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HB ohne Filter vom 29. Juli 2011

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Datum:
29.07.2011

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Heute mit den Themen: Markenbewusstsein, Kennzahlen zum Reifengeschäft, Kfz-Unterhaltskosten – ein Dauerbrenner, Paravan – Mutmacher- und Mobilitätstag. 

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25. Juli – Montag

Markenbewusstsein. Marke ist ein subjektives Vorstellungsbild, das ein Kunde von einem Produkt oder einer Dienstleistung hat. "auto motor sport" (ams) hat neben den Fahrzeugen einmal die Brands für Produkte und Dienstleistungen hinter und neben dem Auto über eine Leserwertung ermittelt. Danach steht bei Car-Hifi B&O, gefolgt von Bose ganz oben. Bei Navigationssystemen: TomTom und Becker. Bei den Mineralölgesellschaften Aral, dann Shell. Bei den Werkstattketten: Bosch, dann ATU. Bosch betreibt seit 1914 sein "Bosch-Dienst-System" und hat heute weltweit 14.000 Stationen – in Moskau sogar einen Betrieb mit 107 Arbeitsplätzen. Bei den Pkw-Börsen: Autoscout24, dann Mobile.de. Bei den Dach-/Heckträgern Thule und Westfalia. Bei Pflegemitteln Sonax, gefolgt von Liqui Moly. Liqui Moly-Chef Ernst Prost war in seinem Vorleben Marketing-Leiter von Sonax. Bei den Scheibenwischern und Batterien steht jeweils Bosch auf dem Siegerpodest. Bei den Felgen führt BBS die Spitze an, gefolgt von Borbet. Bitte, wo bleibt das Markenbewusstsein für Felgen? Leider weist "ams" die führenden Reifenmarken nicht aus. Bei den Schmierstoffen hat Liqui Moly Castrol vom ersten Platz verdrängt! Auf Platz zehn steht immer noch die hohe Sympathiemarke "Veedol". Bei den Tunern macht Brabus vor Abt Sportsline das Rennen. Im Versandhandel stehen Conrad und D&W ganz oben. Bei den Sitzen/Sportsitzen hat Recaro die Nase vorn, König folgt. Bei den Autovermietern steht Sixt auf Platz eins, Europcar auf Platz zwei.

Was soll damit zum Ausdruck gebracht werden? Jedes Autohaus verkörpert vor Ort die Marke des Automobilherstellers, aber auch sich selbst. Die Handelsmarke! Welcher Händler führt vor Ort mit seiner Handelsmarke? Hersteller- wie Handelsmarke sind gleich wichtig, auch wenn das natürlich die Hersteller ganz anders sehen. Ein gutes Produkt ist die halbe Miete. Den Rest verkörpert der jeweilige Händler. Weshalb gibt es Händler, die vor Ort den doppelten Marktanteil wie der Bundesschnitt vorgibt erreichen? Die Antwort: Handelsmarke! Persönliche Verkörperung der handelnden Mitarbeiter im Autohaus!

26. Juli – Dienstag

Kennzahlen zum Reifengeschäft. Noch immer werten wir die Ergebnisse des AUTOHAUS-Reifenwettbewerbs 2011 aus. Dabei spielen die Kennzahlen eine gewichtige Rolle. Schließlich steht die Gewinnerzielung an erster Stelle unternehmerischer Zielsetzung. Lassen Sie die nachstehenden Größendimensionen auf sich wirken:

Umsatz pro Reifen: 90 bis 235 Euro
Umsatz pro (Komplett) Rad, Stückpreis: 140 bis 250 Euro

Bruttoertrag (Komplett-)Rad: 15 bis 20 Prozent
Bruttoertrag Reifen: 15 bis 25 Prozent

Reifen-Hotelquote der Stammkunden im Autohaus: 20 bis 25 Prozent (Radsätze à vier Stück)
Reifen-Hotelquote in Relation der verkauften Neu- und Gebrauchtwagen pro Jahr: 1:1
(Wer beispielsweise 1.000 Neu- und Gebrauchtwagen p.a. verkauft, kommt auf rund 1.000 Radsätze – Einlagerung (à vier Stück))
Zielmarke für Kundenräder-Einlieferung: 50 Prozent!

