Von Michael Gebhardt/SP-X
Den Schlüssel ins Türschloss stecken und aufsperren? Das ist bei modernen Autos nur noch selten nötig. Seit den 90er Jahren haben Funkfernbedienungen das Öffnen- und Schließen vereinfacht. Inzwischen ist die Technik noch weiter: Mercedes revolutionierte um die Jahrtausendwende das Auf- und Zusperren mit dem sogenannten Keyless-Go-System. Der Schlüssel wurde auf eine Chip-Karte reduziert, die man nur bei sich führen musste. So genügte es, den Türgriff anzufassen – schon ging das Auto auf. Die Technik dahinter: Durch das Berühren wird das Schließsystem aufgeweckt – alternativ könnte das Auto durchgehend in Hab-Acht-Stellung sein oder auf andere Signale, wie zum Beispiel einen Tastendruck oder den Fußschwenk unter der Heckklappe, reagieren. Dann sendet der Wagen eine verschlüsselte Anfrage auf bestimmten Funkwellen aus, die vom Transponder in der Chip-Karte erkannt und beantwortet wird. Der Computer im Auto überprüft die Antwort, und wenn das System sein Ok gibt, geht das Türschloss auf – oder zu. Das alles geschieht in Sekunden-Bruchteilen, und heute ist dafür nicht mal mehr eine Chip-Karte nötig.
Zuerst haben die Autobauer den Transponder in den normalen Schlüssel integriert, inzwischen lässt sich bei verschiedenen Herstellern aber auch das Smartphone als Schlüssel-Ersatz nutzen. Die verwendete RFID-Funktechnik (Radio-Frequency Identification), mit der der Code ausgesendet, empfangen und beantwortet wird, hat längst auch in unseren Handys Einzug gehalten. Über eine spezielle App kann der Autoschlüssel digital hinterlegt und das individuelle Handy mit dem Wagen gekoppelt werden. Statt des Schlüssels oder einer Chipkarte empfängt dann das Smartphone die Anfrage des Autos und schickt die entsprechende Antwort zurück.
Allerdings wird bei der Telefon-Lösung in der Regel die NFC-Technik genutzt (Near-Field-Communication): Die verwendet zwar auch das RFID-Protokoll, aber Sender und Empfänger müssen für den Austausch ganz nah beieinander sein bzw. sich berühren. Heißt: Man muss das Smartphone kurz an den Türgriff halten. Zusätzlich wird in der Regel im Fahrzeuginneren nochmal ein Datenaustausch zwischen Handy und Auto vorgenommen, um vor dem Motorstart per Tastendruck (der über ähnliche Funk-Protokolle erlaubt wird) sicher zu gehen, dass wirklich der rechtmäßige Fahrer Zugang erhalten hat.
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Das alles soll die Sicherheit erhöhen, denn grundsätzlich sind die Informationen auf einem Smartphone eher Hackerangriffen oder dem Versuch eines Datenklaus ausgesetzt als in einem echten Schlüssel. Zumal die meisten Systeme auf offene Schnittstellen angewiesen sind: Ein Vorteil des digitalen Schlüssels ist nämlich, dass auch Freunde problemlos den Wagen nutzen können. Mit einem Klick kann der Autoschlüssel geteilt werden; sogar entsprechende Nutzungseinschränkungen können vermerkt werden. Dann hat ein Dritter beispielsweise nur einmalig Zugang zum Auto oder nur in einem bestimmten Zeitraum. Praktisch: Mithilfe digitaler Schlüssel kann der Zugang zum Auto beispielsweise auch Paketdiensten gewährt werden, die dann Bestellungen direkt in den Kofferraum liefern können.