HB ohne Filter vom 9. Mai 2014
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09.05.2014Heute: Die X-te Wunderankündigung des FCA-Chefs Sergio Marchionne, Benzinverkauf an Tankstellen - notwendiges Übel, Prof. Dr. Carl-Horst Hahn im Autohaus Müller, Ralph Meunzel - 25 Jahre AUTOHAUS.
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6. Mai - Dienstag<br><br>Die X-te Wunderankündigung des FCA-Chefs Sergio Marchionne
Tatsache ist, dass dem Finanzgenie Sergio Marchionne seit 2009 die transatlantische "Ehe im Himmel" im Verbund mit Pleite-Chrysler besser gelungen ist, als 1998 ff. Daimler. Dort musste man 2007 die Ehe über die Private-Equity-Firma Cerberus rückabwickeln. Man möchte die Vielzahl der Planankündigungen, die der FCA-Chef binnen seines zehnjährigen Wirkens machte, schon gar nicht mehr ernst nehmen. Deren Erfüllungsgrade fallen auffällig überschaubar aus und waren allesamt nicht vertrauenserweckend. Bis 2018 will Volkswagen der weltgrößte Automobilhersteller sein und über zehn Millionen Fahrzeugenpro Jahr produzieren. Bei FCA (Fiat Chrysler Automobiles) sollen es dann sechs Millionen sein. 2013 stand FCA bei 4,4 Millionen. Fiat selbst schrieb 2013 einen Verlust von 441 Millionen Euro. 2012 1,048 Milliarden. In den anstehenden fünf Jahren sollen 50 Milliarden Euro investiert werden. Schön zu hören. In Wahrheit fehlt aber FCA die Finanzkraft, um den Zwei-Welten-Konzern zu fundieren.
Alfa soll zur Premiummarke und so gezielt im Wettbewerb vor allem zu Audi, dann BMW und MB hochgefahren werden. 2013 wurden 75.000 Alfa verkauft. Es sollen 2018 400.000 sein. Hört man die geplanten Modellankündigungen, dann stellt sich die Frage, wann denn die erste Kreation den Händlern wirklich mal gezeigt wird. Da herrschte bislang Prinzip Hoffnung vor. Solange hier keine Fakten gezeigt werden, haben die vorgelegten Planungen allenfalls traumatische Züge. Fazit: Marchionne hat bis 2018 noch den schwierigsten Weg zu gehen. Den Sanierungsteil hat er ohne Frage wirkungsvoller und viel billiger als Daimler gelöst. Jetzt gilt es, Fiat als einen der schwächsten europäischen Hersteller und Chrysler nach der Pleite mit neuen Inhalten zu beleben und zu einem Großkonzern zu führen. Es ist Fiats letzte Chance, um im Konzert der Großen dabei zu sein.
7. Mai – Mittwoch<br><br>Benzinverkauf an Tankstellen - notwendiges Übel
Es ist durchaus sinnvoll, auf Wandlungen in benachbarten Gewerken zu blicken. Es war 1970, als in den ersten Tankstellen nicht mehr nur Mitnahmeöl, sondern auch die ersten Weinflaschen zum Verkauf auftauchten. Schon vom Duft her war die Vorstellung absurd. Hier edler Rebensaft, dort gewöhungsbedürftige Benzin- bzw. Ölgestank. Damals noch resultierten 80 Prozent der Erträge aus Kraft- und Schmierstoffen. Der Rest aus Inspektionsarbeiten und Reifengeschäft. Heute macht der Ertrag aus dem Spritverkauf an den Tankstellen noch zwölf Prozent aus. Das erinnert an die Entwicklung der Erträge im Neuwagengeschäft.
An Tankstellen wird immer wieder mit neuen Ideen experimentiert. Man denke an die unbemannte Tankstelle mit Bezahlfunktion. Personalkostensenkung! Vandalismussschäden haben das verhindert. Jetzt will man Supermärkte mit einem Produktangebot von 1.200 Artikeln einrichten. Von Sushi bis zur Hähnchenkeule. Was Zwischendurchverzehr, Single-Haushalte, flexiblere Arbeitszeiten alles möglich machen.
