In einem kriselnden Markt sollte der Autohandel seinen Geschäftsfokus verstärkt auf Fuhrparkkunden legen. Zu dieser Einschätzung kommen die Branchenbeobachter von Dataforce in einer kürzlich veröffentlichten Analyse. Demzufolge erreichte das Geschäft mit Firmenwagen im vergangenen Jahr erstmals einen Anteil von 30 Prozent in Deutschland. Der sogenannte Relevante Flottenmarkt umfasst alle gewerblichen Pkw-Neuzulassungen ohne die Einheiten von Herstellern, Händlern und Autovermietern.
"Flottenkunden werden immer wichtiger. Wir sehen hier großes Potenzial, mit umfangreichen Services, guter Beratung zu Antriebsarten und ganzheitlichen Mobilitätskonzepten bei lokalen Fuhrparks zu punkten", schreiben die Frankfurter Experten in ihrer Untersuchung. Sowohl die Händler als auch die Hersteller sollten entsprechend gezielt und bedarfsgerecht in die Ansprache gehen.
Mobilitätswandel in Flotte und Privat
Dataforce verwies auf Befragungen von deutschen Flottenbetreibern und Dienstwagenfahrern, wonach es zahlreiche Bestrebungen gebe, den Mobilitätsmix offen zu gestalten. "Die Einführung von Mobilitätsbudgets führt bei dem einen oder anderen Fuhrpark zu einer Reduktion. Doch auch wenn die Dienstwagenberechtigten in Erwägung ziehen, ob für sie ein Fahrzeug noch infrage kommt oder ob man nicht über andere Mobilitätsformen seinen Bedarf abdecken kann, gibt es diese Überlegungen ebenso stark bei den privaten Konsumenten." In Zeiten von Homeoffice ohne große Pendelzeiten würden viele überlegen, ob ein Zweitwagen im Haushalt noch Sinn ergebe.
Im Gegensatz dazu würden das Fahrzeug an sich und die stärker diversifizierten Antriebsarten einen sehr starken Anreiz gerade für die Dienstwagenfahrer bilden – und das nicht nur aus steuerlichen Gründen. Dataforce: "Durch viele neue Marken außerhalb Deutschlands und den etablierten Herstellern, die neue Modelle auf den Markt bringen, haben wir 2021 einen starken Anstieg der Plug-in-Hybride und vollelektrischen Fahrzeuge erlebt." Sowohl im Privat- als auch im Flottenmarkt hätten die E-Fahrzeuge 2021 einen Anteil von 31,4 Prozent erreicht.
"Der Antrieb, ein 'Auto mit Kabel' zu fahren, ist bei den privaten Käufern und Firmenflotten ungebrochen, was nicht zuletzt der zum Ende des Jahres erneut erschöpfte Topf zur Förderung von privat nutzbaren Ladesäulen/Wallboxen bestätigt", heißt es in der Analyse weiter." Damit der Mobilitätswandel in der Praxis klappt, brauche es gute und maßgeschneiderte Konzepte.
Historisches Tief 2021
Im vergangenen Jahr lag das Zulassungsniveau mit 2,62 Millionen Neuwagen so niedrig wie noch nie seit der Wiedervereinigung (wir berichteten). Hauptverantwortlich war neben der Pandemie auch die Lieferkrise. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau schrumpfte das Volumen um knapp eine Million Fahrzeuge. Für 2022 sind die Dataforce-Experten wieder optimistischer, ihre Prognose liegt bei rund drei Millionen Pkw. Die aufgezeigten Markttrends sollten der Gesamtanzahl an Zulassungen wieder einen Push nach vorne geben.