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HB ohne Filter vom 7. September 2012

AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat

präsentiert von



Datum:
07.09.2012

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Heute mit den Themen: 21. AUTOHAUS SommerAkademie in Berchtesgaden, 22. Service-Olympiade in Frankfurt, Golf war, ist und bleibt Golf, Gentleman Hans-Erdmann Schönbeck zum 90. Ehrentag.

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3. September – Montag<br><br>21. AUTOHAUS SommerAkademie in Berchtesgaden


Die AUTOHAUS SommerAkademie 2012 war von besonderer Klasse. Inhaltlich wie vom gesamten landschaftlichen Umfeld. Wer beispielsweise auf dem Kehlsteinhaus, zu anderen Zeiten "Adlerhorst" genannt, in 1.834 Metern Höhe steht, erfährt, was Schönheit der Natur vermitteln kann. Thematisch war als roter Faden Autohaus und Internet gelegt: Preisgesprächsführung, GW-Zukauf, Leadmanagement, Telefon- bzw. E-Mail-Anfragen, mobile und digitalisierte Service-Annahme sowie Neuwagen- und Service-Börsen. ZDK-Präsident Robert Rademacher artikulierte in seiner Abendansprache auf dem Kehlsteinhaus vor historischer Kulisse die fragwürdige Wirkart der Neuwagen-Verkaufsbörsen. Er sieht hier dringlichen Handlungsbedarf seitens der Hersteller, zumal sich diese unmittelbar am Internet-Börsengeschäft beteiligen. In selbige Kerbe schlug auch Rechtsanwalt Uwe Brossette, der aus juristischer Sicht bei einer permanenten Fahrzeugvermittlung über eine Börse die Rechtssystematik der quantitativen Selektion in Frage stellt. Man staunt über das Schweigen der Hersteller, zumal ihre eigenen Niederlassungen gleichermaßen davon betroffen sind.

Mit vergleichbaren Vorbehalten wird die Aktivität diverser freier Leasinggesellschaften gesehen, die ganzen Berufszweigen über Großabnehmerverträge Neufahrzeuge diverser Marken besorgen. Also, man spricht beispielsweise den Bundesverband der Ärzte oder der Apotheker an. Und diese können als besonderen Mitgliederservice den Ärzten bzw. Apothekern und deren Mitarbeitern Neufahrzeuge mit hohen Nachlässen besorgen. Faktisch stellt dies eine untragbare Erosion des Händlervertriebsnetzes dar. Der ZDK wie die Händlerverbände, die Niederlassungen wie die großen Handelsgruppen sind hier in besonderem Maße gefordert. Jeder weiß es, keiner tut was! So hat man den Eindruck. Jeder schaut auf den anderen und wartet. Keiner nimmt die Thematik kreativ in die Hand!

Und wie äußerte sich der ZDK-Präsident zur Meister-HU? "Wir begrüßen die Meister-HU und werden uns im Rahmen der geplanten EU-Neuregelung ab 2015 dafür einsetzen", sagte Rademacher. "Wer als Kfz-Betrieb die HU durchführen möchte, sollte, so er die vorgegebenen Auflagen erfüllt, diese auch durchführen können."

Die E-Bilanz wird erstmals für 2013 zu erstellen sein und muss dann 2014 vorgelegt werden. Der SKR 51, sprich der einheitliche Kontenrahmen für die Branche, ist in der Umsetzung komplexer als geplant. Über Fluch und Segen von Servicebörsen wird weiter zu reden sein. AutoScout 24 beginnt ab dieser Woche mit Fernsehwerbung, um das Thema Servicebörse nach vorne zu bringen. Es ist nicht vermessen, von einer durch und durch gelungenen Veranstaltung zu sprechen. 

 

Robert Rademacher bei der AUTOHAUS SommerAkademie 2012
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Wann sprach je ein ZDK-Präsident zur Branche in sage und schreibe 1.834 Metern Höhe? Das gibt es nur bei AUTOHAUS! Klar, der Geist ist immer oben zu Hause.

 

4. September – Dienstag<br><br>22. Service-Olympiade in Frankfurt


Heute in einer Woche startet das große "Branchen-Happening", die Automechanika 2012. Es wird bis zum 16. September dauern. Die zentralen Themen: Autoteile, Werkstatt- und Tankstellenausrüstung, IT und Management, Fahrzeugwüsche, Zubehör und Tuning. Was sich so locker anhört, erweist sich vor Ort viel komplexer.

