Diese Situation kennen wohl die meisten. Es ist frühmorgens, man ist spät dran, die Arbeit ruft, die Zeit drängt – aber wo liegt bloß der Autoschlüssel? Was für den Privathaushalt mit einem Fahrzeug schon eine nervige Situation ist, kann ein Unternehmen mit hunderten von Fahrzeugen viel Geld und Zeit kosten – viele Autohäuser können ein Lied davon singen. Das Autohaus Maschek im oberfränkischen Wackersdorf hat eine Lösung für dieses Autoschlüssel-Dilemma gefunden – die Autohandelsgruppe hat sich kurzerhand ein eigenes digitales Schlüsselbrett entwickeln lassen ("Meister in Kleinigkeiten"). Die Geschichte dahinter reicht weit zurück – und verrät viel darüber, was man mit solcher Hands-On-Mentalität erreichen kann.
Lesen Sie mehr
- Generationswechsel eingeläutet: Autohaus Wittmann & Hofmann stellt Weichen
- Neuer Geschäftsführer bei Volkswagen Automobile Chemnitz
- DDPA-Preisträger Glinicke Gruppe: Wer wagt, gewinnt
Einer, der die Geschichte genau kennt, ist Reiner Hochmuth: "2007 haben wir das Buy-Back-Business über Sixt und Europcar gemacht und etwa 20.000 Neu- und etwa genauso viele Gebrauchtwagen abgewickelt", erklärt der Geschäftsführer: "Schnell haben wir aber gemerkt: Das Geschäft können wir mit den Werkzeugen, wie sie uns die Hersteller zur Verfügung stellen, nicht abwickeln."
Dienstleister haben "nicht unsere Sprache gesprochen"
Also habe man eine Software-Firma gegründet, mithilfe derer man genau dieses Problem lösen wollte: Man wollte eine maßgeschneiderte digitalisierte Lösung. Dafür habe man vor allem auf externe Dienstleister zurückgegriffen – die allerdings "nicht unsere Sprache gesprochen haben" (Hochmuth) und zudem hohe Honorare aufgerufen hätten. So sei man zu dem Schluss gekommen, im Autohaus selbst die nötigen Kenntnisse zu entwickeln. Damit galt es für den damaligen IT-Leiter: "Jetzt lernst du programmieren und dann machen wir das selbst."
So habe man den Vorteil einer Kombination aus Autohaus-Expertise und Software-Entwicklung genossen. "Es ging dabei nicht darum, dass wir die beste Software jemals entwickeln, sondern, dass sie bestmöglich auf unsere Prozesse passt. Wir haben damals schon Aufbereitungs- und Verkaufsmodule entwickelt, um diese Menge an Fahrzeugen abzuwickeln."
Was das Schlüssel-System bei Maschek kann
Vom Gestern ins Heute: Aktuell vermarktet die Autohausgruppe Maschek mit seinen sechs Marken Audi, VW, VW Nutzfahrzeuge, Skoda, Seat und Cupra etwa 5000 bis 6000 Autos im Jahr. Das heißt es vor allem: Bloß den Überblick nicht verlieren – vor allem nicht bei den Autoschlüsseln. "Ab einer bestimmten Größenordnung – wir haben hunderte von Fahrzeugen auf den Höfen stehen – wird es zeitaufwendig und schwierig, Schlüssel den Fahrzeugen zuverlässig zuzuordnen." Also musste ein System her, um diesen Bestand zu managen.
"Wir haben uns einen Partner aus Ungarn geholt, der ähnliche Hardware für Hotels, die ebenfalls viele Schlüssel verwalten müssen, entwickelt", sagt Hochmuth. Dabei handele es sich um sieben Steuerungsmodule mit je vier elektronischen Schränken. Inklusive Baumaßnehme lag das Investment bei etwa 120.000 Euro.
Dazu kamen noch die Aufwendungen für die Software, die man selbst entwickele. Ein Aufwand und eine Summe, die Hochmuth für gut investiert hält. "Wir haben uns gefragt: Was kostet es eigentlich an Zeit, wenn Mitarbeiter Schlüssel suchen? Und vor allem: Ist Schlüssel suchen eigentlich eine Arbeit, die man seinen Mitarbeitern zumuten möchte?" Also habe man sich für diese Investition entschieden und so "zehn bis 15 Jahre" einen wirkliche Nutzen.
Maschek: Lernfähige Schlüssel
Der Autoschlüssel wird, sobald die Mitarbeiter ihn ausgehändigt bekommen haben, angelernt – das funktioniert mittels eines RFID-Chips im Schlüsselanhänger. Sodann geht eine Nachricht an den zuständigen Mitarbeiter: Auto ist da muss gegebenenfalls aufbereitet werden. Beim Anlernen wird zudem automatisch ein Etikett für den Schlüsselanhänger ausgedruckt. Falls das Fahrzeug bereits verkauft ist, sogar mit dem Namen des Kunden.
Das System weiß dank der Fahrgestellnummer, ob das Auto erfasst ist. Das Autohaus arbeitet dabei mit einem vom Hersteller zur Verfügung gestellten Schlüsselauslesegerät, das mit dem hauseigenen System kommuniziert. „Man muss nur den Autoschlüssel auf das Gerät legen - und die richtige Fahrgestellnummer wird ausgelesen. Ersichtlich wird auch, ob es sich um den Erst-, Zweitschlüssel oder beides handelt.
Uwe Vieracker