Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen schließt Kurzarbeit in deutschen Werken für die kommenden Monate nicht aus. Konzernchef Wolf-Henning Scheider sagte im Stuttgarter Wirtschaftspresseclub, er gehe zwar trotz der schwachen Autokonjunktur und der Transformation vom Verbrennungs- zum Elektromotor momentan nicht davon aus, dass Kurzarbeit in den nächsten Wochen herangezogen werden müsse. Zugleich wollte er eine solche Maßnahme ausdrücklich nicht ausschließen. Ob Kurzarbeit nötig sei, hänge auch davon ab, wie das Jahr 2020 anlaufe.
"Wir sind in einer sehr angespannten Situation", betonte Scheider mit Blick auf die Marktlage im Autogeschäft. Er rechne mit einer zwei Jahre dauernden Phase der Stagnation. Derzeit greife man in deutschen Werken auf Flexibilisierungsmaßnahmen wie Zeitkonten und Schließtage zurück. Bei Führungskräften würden Gehaltssteigerungen verschoben.
ZF ist einer der weltweit größten Automobilzulieferer und vor allem auf dem Gebiet der Antriebs- und Fahrwerktechnik aktiv. Zugleich verdient der Konzern aber auch in autofernen Bereichen Geld – etwa mit Getrieben für Windkraftanlagen oder im Baumaschinen-Sektor. Scheider sagte, hier liefen die Geschäfte bestens.
Weniger Umsatz erwartet
Unter dem Strich werde der Umsatz 2019 bei 36 bis 37 Milliarden Euro liegen. Im April hatte das Unternehmen noch Erlöse zwischen 37 bis 38 Milliarden Euro prognostiziert. "Wir waren vor dem Rückgang der Märkte von einem deutlichen Wachstum ausgegangen", räumte Scheider ein. 2018 lag der Umsatz bei 36,9 Milliarden Euro – nun erwarte man "in etwa eine Stagnation". Der ZF-Chef betonte, auch 2020 werde ein schwieriges Jahr "mit keinen oder geringen Wachstumsraten".
Mit Blick auf Zulieferer-Konkurrenten, die wie Bosch angesichts der Autokrise zum Teil den Abbau von Stellen angekündigt haben, betonte Scheider: "Unsere Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor ist im Vergleich zu manch anderem geringer." ZF beschäftigt weltweit rund 149.000 Mitarbeiter, davon etwa 50.000 in Deutschland. (dpa)