Das nützt aber den Tankstellenbetreibern auf der deutschen Seite wenig, wenn wie in Österreich, Polen, Tschechien oder Luxemburg der Sprit aufgrund niedrigerer Steuersätze die deutschen Tankstellenbetreiber in die Knie zwingt. Österreich verdient pro Jahr allein eine Milliarde Euro an ausländischen Tankkunden. Oder anders: Der bundesdeutsche Tanktourismus insgesamt macht einen Steuerausfall von rund 4,3 Milliarden Euro aus. So wird mancher Unternehmer unschuldig zum Opfer! Womit bewiesen wäre, dass der Markt nicht alles gerecht richtet.
8. Mai - Donnerstag<br><br>Prof. Dr. Carl-Horst Hahn im Autohaus Müller
Es gibt im wahren Leben immer wieder die kleinen Freuden. Die haben es oft in sich. Am 19. Oktober 2006 lud ich im Rahmen der Geislinger Vortragsreihe an der Hochschule für Automobilwirtschaft den ehemaligen VW-Vorstandsvorsitzenden (1982 bis 1992), Prof. Dr. Carl-Horst Hahn, zum Vortrag ein. Ferdinand Piëch wurde sein Nachfolger. Welche Ehre, Prof. Hahn kam zu uns an die Hochschule. Mit seinen damals 80 Jahren wurde der "grazile Herr" an diesem Abend für viele Studentinnen und Studenten zum besonderen Magneten. Jochen Müller, ehemaliger Absolvent der Hochschule Geislingen, fuhr extra mit seiner Schwester Inga von Mengen nach Geislingen zu diesem Vortrag. Er konnte nicht ahnen, was daraus werden sollte.
Prof. Hahn stand im Nachgang zu seinem Vortrag in kleinerer Runde noch lange Rede und Antwort. Und daraus entstand die Verbindung zu den Müllers. Es wurde Verbundenheit daraus. Und so hielt Prof. Dr. Carl-Horst Hahn nun anlässlich der Einweihung des neuen Volkswagenverkaufsraumes vor wenigen Tagen in Mengen die Festrede. Es gibt inzwischen die Carl und Marissa Hahn-Stiftung, in dem u.a. Kinder schon im Kindergarten in fremden Sprachen gefördert werden. Hahn brach an diesem Abend im neuen VW-Verkaufsraum in Mengen eine Lanze für das Fördern der Leistung in Bildungswesen, Forschung und Wirtschaft. Ich durfte in meiner 30-jährigen Journalistenzeit zwei Konzernmanagern begegnen, denen ich das Zertifikat "Herren", "Gentleman" umhängen möchte: Prof. Dr. Carl-Horst Hahn und dem ehemaligen VDA-Präsidenten und BMW-Vertriebsvorstand Hans-Erdmann Schönbeck. Hahn meinte mal in einem Nebensatz: "Stil ist Stil!" Jedes Jahr kommt zu Weihnachten eine Karte, die er persönlich unterzeichnet! Wenn er nun extra nach Mengen kommt - das liegt in der Nähe vom schwäbischen Biberach, vorbei an der schönsten Dorfkirche der Welt, Steinhausen - dann ist das Hahns gelebter Stil.
Ich möchte an dieser Stelle auf seine beeindruckende Biografie verweisen, die er verfasst hat: "Meine Jahre mit Volkswagen". Bitte: Gewidmet den Menschen von Volkswagen. Stil! Er hat für den VW-Konzern 1984 die erste Brücke nach China gebaut. Wir holten ihn 2006 zu seinem Vortrag in Geislingen am Flughafen in Stuttgart ab. Auf der Fahrt stellte ich ihm die Frage, China ja, weshalb nicht auch Indien? Prof. Hahn: "Das ist eine Frage ausreichender Managementkapazität. Solche Dimensionen müssen gestaltet und gestaltbar sein."
Die Müllers zu Mengen dürfen stolz darauf seinen, diesen Leuchtturm zu diesem Anlass ihren Kunden präsentieren zu können. Das ist aber auch Referenz von Prof. Hahn an den Handel. Klar, er entstammt einer Unternehmerfamilie und sein Vater führte DKW als Vertriebschef zur damals größten Motorradfabrik der Welt. Das Handelscredo von Prof. Hahn: "Der Handel ist die Lunge der Fabrik." Das mögen sich die Herren Manager noch heute zu Herzen nehmen!
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Carl-Horst Hahn (3.v.l.) bei der Einweihung des neuen VW-Verkaufsraumes im Autohaus Müller, Mengen. Im Bild mit Familie Müller, voran GF Jochen Müller (2.v.r.).