Wie viel bezahlen Autofahrer für den Räderwechsel (ohne Kauf von Reifen, Felgen oder sonstige Leistungen)?
Premium: 34,95 EUR (inkl. MWSt)
Nicht-Premium: 27,61 EUR (inkl. MWSt)

Wie viel bezahlt der Autofahrer für die Einlagerung seiner Räder?
Im Schnitt 23,51 Euro, Einlagerung zuzüglich Reinigung im Schnitt 25,33 Euro.

Entsorgungsaufwand pro Reifen: 1,50 bis 2,00 Euro (Weiterverrechnen!)

Derzeit sitzen die Reifenverantwortlichen im Autohaus an der Vororder für das Winterreifengeschäft. Faustregel: 70 Prozent des Vorjahresverbrauchs pro Saison werden vorgeordert.

Welche Auswuchtquote wird von guten Autohäusern erzielt?
Antwort: 60 Prozent!

Wie hoch ist das Reifenwaschpotenzial?
Antwort: 80 Prozent!

Wer in seinen Leasingverträgen Full-Service-Leasing vereinbart, schafft grundsätzlich höhere Servicequoten.

Reifen-Einkaufsquellen:
Hersteller: 50 bis 60 Prozent
Großhandel: 40 bis 50 Prozent
Internet: Zehn Prozent

UHP- (Hochgeschwindigkeitsreifen) und Runflat-Reifen (besitzen durch die Seitenwandverstärkung Notlaufeigenschaften, d.h. im Falle eines Reifenschadens können sie mit verminderter Geschwindigkeit (80 km/h) mindestens 80 Kilometer weiter betrieben werden) machen heute ca. 25 Prozent des gesamten Marktvolumens im Pkw-Reifenersatzgeschäft aus. Sprich, ein Viertel des Reifenersatzgeschäfts hat Premiumcharakter!

Fazit: Auch im Reifengeschäft stecken bei professioneller und markenbildender Vorgehensweise noch Potenziale drin. Von zehn Autofahrern kennen acht die Reifenmarke ihres eigenen Fahrzeuges nicht, mit dem sie unterwegs sind. Da ist der erste Hebel zu setzen. Profis mit Profil drehen das um!

27. Juli – Mittwoch

Kfz-Unterhaltskosten – ein Dauerbrenner! Benzinpreis ist Brotpreis! Zahlreiche Autofahrer sind auf ein Auto angewiesen, fahren, obwohl sie sich ein Fahrzeug in Wahrheit nicht leisten können. Also versucht man die Unterhaltskosten zu drücken, wo es geht. Andere Autofahrer haben die Einstellung von Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin: "Ein Auto muss mich von A nach B bringen, darf nicht viel kosten und darf vor allem nicht viel Arbeit machen." Die Nettolöhne der normalen Einkommensbezieher sinken. Mit der Pkw-Maut werden neue Steuerhöhungen angekündigt. Dann kursiert aktuell der Pleitegeier über Amerika. "Yes, we can!" Was? Pleite gehen! Schuldenstand: 14,3 Billionen Dollar. Ausgeschrieben: 14.300.000.000.000 Dollar. Unvorstellbar! Das beängstigt jeden.

Die DAT spricht in ihrem Report stets von "DiYourselfern". Sie machen auf der "schwarzen Ebene" aber doch 20 Prozent der gesamten Werkstattaufträge aus. Andere versuchen ihr Billigglück in einer freien Werkstatt und glauben immer noch, dass ATU preisgünstiger sei als Markenbetriebe. Die Sparfüchse wechseln Ende November die Kfz-Versicherung usw.