Autohausunternehmer werden sich bei ihren Herstellern in Halle 3.1 sowie in den Hallen 8 und 9 umsehen. Es sind aber gar nicht alle Hersteller bzw. Importeure vertreten. Vielfach steht bei den Herstellerständen das Thema Personalgewinnung im Vordergrund. Bei Mercedes-Benz die "Partnerschaft mit Freien und Flotten". Audi wird markant die Hybridtechnologie vorstellen. Gespannt darf man sein, wie Audi "Begeisterung lebt!", was zum besonderen Motto erhoben wurde! Volkswagen hat auf seinem Stand die Kernthemen Qualität, Elektromobilität und Zubehörverkauf aufbereitet.

An mehreren Ständen wird auch auffällig das Thema Service-Apps präsentiert. Der App-Entwickler Applico Data aus Hamburg erhielt für die Entwicklung den "Innovation Award" der Messe. Die mobile, digitale Dialogannahme wird ein weiteres Themenspektrum bilden, sowohl über Smartphones wie über Tablet-PC. Das Thema Servicebörsen wird bei verschiedenen Veranstaltungen im Rampenlicht stehen. Wer sich über den Wettbewerb im freien Servicemarkt informieren möchte, schaue auf alle Fälle bei Bosch vorbei. Dort wird Hybrid- wie E-Antrieb zelebriert. Mögliche Wachstumspotenziale im Autohaus liegen im Reifen-, Glas-, Tuning- Wasch- und Zubehörgeschäft. Ergo: Man schaue sich in diesen Bereichen besonders um. Es gibt keine Messe wie die Automechanika, die so instruktiv und praxisnah – im Freigelände – das Thema Fahrzeugpflege darstellt.

Ziel unseres Bestrebens im Autohaus ist die Erstklassigkeit im Service. Und diese für unsere Kunden. Jeder beobachtet, dass gegenwärtig beim Kunden Verunsicherungen bestehen. Euro-Krise, steigende Energiepreise, kriminelles Fehlverhalten diverser Banken, Korruptionsskandale, Steuer-CDs, Altersarmut u.a. Wir sind uns im Klaren darüber: Die Stimmung kann sich rasch drehen! In solchen Zeiten suchen die Menschen mehr Nähe, Gemeinschaft, Geborgenheit, Sicherheit. Ich bin überzeugt, wer es in seinem Autohaus schafft mehr Nähe und damit Vertrauen zu vermitteln, wird sich spürbar vom Wettbewerb abheben. Und echter Service basiert auf Vertrauen. Robert Bosch – ein Schwabe – meinte einmal: Vertrauen kann man nicht kaufen, man muss es gewinnen! Auf den professionellen Fahrzeugservice der Zukunft!  Klar, im Autohaus.

Besuchen Sie uns auf dem AUTOHAUS-Messestand in Halle 9.0/Stand C69 sowie das Stellenportal autojob.de in der Galleria 1/Stand B24.

 

Der neue Golf VII
© Foto: VW

5. September – Mittwoch<br><br>Golf war, ist und bleibt Golf!


Es war Rudolf Leiding, der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, der 1974 mit dem mutigen Wandel vom Käfer zur Golf-I-Generation den Volkswagenkonzern rettete. Wer hätte es für möglich gehalten, daß bis zum heutigen Tag sage und schreibe 29 Millionen Golfs verkauft würden. Wer die VII. Generation vor sich sieht respektiert, dass trotz einiger technischer Verbesserungen, sprich Mehrwert, der Altpreis ab 16.975 Euro gehalten wurde. Wer den Golf leicht gefällig aufrüstet, ist dann gleich bei 25.000 Euro. Im oberen Bereich sind Pakete bis zu 35.000 Euro machbar. Das waren bis 2002 immerhin 70.000 DM! Man sollte schon den ersten Teil der Inflation mal wieder beim Namen nennen!

Revolutionäres ist beim Golf VII nicht dabei. Man setzt in jeder Beziehung auf artige Kontinuität, Marken- und Produktidentität. Der neu eingeführte modulare Querbaukasten verspricht weitere Produktionsoptimierung. Irgendwelche Kennzahlen zu operativen Margen geschweige denn zur Produktionsdauer in Wolfsburg oder Zwickau werden streng geheim gehalten. Liegt man jetzt immer noch pro Fahrzeug bei 44 Stunden oder leicht unter 40 Stunden?

Die Marketingexperten haben für die Ouvertüre die komplette Neue Nationalgalerie in Berlin gewählt. Da kann man immer wieder den Hut ziehen, mit welch professioneller, vor allem kreativer Machart das Marketing in Wolfsburg agiert. Einfach hohe Klasse! Aufsichtsratsvorsitzender Ferdinand Piëch mit Gattin und Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit waren in Berlin live unter den 700 geladenen Gästen. Piëch und Wowereit, welcher Mix! Der eine ist Milliardär und der andere setzt Milliarden in den Sand! Das ist der feine Unterschied, wenn die eine Faktion daran gewohnt ist, schon immer vom "Berliner Notopfer" zu leben.

