Auf dem AUTOHAUS-Kongress "Die Chancen des Auto Abos" gaben Branchenkenner am Dienstag ihre Einschätzung zum Trend Auto-Abo ab und erklärten, wie das von den Autohäusern etwas stiefmütterlich behandelte Thema durchaus lukrativ werden kann. Moderator der Veranstaltung war Chefredaktuer Ralph M. Meunzel.
Erster Referent war Alexander Kaiser von Fleetpool, der das gemeinsam mit dem Ford-Partnerverband erarbeitete Auto-Abo-Modell vorstellte. Ziel ist es dabei, "das Beste aus beiden Welten" zusammen zu bringen, indem die im Webshop erstellten Kundenbestellung in ein ERP-System eingepflegt werden, bevor sie per SDM weitergegeben werden und es zur Bestellung bei Ford kommt. Für das Autohaus hat das den Vorteil, dass der Vorgang schnell abgewickelt wird und das Ausfallrisiko gering ist. Im Schadensfall bleibe weiterhin der Händler der Ansprechpartner, so Kaiser.
Der aus Köln zugeschaltete Leiter Fleet Sales & Marketing der Ford-Werke, Wilhelm Buchmüller, berichtete von einer erfolgreichen Einführung im März, bei dem man bereits über 300 Partnerbetriebe gewinnen konnte. Stimmen die Anreize, ist im Handel also durchaus Akzeptanz vorhanden.
Wie wichtig das Abo für das Autohaus sein kann, legten anschließend Timo Kaul und Ömar Maras von Finn dar. Das seit zwei Jahren bestehende Unternehmen konnte bereits über 10.000 Auto-Abos vertreiben. Dabei werden die Fahrzeuge nicht von jedem Händler einzeln, sondern gemeinsam mit Finn gekauft, was Einkaufsvorteile bringt. Über die Konfiguration des Fahrzeugs dürfe der Händler nach wie vor selbst entscheiden, betonten Kaul und Maras. Direkt beim Kauf könne man auch den Wunsch hinterlegen, das Fahrzeug nach Ablauf des Abos zurückzukaufen, sodass auch für Planungssicherheit gesorgt ist.
Best Practice: Frischer Wind für die Schneider Gruppe
Aus der Praxis folgte der Beitrag von Sven Arnegger, Business Development Manager bei der Schneider Gruppe, der unter anderem einen Blick auf das vergangene Auto-Abo-Jahr warf. Zunächst berichtete er von ernüchternden Versuchen im Hinblick auf das eigene Subscription-Angebot. Arnegger: "Wirklich gut gelaufen ist es erst, nachdem wir uns der Sache fokussiert angenommen, einen Webshop implementiert und Social-Media-Kampagnen geschaltet haben. Sein Fazit: Man kann damit Geld verdienen und bekommt frischen Wind ins Autohaus.
AUTOHAUS-Kongress 2022 - Die Chancen des Auto-Abos
BildergalerieEine Ergänzung des Abo-Modells kam schließlich im darauffolgenden Beitrag von Julian Wolter, Chief Sales Officer der Faaren Group. Dort will man das Vertrauen, das die Autohäuser bei ihren Kunden genießen, nutzen und ein "Partner in der zweiten Reihe" sein, indem man dem Händler eine White Label-Lösung mit dem jeweiligen Corporate Design zur Seite stellt. Hat der Kunde seine Daten auf der Website eingegeben, übernimmt Faaren die Bonitätsprüfung und ordnet dem potenziellen Kunden in ein Ampelsystem ein. Das Autohaus gestaltet im Anschluss das Preismodell, die Laufzeit und die Kilometerlaufleistung selbst.
Eine recht nüchterne Perspektive auf das Auto-Abo lieferte schließlich der zugeschaltete Prof. Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA). Er sei sich sicher, dass sich Autohäuser zwar den sich ändernden Gegebenheiten des Marktes anpassen müssten, sehe in den Abo-Modellen aber nicht den Heilsbringer, sondern ein Produkt mehr, das im Bauchladen des Autohandels verfügbar sein müse, um die Bedürfnisse des Kunden erfüllen zu können. Aber, so stellt der Experte auch klar: "Man sollte nicht meinen, dass ein Auto-Abo das Einzige ist, worauf man sich konzentrieren sollte."
Auf dem Weg zum Mobilitätsanbieter
Die Ansicht teilte Prof. Reindl mit Mathias R. Albert, seines Zeichens CEO und Gründer von ViveLaCar GmbH. Für ihn sei das Abomodell eine sinnvolle Maßnahme zur Ergänzung des Angebots im Handel. Albert hob hervor, dass Autohäuser "vom reinen Trader zum Mobilitätsanbieter" werden müssten. Wie der Abo-Kunde tickt, stellten Patrick Rittich, Bereichsleiter Kooperationen und Versicherung bei Bank11, sowie Dominic Schäfer-Elmayer, Leiter der dazugehörigen Auto-Abo-Plattform smive, vor.
Letzter Referent war Georg Bauer. Der Mitgründer und President des US-Start-ups Autonomy sieht Auto-Abos in einer ähnlichen Rolle wie das Leasing vor einigen Jahren. Er prophezeit dem Abo deshalb eine ähnliche Entwicklung – nur deutlich schneller. Allerdings müssten die Anbieter dafür ihre Hausaufgaben machen und ihre Erfahrung und Kompetenz in Benutzerfreundlichkeit ummünzen, so Bauer.