Die Branche ist in der Tat bei einem durchschnittlichen Stundenverrechnungssatz von 74 Euro zuzüglich MwSt. gehalten, Tipps zu wirtschaftlichem Autofahren zu geben. Dazu ließe sich bei jeder Kunden-Rechnung ein Impuls anbringen. Beispiele: Ab einer Standzeit von zehn Sekunden, Motor abstellen. Oder: Vorausschauend fahren. Wer viel beschleunigt, muss auch viel bremsen! Oder: Dachgepäckträger entfernen. Oder: Alle 14 Tage Reifendruck kontrollieren! Oder: Früh hochschalten! Wer mit maximal 2.000 Umdrehungen pro Minute auskommt, kann bis zu 30 Prozent Sprit sparen. Oder: Kurzfahrten vermeiden! Spritsparreifen (Eco- oder Leichtlaufreifen genannt) senken den Kraftstoffverbrauch um bis zu drei Prozent. Michelin geht bei seinen "grünen" Reifen von weiteren 25 Prozent Spritersparnis aus. Die Pneus erwärmen sich beim Fahren schneller und haften so besser am Boden. Es wird bereits eine Kennzeichnungspflicht für energieeffiziente Reifen eingefordert – ähnlich der Vorschrift, wie wir sie noch dieses Jahr für Neufahrzeuge umzusetzen haben. Leisten auch wir unseren Beitrag, damit das Autofahren bezahlbar bleibt.

29. Juli – Freitag

Paravan – Mutmacher- und Mobilitätstag. Auf der schwäbischen Alb, weit hinter Reutlingen via Münsinger Truppenübungsplatz, stößt man auf Pfronstetten. Dort im Ortsteil Aichelau trifft man zwangsläufig sichtbar auf die Firma Paravan. Mit dem "Kfz-Mechaniker" Roland Arnold, einer von uns, hat sich dort ein Bauernsohn mit seinem Unternehmen zum Weltmarktführer in Sachen Behindertenfahrzeuge entwickelt. Ein schwäbischer Tüftler! Roland Arnold erhielt 2010 u.a. den deutschen Mutmacherpreis. Jetzt veranstaltete er im Rahmen von "125 Jahre Automobil" mit seinen Mitarbeitern einen Tag der offenen Tür. Arnold nannte ihn "Mutmacher- und Mobilitätstag".

Neben verschiedenen Schwenk- und Drehsitzkollektionen, die sich als Nischenprodukte vorzüglich für Autohäuser eignen, stellte er auch ein Elektromobil der besonderen Klasse vor. Es handelt sich um ein Elektromobil, ein Joystick-Fahrzeug ohne Lenkrad und Pedale – siehe Abbildung. Es wird 2014 auf den Markt kommen. Ein schwäbischer Mittelständler kommt mit einer eigenen Automobillösung! Wer dieses Design zur Kenntnis auf sich wirken lässt, gerät hinsichtlich eines typischen Frauenautos ins Schwärmen. Die Automobilindustrie will diverse Trends immer noch nicht wahrhaben. Sie bauen lieber ihre überdimensionierten Fahrzeuge in allen Nischenabstufungen weiter, statt gezielte Bedürfnisse abzudecken. Für den älteren Menschen, der bequem einsteigen möchte, für den Studenten, der den kleinen, umweltfreundliche Flitzer sucht, für die Mutter, die mit dem Kinderwagen und der Bierkiste Probleme hat, für den Taxifahrer, für den die vorhandenen Taxifahrzeuge Eunuchen- und Kropfcharakter haben.


Arnolds Wurf strahlt die Null-Emission schon im Design aus. Der Joy-Stick steht für Fahrspaß. Nachhaltigkeit wird ja immer noch rational betrachtet. Die Ästhetik aus Pfronstetten-Aichelau atmet großes Premium aus, selbst wenn Premium auch nicht mehr das ist, was es einmal war. Angesichts des schwäbischen Innovationshauchs kann man nur sagen: "Die Zukunft hat begonnen!" Warum? Mit den Paravan-Produkten hat man weder Erklärungsnöte noch Akzeptanzprobleme.