Ohne Frage ist für Volkswagen die "Speerspitze Golf" existenziell. Man hat die offizielle Einführungspower bewusst vor die Nutzfahrzeug-IAA gelegt und ganz gezielt vor die Einführung der neuen A-Klasse. Diese wird bei den MB-Partnern ab 15. September offiziell eingeführt:

 

Der neue Golf steht ab 10. November bei den Händlern. Und Toyota gibt mit dem Auris kräftig Gas. Wer macht das Rennen? MB kann mit der B-Klasse eine Top-Entwicklung vorweisen. Die A-Klasse hat gleichermaßen das Zeug dazu. Ehrlich, auch Daimler braucht die Menge. Allerdings Menge mit Erträgen! Ergo: Es bleibt farbig. Wunderbar so.

 

Hans-Erdmann Schönbeck
Hans-Erdmann Schönbeck
© Foto: Prof. Hannes Brachat

7. September – Freitag<br><br>Gentleman Hans-Erdmann Schönbeck zum 90. Ehrentag


Mancher Leser wird über die Dimension nachstehender Würdigung erstaunt sein. Ich erbitte mir ihr Wohlwollen für einen ganz besonderen Anlass, für eine ganz besondere Persönlichkeit: Hans-Erdmann Schönbeck! Als mich Sir Günther Stöckert, ehemals Vorstandsvorsitzender von MB-Lueg (Bochum) in Kenntnis setzte, dass Hans-Erdmann Schönbeck am 9. September seinen 90. Geburtstag feiere, rief ich den Jubilar an und bat um eine "Audienz". Ich sage bewusst: Audienz. Hans-Erdmann Schönbeck empfing mich in München und ich durfte ihn über zwei Stunden förmlich "löchern". Unglaublich, mit welcher Geistesgegenwart er Thema für Thema abrief und spontan die jeweilige Situation aus dem Gedächtnis reflektieren konnte – konzentriert, aufrecht in seinem Sessel sitzend. Die unvergessliche Ausstrahlung einer Persönlichkeit, die in 90 Jahren aus ihrem Leben eine großartige Meisterschaft gestaltet hat.

Zugegeben, ich traf Hans-Erdmann Schönbeck persönlich zum letzten Mal, als er mich 1988 als VDA-Präsident anrief und zum gemeinsamen Essen nach Bad Homburg einlud, um sich persönlich zu verabschieden. Welche Ehre! Für ihn persönlich war es symbolisch die offizielle Verabschiedung vom Automobilhandel. Als automobiler Top-Manager gehörte er zu den wenigen, die ein verdammt großes Herz für den Handel hatten und bis heute haben. Unser Jubilar: Ein Gentleman mit einmaligem Stil! In meiner bald 30-jährigen journalistischen Tätigkeit durfte ich zahlreiche Manager persönlich erleben und schreibend begleiten. Zweien widme ich das Prädikat - jeder von ihnen auf seine Art - ein Gentleman zu sein zu. Prof. Dr. Carl-Horst Hahn, ehemals Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns, und Hans-Erdmann Schönbeck.

Persönlich durfte ich unseren Jubilar mehrfach erleben, als er Vertriebsvorstand bei BMW war. Er hat dort die Internationalisierung eingeleitet und als Vertriebsvorstand die BMW-Identity in "Weiß-Silber" auf vornehme Bahn geschickt. Das wirkt bis heute. Das Wertige von BMW, die vornehme Ausstrahlung, das hat Hans-Erdman Schönbeck in personam durch und durch verkörpert. Gentleman Schönbeck, die Inkarnation der Markenbotschaft. Er erlebte seine Jugend in Schlesien auf dem elterlichen Gutshof. Noch heute schwärmt er von seinen Eltern, die ihm nur gute Gene geschenkt haben, die ihm bis heute Lebenskraft und Lebensfreude geben. Gentleman Schönbeck: der Mann der frohen Zuversicht: "Ich freue mich heute noch über jeden Tag, ohne wenn und aber." Ein Mann des guten Kampfes!

