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Osram wird österreichisch: David schluckt Goliath

09.12.2019 09:06 Uhr
Osram Zentrale
AMS hat Osram übernommen.
© Foto: Osram

Nach wenigen Jahren der Selbstständigkeit wird Osram von dem österreichischen Sensorhersteller AMS übernommen, der wesentlich kleiner ist als das Münchner Unternehmen.

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Im zweiten Anlauf ist dem österreichischen Elektronikunternehmen AMS die erhoffte Übernahme von Osram geglückt. Mehr als 55 Prozent der Aktionäre des Münchner Beleuchtungsherstellers haben das Übernahmeangebot von 41 Euro je Aktie angenommen, wie AMS am Freitagabend in Premstätten mitteilte. Die beim Osram-Management zunächst nicht willkommenen Österreicher haben damit ihre selbst gesetzte Schwelle erreicht.

Die IG Metall fordert vom neuen Osram-Eigentümer AMS Investitionen und den Erhalt von Jobs. "AMS hat nun die Verantwortung für die Arbeitsplätze und Standorte von Osram", sagte der Unternehmensbeauftragte der Gewerkschaft für den Münchner Lichtkonzern, Klaus Abel, am Montag. "Wir werden mit aller Macht darauf drängen, dass gegebene Zusicherungen für die Arbeitnehmer rechtssicher eingehalten werden. Darüber hinaus werden Investitionen notwendig sein, um die Osram-Standorte zukunftsfähig zu machen."

Zerschlagung befürchtet

IG Metall und Osram-Betriebsrat, die eine Zerschlagung des über 110 Jahre alten Traditionsunternehmens fürchten, haben vergeblich Widerstand geleistet. AMS wächst zwar rasant, ist aber hoch verschuldet und will die Übernahme mit Milliardenkrediten und der Ausgabe neuer Aktien finanzieren.

Damit ist ein monatelanges Übernahmedrama um eines der bekanntesten deutschen Industrieunternehmen vorerst beendet. Allerdings steht die Zustimmung der Behörden noch aus. AMS-Chef Alexander Everke sicherte dem Osram-Management "und allen Stakeholdern" enge Zusammenarbeit zu. Der ehemalige Siemens-Manager Everke hatte gemeinsam mit Osram-Chef Olaf Berlien eine Werbekampagne bei den Aktionären gestartet.

Everke hat sehr ehrgeizige Pläne: Der AMS-Chef will einen europäischen Weltchampion in der Optoelektronik schmieden. Die Produkte von AMS und Osram ergänzen sich in vielerlei Hinsicht. Osram stellt LED-Beleuchtung her, AMS optische Sensoren, in Teilen für identische Kundengruppen, darunter Handyhersteller. "Nun gilt es, gemeinsam mit AMS einen Photonik- und Sensorik-Champion von Weltrang auf den Weg zu bringen", erklärte Osram-Chef Berlien.

Integration auf Augenhöhe

AMS hat zugesagt, bis 2022 niemand bei Osram fusionsbedingt zu entlassen. Die deutschen Standorte sollen sogar gestärkt werden. "Gemeinsam und im Dialog mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern werden der Osram- und AMS-Vorstand nun einen tragfähigen Integrationsfahrplan auf Augenhöhe vorbereiten", hieß es in der Osram-Mitteilung.

IG Metall und Osram-Konzernbetriebsrat waren bis zuletzt nicht überzeugt. Grund ist die Finanzierung: AMS ist erheblich kleiner als Osram, und um das Münchner Unternehmen übernehmen zu können, will AMS ungeachtet einer jetzt schon hohen langfristigen Verschuldung in Milliardenhöhe weitere Kredite in Höhe von knapp 3,9 Milliarden Euro aufnehmen. Deswegen fürchten die Arbeitnehmervertreter eine Zerschlagung Osrams, bei der letztlich die weltweit 24.000 Osram-Mitarbeiter die Zeche zahlen würden.

Osram ist in einer sehr schwierigen Lage. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Die Elektronikbranche ist weltweit von einem tiefen Abschwung erfasst. Eine Hauptursache sind die nachlassenden Produktions- und Verkaufszahlen von Autoindustrie und Smartphoneherstellern, den zwei wichtigsten Kundengruppe für Osram.

Osram-Vorstand und Aufsichtsrat hatten ursprünglich eine Übernahme durch US-Finanzinvestoren befürwortet, die zwei Interessenten Bain Capital und Carlyle hatten jedoch im Laufe der Bieterschlacht aufgegeben. Wegen des rasanten technologischen Wandels in der Beleuchtungsbranche sind nach Einschätzung der Osram-Führungsetage permanente Investitionen notwendig. Ohne einen Geldgeber würde Osram aber nach den hohen Verlusten des vergangenen Geschäftsjahrs das Kapital fehlen, um zu investieren. (dpa)

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