Von Doris Plate
Wenn Burkhard Weller davon spricht, dass es 2025 keine 1.000 Unternehmer im Fabrikatshandel mehr gibt, lehnt er sich ziemlich weit aus dem Fenster. Weiter als Prof. Willi Diez, der die Zahl der wirtschaftlich und rechtlich selbständigen Automobilhändler bis zum Jahr 2020 von heute 6.900 auf 4.500 sinken sieht. Mittlere und kleine Verkaufsstützpunkte werden sich aufgrund der notwendigen Investitionen kaum noch rentieren, meint der Experte.
6.900? Die AUTOHAUS-Übersicht "Das Netz 2017" nennt als Gesamtzahl der Betriebsstätten der Vertriebspartner 11.824. Das liegt natürlich daran, dass viele Autohäuser mehrere Filialen haben bzw. mehrere Marken führen. Die Durchschnittszahl von 1,71 Filialen/Marken pro Betrieb ist aber nicht wirklich erhellend, das ist wie mit den 1,5 Kindern pro Frau in der Bundesrepublik. Viele Betriebe führen weit mehr als zwei Marken oder haben mehr als zwei Filialen und es gibt eben auch noch die exklusiven Partner, die nur ein Autohaus haben, in dem sie eine Marke vertreiben. Auf der anderen Seite gibt es immer mehr Gruppen, die nicht nur viele Filialen haben, sondern auch mehrere Vertriebsverträge einer Marke halten.
Viele Kleine verschwunden
Trotzdem: Insgesamt ist die Zahl der Betriebsstätten der Vertriebspartner auch in unserer Statistik weiter rückläufig von 12.262 auf 11.824. Minus 438 ist zwar nicht so dramatisch, dennoch sind viele Kleine verschwunden. Dafür haben große Mehrmarkenbetriebe noch eine oder auch mehrere Filialen/Marken hinzugenommen. Die Zahl der Servicebetriebe sank deutlicher von 10.585 auf 10.020, und das, obwohl einige Marken ihr B-Händlernetz aufgelöst haben, manche dieser früheren Sekundärnetzpartner zu Händlern wurden und viele zu Servicepartnern. Lancia hat sich völlig aus dem Markt zurückgezogen.
Die Abnehmer
Die Auflösung des B-Händlernetzes schlägt am meisten bei Volvo, Fiat und Toyota durch. Bei Opel wird sich hier im Laufe des Jahres noch einiges tun. 280 Autorisierte Opel Vertreter (AOV), wie die Partner, die einen Vertriebsvertrag mit einem Vertragshändler haben, im Netz der Rüsselsheimer heißen, müssen sich bis Ende des Jahres noch entscheiden, ob sie auf die neue Opel-CI umstellen wollen oder in Zukunft nur noch als Opel Service Partner (OSP) weitermachen. Auch bei Volkswagen findet derzeit eine enorme Ausdünnung bei den Neuwagenvermittlern statt. Genauso bei PSA. Bei Seat wird derzeit ebenfalls an der Umstrukturierung gearbeitet: Von den derzeit 180 Vermittlern will man sich bis Ende 2018 verabschieden. Die Verträge sind gekündigt.
Die Zunehmer
Es gibt nur wenige Marken, die ihre Händlernetze – jenseits der B-Händler-Umstrukturierung – ausgebaut haben: Mitsubishi und Ssangyong haben hier die größten Schritte gemacht. Bei Mercedes-Benz schlagen die Verkäufe der Niederlassungen an Händler zu Buche. Geplant sind neue Stützpunkte bei Citroën, Ford, Hyundai, Jaguar/Land Rover, Kia, Lada, Lexus, Maserati, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Opel, Peugeot, Porsche, Renault, Seat, SsangYong, Suzuki und Toyota. Es gibt also durchaus auch Chancen in der Automobillandschaft.
Deutlich weniger Servicebetriebe
Die Zahl der markengebundenen reinen Servicebetriebe ging aber deutlich zurück. Der Rückgang fällt mit 565 deutlich stärker aus als im letzten Jahr (50). Die von vielen Fabrikaten geforderten hohen Investitionen zeigen hier ihre Wirkung. Und auch hier ist in den nächsten Jahren noch mehr zu erwarten: Mazda hat die Serviceverträge zu Ende 2018 gekündigt und knüpft den neuen Kontrakt an deutlich höhere Anforderungen. Auch bei Mercedes-Benz wird eine Reduktion im dreistelligen Bereich erwartet.
Die vollständige Grafiken und Tabellen der Händlernetze-Umfrage mit detaillierten Zahlen zu den einzelnen Automarken finden AUTOHAUS-Abonnenten zum Download unter: https://www.autohaus.de/marktdaten/vertriebsnetze-1377991.html
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