Und jetzt kommt die Klugheit im Verbund mit Noblesse. Die Manager sind in den 70er und 80er Jahren miteinander anders umgegangen als heute. Nicht so verbissen. Heute wird jeder nervös, wenn er mal eine halbe Stunde keinen Handyempfang hat und nicht erreichbar ist. Schönbeck im Klartext: "Ich wünsche dem Handel wie den Managern in der Automobilindustrie mehr Gelassenheit. Es ist doch ein Trugschluss zu meinen, man könne alles regeln." Wenn ich dem Jubilar zuhöre und er den Managervergleich zu früher zieht, dann war die Spezies früher von der Machart, dass sie das, was sie taten, auch zu ihrer persönlichen Sache gemacht haben. Sowohl den Erfolg wie auch das Scheitern. Heute ist jeder darauf bedacht, ja keinen Fehler zu machen. Gentleman Schönbeck: der authentische, wie der Botschafter der Gelassenheit.

Man muss wissen, dass Hans-Erdmann Schönbeck als Heimatvertriebener nach dem Krieg in München "landete". Aus dem Elternhaus heraus war ihm die landwirtschaftliche Wurzel, die Naturverbundenheit in die Wiege gelegt. Dazu studierte er zunächst an der Technischen Universität München die Agrarwissenschaft. Da zog er selbst den Riegel und "landete" 1948 bei der MAHAG in München. Erst als Kfz-Mechanikerlehrling, aber nach einem Jahr gleich im Verkauf. Das Auto und der Automobilverkauf wurden und waren ohne Frage seine Welt. Gentleman Schönbeck: der (Agrar-)Automobilist. Katharina Haberl, die Mutter des eben verstorbenen ZDK-Präsidenten und MAHAG-Machers Fritz Haberl, schickte Schönbeck zu "Kaiser" Franz nach Köln, sprich für drei Monate zu Fleischauer. Und dieser entließ ihn damals schon mit den Worten: "Der Schönbeck hat den Marshallstab im Tornister". Und so war es! Er machte "bella figura" als Audi-Vertriebsvorstand, später als BMW-Vertriebsvorstand und dann als VDA-Präsident und als Europa-Präsident der Automobilindustrie (CLCA).

AUTOHAUS hatte bei ihm ohne Frage einen Stein im Brett. Warum? Hans-Erdmann Schönbeck schrieb in seiner Zeit bei der MAHAG immer wieder Beiträge für AUTOHAUS.  Sprich, er wusste auf all seinen Stationen, wo AUTOHAUS seine „Wurzel“ hat. Ohne Vermessenheit, AUTOHAUS war ihm in der inhaltlichen Ausrichtung ein Anliegen. Und das sagt Hans-Erdmann Schönbeck ganz deutlich in seinen Ausführungen: "Ich bedauere das sehr, dass die gegenseitige Verständnisebene zwischen Hersteller und Handel heute noch nicht so gegeben ist, wie das sinnvoll wäre. Die Globalisierung führt zu noch größerer Entfremdung, weil die persönliche Begegnung aufgrund der Gesamtdimension zwangsläufig auf der Strecke bleiben muss. Und bei aller Anpassung und bei aller Veränderung sollten wir uns dennoch die Frage stellen, ob der neue Weg, die neue Entwicklung auch wirklich die bessere ist." Gentleman Schönbeck: Der liberale, der offene Geist!

Und jetzt kommt der Gentleman mit Handelsherz: "Ich habe das immer gesagt und das ist auch heute noch meine Meinung: Ich lebe als Vertriebsvorstand von euch. Du hast als Händler eine große Verantwortung. Ich habe auch eine sehr große Verantwortung. Aber, ich bin Angestellter. Du bist Risikoträger. Und wenn es nur für 23 Mitarbeiter ist. Das ist etwas ganz anderes. Und vor deiner Leistung im Alltag und vor der Tatsache, dass du das Risiko trägst, habe ich größten Respekt. Und so habe ich das gelebt. Ich hätte das aber nie gekonnt, wenn ich nicht zwanzig Jahre bei der MAHAG erfahren hätte, was die Seele des Handels ausmacht. Und ich habe damals in Oberbayern viele Händler eingesetzt. Und ich habe da Händlerfacetten in einer wunderbaren Vielfalt erfahren. Und all diese Erfahrungen und Erlebnisse habe ich mit ganzer Kraft an meinen Wirkungsstätten eingebracht. Ich habe in den USA, in Japan in Südafrika in meiner Zeit als BMW-Vertriebsvorstand unmittelbar Händlerbeiräte gegründet. Und es war mir Anliegen, diese bei meinem jeweiligen Besuch zu treffen. Ja, ich konnte leider nicht mehr jeden Händler empfangen. Aber mein ganzes Team kannte meine Diktion. Und die Wertschätzung zum Handel haben wir im Alltag gelebt. Das war mir wirklich sehr wichtig." Gentleman Schönbeck: ein Insider und Freund des Handels.

