In der IHK in Nürnberg trafen sich Ende Januar mittelfränkische Unternehmerkreise. Zentrum des Austausches: Fachkräftemangel. Laut IHK-Präsident Armin Zitzmann, der Branche als Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherung vertraut, hier in der Rolle des häuslichen Gastgebers, ist das die größte Herausforderung der deutschen Wirtschaft. Welches Risiko für die Zukunft geht damit einher? Es ist größer als die steigenden Energiekosten. In Deutschland gibt es derzeit 1,7 Millionen offene Stellen. Es fehlen Fachkräfte, Führungskräfte, Auszubildende. Es werden bis zum Jahr 2030 über 50 Prozent mehr Arbeitskräfte aus dem Erwerbsleben ausscheiden als neue eintreten.
Konrad Weßner, puls-Inhaber und Geschäftsführer, führte als Moderator in das Programm des 18. puls Unternehmertages ein. Hochkarätige Praktiker aus dem Hause Datev, N-Energie AG, Bundesagentur für Arbeit sowie mittelständische Unternehmerpersönlichkiten zeigten zum Thema Personal verschiedene Facetten auf.
Regionale Intitiativen
IHK-Präsident Zitzmann sprach bei seiner Begrüßung Klartext. Gefordert seien Einschnitte in die Sozialsysteme. Es müsse länger gearbeitet werden. Würden beispielsweise Teilzeitkräfte zwei Wochenstunden länger arbeiten, entspräche das 500.000 Vollzeitstellen. Wir haben in Deutschland die kürzeste Jahresarbeitszeit und die meisten Urlaubstage. Aber Wissenschaft und die Unternehmerschaft werden dabei mit ihren Aussagen politisch negiert. Zitzmann zeigte dann innovative Wege auf, die seitens der IHK in Nürnberg aktiv forciert werden. Er lobte dabei das Zusammenwirken mit den staatlichen Stellen. Es werden ganz gezielt Schul- oder Studienabbrecher angesprochen.
Klaus Beier von der Bundesagentur für Arbeit erläuterte in seinem Beitrag, welche Möglichkeiten das "Qualifizierungschancengesetz" bietet, um Personal zu finden, zu binden und weiterzubilden. Es werden in den einzelnen Schulen Patenschaften angeboten, Praxistage und -wochen. Ausbildungsscouts zeigen den Schülern frühzeitig die einzelnen Berufsmöglichkeiten auf. Zitzmann forderte in diesem Zusammenhang den dringlichen Abbau an regulatorischen und sprachlichen Hürden, gerade wenn Arbeitskräfte im Ausland gesucht würden.
Deutlich wurde in den weiteren Beiträgen, dass auch in den Unternehmen selbst innovative Wege zu gehen sind. Es herrscht nicht nur Fachkräftemangel, sondern grundsätzlich Arbeitskräftemangel. Vielen Spediteuren gehen die Lkw-Fahrer aus, weshalb einige Hersteller nicht mehr in der Lage sind, die Logistik der Fahrzeugzustellung für ihre Händlerschaft zu garantieren.
Autohandel mit Imageproblem
Weßner stellte mit seinem Co-Referenten Florian Schmidbauer eine neue Studie vor, welche Faktoren die Attraktivität des Automobilhandels als Arbeitgeber und bei Kunden steigern. Dazu wurden Faktoren wie Innovationskraft, Persönliche Karriere- und Entwicklungschancen, Bezahlung, Freude an der Arbeit, Image, Work-Life-Balance, Soziale und gesellschaftliche Relevanz, Ökologische Nachhaltigkeit, Zukunfts- und Arbeitsplatzsicherheit aufgezeigt. In puncto Innovationskraft und persönliche Karrierechancen hat der Automobilhandel laut Befragung ein markantes Imageproblem.
Die Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zeigen sich der Studie zufolge nicht nur im Ausbildungsbereich, sondern auch bei akademischen Positionen. Ferner leiden größere Unternehmen stärker als kleinere unter der Fachkräftemalaise.