9. Mai - Freitag<br><br>Ralph Meunzel - 25 Jahre AUTOHAUS
Zu gut erinnere ich mich, als im Mai 1989 ein Absolvent aus dem Bereich Kommunikationswissenschaft aus Eichstätt seine Tätigkeit als Redakteur bei AUTOHAUS in Ottobrunn aufnahm: Ralph Meunzel. Praktische Erfahrungen brachte er vom "Donau-Kurier" Ingolstadt und aus der Audi-Presseabteilung mit. Kurz nach seinem Antritt als Redakteur bei uns, fiel die Mauer in Berlin und wir hatten uns rasch neuen Aufgaben zu stellen. Schon dabei wurde sichtbar, RM, so sein heutiges Markenzeichen, kann anpacken. Da gab es noch keine Handys, kein Internet. Der Bequemlichkeitsfaktor war gleich Null. Mit dem Katalysator 1986 gewann auch das Thema "Umweltauto" ein neues Format. Und diese Thematik führte zu einer separaten Umweltbeilage in AUTOHAUS, die Ralph Meunzel redaktionell verantwortete. Sein erstes Fachbuch entstand.
Heute ist Ralph Meunzel nicht nur seit 1994 Chefredakteur von AUTOHAUS, sondern Verlagsleiter Springer Automotive Media sowie Publisher AUTOHAUS CHINA. Eine imposante Entwicklung, die er über diese Wegstrecke genommen hat. Das verdient höchsten Respekt und Gratulation! Ich werde das in AUTOHAUS 10/2014 (das am 19. Mai erscheint) genauer darstellen. An dieser Stelle gestatten sie mir heute einige persönliche Randnotizen.
Können sie sich die Freude und Dankbarkeit darüber vorstellen, wenn man mit einem Menschen über 25 Jahre zusammengearbeitet hat und auf eine sehr gute, weil vertrauensvolle, kreative, menschlich offene und immer anständiges Zusammenwirken zurückblicken darf? Das ist ein Geschenk. In der Zielrichtung des Ganzen bei AUTOHAUS hatten wir nie Differenzen. Wohl im Faktor "wie". Ich habe es in meinen 30 Jahren AUTOHAUS zum Ehrenmitglied im "Verein für deutliche Aussprache" gebracht. Dabei hatte er mir manche Brücken zu bauen und bis heute manche Lehrstunde in Diplomatie zu erteilen. Was ihn dabei mental auszeichnet ist seine hohe Liberalität. Leben und leben lassen! Als Automobilhändlerssohn ist mein Anliegen, stets den Standpunkt des Händlers wie des Handels deutlich zu markieren. Dabei geht es mir nicht um Rechthaberei, sondern ich möchte dafür Sorge tragen, dass es recht wird. Und auf diesem Ohr, dass es alle zugleich vorwärts bringt, habe ich in ihm einen einmaligen Begleiter, einen wichtigen Stabilisator gefunden.
Er ist heute mein Chef. Er ist heute der Weichensteller. Er beinhaltet die Zukunftspolitik wie das operative Tagesgeschäft von AUTOHAUS. Ich wirke da aus dem Hintergrund weiter, aber in reduzierter Form mit. Ich habe den "Karren" 30 Jahre lang mit wirklich großer Freude und Leidenschaft gezogen. Jetzt ist die nächste Generation gefragt. Warum schreibe ich das so deutlich? Ich habe an dieser Stelle immer wieder betont, dass einen erfolgreichen Unternehmer eben auch seine rechtzeitige Nachfolgeregelung auszeichnet. Ich habe das Glück, einen großartigen Nachfolger gefunden zu haben: Ralph Meunzel! Gratulation und höchste Dankbarkeit für unseren gemeinsamen Weg. Sie alle kennen Schillers "Ode an die Freude", die Beethoven in seiner 9. Symphonie vertont hat: "Wem der große Wurf gelungen, eines Freundes Freund zu sein ... Er mische seinen Jubel ein." Das tue ich sehr gerne.
RM, ganz großen Dank für 25 Jahre gemeinsamen Weges! Das war nicht nur eine artige Strecke, das war eine großartige. RM ist ja nicht nur Marathonläufer, sondern in Kürze auch beim Triathlon dabei. Er kennt sich also mit langen Strecken aus. Auch das noch!
Spruch der Woche:
"In Italien ist die Produktionskapazität von zwei Millionen Autos pro Jahr aktuell nur zu einem Fünftel ausgelastet." (Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender Audi AG)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
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