Spruch der Woche:
"Immer wenn man die Meinung der Mehrheit teilt, ist es Zeit, sich zu besinnen.“ (Mark Twain)

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


Karl Schuler

29.07.2011 - 13:42 Uhr

1. Die Handelsmarke "Autohaus" mit selbstverkaufendem Inhaber hat sich als die beste und profitabelste aller Lösungen erwiesen. 2. Bei den Kennzahlen zum Reifengeschäft findet auch das beste Autohaus noch Potentiale - Danke! 3. Vergleichen Sie niemals eine freie Werkstatt mit dem Großbetrieb ATU - Danke! 4. Schönes Wochende!


K. Wempe

29.07.2011 - 13:45 Uhr

Danke Herr Brachat für die Kennzahlen fürs Reifengeschäft. Zeigen sie doch, dass ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Übrigens: Meine Dispo als Reifenverantwortlicher habe ich schon im März gemacht, damit ich auch das bekomme was ich verkaufen möchte. Ein ganz wichtiger Punkt noch: Immer wieder erlebe ich es hier im Hause, dass die Reifenverkäufer (meistens die Kundendienstverkäufer, aber auch die Automobilverkäufer) zuerst den günstigsten Satz anbieten um somit Argumentation und Zeit zu sparen. Eine Beratung oder Bedarfsanalyse geschweige denn eine Argumentation pro Premium findet immer weniger statt. Hier gilt es gerade im Autohaus das Potenzial zu nutzen. Denn billig kann jeder. Das Reifengeschäft im Autohaus kann und muss Premiumcharakter haben.


Wolfgang Hetzke

29.07.2011 - 15:16 Uhr

Ich glaube viele Kraftfahrer denken immer noch,daß man mit den Fahrer-Assistenzsystemen die Fahrphysik außer Kraft setzen kann.Aber man sieht es immer wieder,daß dies ein großer Trugschluß ist.


Hans Joachim Schupp

29.07.2011 - 17:39 Uhr

Handelsmarke "Autohaus" Guten Tag Herr Brachat, von einem berühmten Automanager (war es Henry Ford oder Lee Iacocca?) soll folgendes Zitat stammen: "In Zeiten, in den Produkte und Preise immer ähnlicher und damit austauschbarer werden, sind es die Menschen, die den Unterschied machen." Dieses Zitat sagt alles: Der Mensch, der Unternehmer, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Autohaus machen den Unterschied. Aus meiner Sicht sollte in der Werbung und Kommunikation immer der Name des Unternehmers im Vordergrund stehen. Dafür gibt es viele positive Beispiele. Wie hat ein Autohaus-Unternehmer einmal zu mir gesagt, als er von seinem bisherigen Hersteller die Kündigung erhielt: Ist doch egal, welches Markenschild an meinem Autohaus hängt. Meine Kunden kaufen ihre Autos bei MIR. Investieren Sie in Ihren Namen. So schön die CI-Anforderungen der Hersteller auch sein mögen. Ihr Name ist das Wichtigste. Zum Schluß noch ein schönes Beispiel aus der Werbung. Das kennt jeder: "Wenn´s um Geld geht: ................ Wenn´s um Autos geht: Autohaus Ihr Name P.S. Bin kein Marketing-Mann. Kann nur Finanzierung, Leasing und Händlereinkaufsfinanzierung.


T. Meier

01.08.2011 - 14:32 Uhr

- Eine freie Werkstatt kann durchaus günstiger sein als ein MArkenbetrieb. Die freie Werkstatt braucht keinen Glaspalast, keinen Empfangsbereich mit MA kosten und auch keine "Wellnesszone" für die Kunden. Die qualität muss nicht schlechter sein, die Gemeinkosten sind auf jeden Fall niedriger. - Ihre Spritspartips in Ehren, aber imho bringen Tips nur etwas, wenn sie auch verlangt werden. Wenn man die PS Entwicklung bei den Neuwagen betrachtet, dazu das Fahrverhalten in der Stadt bzw. auf der Autobahn (bei Richtgeschwindigkeit wird man von allem und jedem überholt) beobachten, glaubt man nicht ernsthaft an die Notwendigkeit des Sparens. Das Know How wird oft vorhanden sein, der Wille zum Sparen sicherlich noch nicht überall.


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