Unvergesslich ist mir die Jubiläumsfeier am 26. Januar 1986 in Stuttgart: 100 Jahre Automobil. Mercedes-Benz! Es sprach u.a. Alfred Herrhausen. Unvergessen! Eben für den VDA Hans-Erdmann Schönbeck. Ich habe noch in Erinnerung, als er 1986, drei Jahre vor der Grenzöffnung, die Bedeutung und die Marken der deutschen Automobilindustrie "im Osten" aufleben ließ und all die klangvollen Automobilmarken damals schon mutig beim Namen nannte. Gentleman Schönbeck: der tiefgründige und weitblickende.

Als VDA- und CLCA-Präsident bewegte sich Schönbeck auf politischem Parkett. Da wurde jeder öffentliche Auftritt zum wahren Präludium. Trat er beispielsweise bei der Eröffnung zur IAA ans Rednerpult und begrüßte Bundeskanzler Helmut Kohl oder 1986 den „Pomademinister“ Dr. Friedrich Zimmermann (CSU) in Sachen Katalysator, dann war man schon gespannt, wie Schönbeck als Gentleman die anstehenden Botschaften diplomatisch inszenierte. Das waren rhetorische Bravourstücke. Gentleman Schönbeck: ein diplomatisches Rhetorikgenie. Ja, Hans-Erdmann Schönbeck glänzte in der Rolle des VDA-Präsidenten als Brückenbauer. Dies auch innerhalb der zahlreichen Zulieferfirmen, die Mitglied im VDA sind und die gleiches Spannungsverhältnis zum Hersteller haben wie wir im Automobilhandel. Gentleman Schönbeck: der Brückenbauer.

Was mir erst in der Vorbereitung zur Geburtstags-Audienz bewusst wurde – dank Internet: Dass der 1,83 Meter große Panzeroffizier Hans-Erdmann Schönbeck am 22. Januar 1943, abgemagert auf 45 Kilogramm, erblindet in einem Erdloch in Stalingrad lag und mit der letzten Maschine aus Stalingrad ausgeflogen wurde. Ich war sprachlos! Später kam er zur Gruppe um Graf Stauffenberg. Sie sehen mir nach, dass ich ihm bei der Audienz die Frage stellen musste, warum mein eigener Vater, mein Lehrer in der Grundschule und andere keinen einzigen Satz zum Thema II. Weltkrieg verloren?  Selbst auf intensives Nachfragen nicht. Hans-Erdmann Schönbeck in sehr würdiger Zurückhaltung und intensivem direkten Blickkontakt, erst schweigend, Atempause: "Über Krieg kann man nicht sprechen!" Er erklärt das mit der damaligen Situation. Die Soldaten wussten, was sie erwartet, wenn sie heimkamen. Dazu kamen über zehn Millionen Heimatvertriebene. Da galten nun ganz andere Prioritäten. Und danach war es zu spät. Geben sie bei Google "Hans-Erdmann Schönbeck" ein und sie haben ihn live mit allen sehr sehens- und hörenswerten YouTube-Beiträgen live vor sich. Respekt! Gentleman Schönbeck: ein sensibler Historiker!

Wer immer sich der Aufgabe stellt, die Automobilwirtschaftsgeschichte nach dem II. Weltkrieg zu verfassen, er wird zwangsläufig auf unseren Jubilar stoßen. Aus Sicht des Automobilhandels war er der Manager, der ganz markant die Synthese zwischen Hersteller und Handel prägte. Und das mit Vorbildcharakter. AUTOHAUS dankt dieser großartigen Persönlichkeit und ist natürlich sehr stolz darauf, Gentleman Schönbeck unter seinen Autoren zu wissen.

Hans-Erdmann Schönbeck, wir alle verbeugen uns innerlich vor ihrem Meisterwerk, das sie der Automobilwirtschaft vermacht haben. Sie waren Präger, Visionär, Landwirt in ihrer Gesinnung, naturverbunden, nichts mit "Cafe Größenwahn", Brückenbauer, höchst anständig, immer Noblesse, einfach: ein großartiger Mensch! Hans-Erdmann Schönbeck, unser Gentleman: ein Vorbild! Persönlich durfte ich mit ihnen in München zwei journalistische Sternstunden erleben! Unvergesslich und dankbar! Gratualtion!

Hans-Erdmann Schönbeck
© Foto: Prof. Hannes Brachat

 

Spruch der Woche:

"Immerhin haben wir von zwölf Marken elf mit schwarzen oder dick schwarzen Zahlen. Da trägt man ein krankes Kind." (Ferdinand Piëch über seine "Lieblingsmarke" Seat)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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