen -natürlich nur mit streng geschulten Personal und speziellen Fahrzeugen... es kann dir dann aber durchaus passieren, dass du ohne Fahrzeug von dannen fährst- weil keiner weiß wo es steht :) Achso, die Überführung wird dennoch berechnet :) und die "Prämie" von 300 Euro fürs abholen soll reichen (Sprit, Mitarbeiter etc.) Also Peugeot'ler kommt es dir vor als wurde Stellantis von Opel übernommen und nicht anders herum. Nur noch Opel Außendienstler und langjährige Mitarbeiter mit wirklichem Fachwissen verlassen das sinkende Schiff bzw. wurden gegangen. Die "neuen" Außendienstler kommunizieren von oben herab. Ein Miteinander zwischen Händler und Hersteller ist nicht mehr. Auf Konferenzen wird mit 12% Marktanteil geprahlt... liest sich erstmal gut aber verteilt auf 14 Marken ist es dann doch ein wenig dürftig...manchmal frage ich mich dann woher die ihr Selbstbewusstsein nehmen... Die Liste liese sich beliebig verlängern aber ich muss gerade dauernd aktualisieren und schauen ob die Händlerverträge vom 15.06. endlich eingestellt wurden....


K.K

27.06.2023 - 14:46 Uhr

Was soll man zu dem Konzern groß sagen.. Die letzten 12 Monate waren ein wahrer Höllenritt für die Händler und auch Kunden. Es fehlt überall an Personal und es wird brav weiter entlassen. Die Ersatzteilversorgung ist tatsächlich nur noch erbärmlich, dass es seit knapp 3 Wochen gar nicht mehr ging, mit der Ausrede der Kreditlinien, war die Spitze schlechthin. Die Außendienstler sind auch nur noch Marionetten. Das Extrembeispiel ist aber ohne wenn und aber, die Händlerverträge… Bis zum jetzigen Zeitpunkt damit zu warten, zeigt die Haltung des Konzerns, aber man wird sich wundern. Anstatt den Weg zu gehen den Tesla am Anfang bestritt mit wenigen Standorten im Land, sollte man eher den gehen, mit ausreichend Händlern und Standorten… Selbst Tesla hat das erkannt und baut in gefühlt jeder Stadt einen Standort.. Aber hey, Hauptsache die Rendite stimmt bei Tavares, nach ihm die Sinnflut. Dann wird man merken, dass man auf Seiten Fiat, eigentlich ganz gute Software/Programme hatte und es ein Fehler war, die Steinzeit Technik von PSA zu übernehmen. Gruß an alle mitleidenden Händlerkollegen da draußen, die jeden Tag, vollen Einsatz bringen um den Laden am laufen zu halten.


Werner

28.06.2023 - 23:51 Uhr

Unglaublich wie man in so kurzer Zeit so viel Schaden anrichten kann. Bei jeder Prozessänderung wird der zweite vor dem ersten Schritt gemacht IT Umstellung, Bank Wechsel, technischer Support usw. usw. Ergebnis NICHTS funktioniert mehr. Ansprechpartner gibt es nicht mehr, die die NOCH da sind sind frustriert und resignieren da Sie anscheinend genau so miserabel behandelt werden wie die Händler! Und das größte Desaster kommt erst noch mit den neuen Verträgen….. Zwei Jahre hatte man Zeit diese auszuarbeiten und abzustimmen. Ergebnis: 1 Woche vor Inkrafttreten kommt ein „Entwurf“ der in jedem zweiten Punkt rechtliche Fragen aufwirft.


Keine Lust mehr

30.06.2023 - 20:46 Uhr

Bei Stellantis hat man noch nicht begriffen, wer die Schnittstelle zum Kunden ist und was dieser sich wünscht. Der Hersteller versendet fast täglich neue, undurchsichtige Rundschreiben und ändert diese nach belieben immer wieder im eigenen Interesse an. Partnerschaftliche Zusammenarbeit gibt es nicht mehr - wie auch, wenn man die marokkanischen Mitarbeiter der Hersteller Callcenter kaum noch verstehen kann, geschweige denn die verstehen was man ihnen sagen möchte. Die internen EDV Systeme sind so schlecht und instabil, dass sie wöchentlich zusammenbrechen, was dann dazu führt, dass man die Richtlinien des Herstellers nicht einhalten kann und dieser Garantieanträge einfach nicht mehr vergütet. Beschweren kann man sich wenn man zu viel Zeit hat, aber bringen tut es nichts, denn dann sind wir wieder beim Marokko-Problem. Die kompetenten Mitarbeiter haben den Hersteller scheinbar bereits verlassen.


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