Nach einem gemütlichen Hüttenabend in uriger Atmosphäre warteten am dritten Tag der 30. Sommerakademie acht Vorträge auf die 110 Teilnehmer im Interalpen-Hotel Tyrol in Telfs. Für AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat war es die letzte Sommerakademie unter seiner fachlichen Leitung.
Den Anfang am Freitag machte Jörg Gudat, Geschäftsführer von Gudat Solutions GmbH, mit seinem Vortrag über den digitalen Service in der papierlosen Werkstatt. Er hob die Vorteile der Digitalisierung hervor: Zeitersparnis, Informationsgewinn durch vernetzte Prozesse, optimierte Kommunikation dank intelligentem Schnittstellendesign, Umsatzsteigerung durch optimalen Ressourceneinsatz, mehr Effizienz und Kundenbindung. Den Kunden nicht gehen zu lassen war denn auch das Schlagwort für Tobias Ritter, Mitglied der Geschäftsführung von DA&DG mbH. "Der Kunde bringt das Geld ins Haus", erinnerte er seine Zuhörer. Neue Mobilität erfordere neue Konzepte – überall. "Wenn Sie die Chancen des digitalen Wandels für Ihr Unternehmen nutzen, dann lassen Sie Ihre Kunden nicht gehen", sagte er zum Abschluss.
Visionäre brauchen auch Bremser
"Veränderungsmanagement ist wie Zugfahren", erklärte Oliver Bohn, Geschäftsleiter der Autohaus Kuhn & Witte GmbH & Co. KG in seinem Vortrag "You never work alone". Visionäre im vorderen Zugteil bräuchten im hinteren Teil auch Bremser. Über Herausforderungen, Lösungen und Erfahrungen bei der Digitalisierung sprach im Anschluss Mark Karpinski, Geschäftsleiter der Autoschmitt Idstein GmbH. Als Lösungsansatz schlug er vor, die Customer Journey zu gestalten und abzukürzen durch die Reduzierung der Fremdbeeinflussung sowie und die Steigerung der eigenen Sichtbarkeit und Relevanz.
Dr. Konrad Weßner, Geschäftsführer der puls Marktforschung GmbH, ging der Frage nach, ob die Deutschen das grüne Autohaus wollen. Nur jeder Dritte attestiere im puls AutokäuferMonitor seiner Automarke und seinem Händler Klimafreundlichkeit. Durch das Überangebot an Modellen, Ausstattung und Antrieben seien die Kunden komplett verwirrt, was er als Customer Confusion bezeichnete. Diese Kaufbarriere könne aber durchaus eine Chance darstellen. Die Studie zeige, dass Verkäufer die Autos gut erklären und auf die jeweiligen Mobilitätsbedürfnisse eingehen sollten.
Bessere Prozesse für den elektrischen GW-Markt
Boris Dähne, Geschäftsführender Gesellschafter von "Die Autohausberater", stellte anschließend die Macht der kleinen Zahlen im Aftersales-Geschäft dar und Tim Dickemann von Roboyo zeigte zusammen mit Andreas Weeber, Geschäftsführer der Autohaus Weeber GmbH, die Vorteile des Roboters, eigentlich Robotic Process Automation, im Autohaus auf.
Zum Abschluss sprach Prof. Dr. Stefan Rostek, Inhaber der Rostek Consulting GmbH, in seinem Vortrag über das Gebrauchtwagengeschäft in der Transformation. Sein Fazit: Die wachsende Elektrifizierung des Gebrauchtwagen-Markts sowie die neuen Hersteller-Händlerbeziehungen verstärken die Notwendigkeit nach exzellenten Prozessen im Gebrauchtwagen-Geschäft, insbesondere im Zukauf. Entgegen der Meinung vieler anderer ist er der Ansicht, dass Smart Mobility am Automobilabsatz in Deutschland bis mindestens 2035 nur wenig ändern werde und die Sharing Society aus sozialwissenschaftlicher Erkenntnis massiv realitätsfern sei.
In seinem Schlusswort zeigte sich ein sichtlich gerührter Prof. Brachat dankbar für die letzten drei Jahrzehnte und bedankte sich für die Teilnahme vieler Interessierter aus der Automobilbranche und die Unterstützung der Mitarbeiter über all die Jahre. Als Würdigung seiner Leistung erhielt Brachat zum Abschluss minutenlangen stehenden Applaus.
Unterstützt wurde die Sommerakademie 2021 von APZ, Autoscout24, Bank11, Multipart, TÜV Süd und Würth. Ein ausführlicher Bericht folgt im AUTOHAUS.